Christian Horisberger

«Ich befinde mich gerade im Keller und überprüfe die Funktion von Abbeermaschine, Presse und Pumpen», sagte Andreas Buser, als wir ihn am Mittwoch telefonisch erreichten. Während in den meisten Lagen die Haupternte der weissen Sorten bereits im Gang ist, dauert es noch wenige Tage, bis der Präsident der Weinproduzenten Region Basel/Solothurn für die Lese in seinen eigenen Reben die Erntehelfer aufbieten kann. Buser baut im Oberdörfer Dielenberg, einer der höchsten Lagen im Kanton, auf 22 Aren Riesling x Sylvaner und Baccus an. Je nach Witterung werde er mit gegen einem Dutzend Helferinnen und Helfern zwischen Samstag und Montag ernten. «Je mehr Leute anpacken, desto mehr Zeit bleibt für den gemütlichen Teil», sagt der Kleinwinzer und Kelterer.

Sein Hobby betreibt der frühere Baselbieter Rebbaukommissär sehr gewissenhaft. Empfehlungen, die er in dieser Funktion den Weinbauern abgegeben hatte, lebte und lebt er vor, etwa beim möglichst zurückhaltenden Pflanzenschutz. Dieses Jahr half auch das Wetter den Bauern, Fungizide zu sparen. Aufgrund der Trockenheit sei der Druck durch Pilzkrankheiten nicht gross gewesen.

Ganz im Gegensatz zum verregneten 2021: Spätfröste und nässebedingter Pilzbefall hatten den Winzern eine rekordtiefe Ernte beschert, sagt Buser. Dieses Jahr rechnet er hingegen mit einem mengenmässig durchschnittlichen bis leicht überdurchschnittlichen Ertrag. «Der Behang in Oberdorf ist anständig bis gut.» Für genauere, beziehungsweise für die ganze Region geltende Angaben verweist der Verbandspräsident auf eine Medienorientierung des Kantons in der kommenden Woche. Was der Kleinwinzer mit Gewissheit sagen kann: Die extreme Trockenheit dieses Jahres hat in den Reblagen keine grossen Schäden angerichtet. Doch habe sie für die Rebbauern mit Jungreben einigen Mehraufwand bedeutet. Während ältere Weinstöcke mit ihren tiefen Wurzeln die Trockenheit verkrafteten, wären bis drei oder vier Jahre alte Reben ohne künstliche Bewässerung eingegangen.

Vereinzelt extreme Hagelschäden
Andreas Buser schaffte für seine Jungreben auf 4 Aren während dieses Sommers mit einem mobilen Tank insgesamt 30 Kubikmeter Wasser den Dielenberg hoch und liess sie in eine Tröpfchenbewässerung fliessen. Damit habe er grössere Schäden abwenden können. Von Hagel blieb der Dielenberg dieses Jahr verschont – anders als einige Reblagen in Maisprach oder Biel-Benken. Die Schäden dort seien teilweise «verheerend», sagt Buser.

An der Medienorientierung am Dienstag wird Buser nicht mehr als Rebbaukommissär, sondern in seiner neuen Rolle als Weinproduzenten-Präsident mitwirken. Im Frühling hat er die Aufgabe übernommen. «Manche Menschen mögen sich fragen, ob eine Region mit weniger als einem Prozent der Schweizer Anbaufläche und 75 Prozent Kleinwinzern als Mitgliedern einen Verband braucht», holt Buser aus. Er findet: ja. Der Verband leiste einen wichtigen Beitrag, um den Baselbieter Weinen in der Öffentlichkeit Plattformen zu bieten: So mit den Pressekonferenzen zur Lese und zur Präsentation der neuen Weine, einem gemeinsamen Auftritt an der Basler Weinmesse und seit einigen Jahren auch mit der Kür des Staatsweins.

Am vergangenen Sonntag war der Verband erstmals mit einem Stand am Ebenrain-Tag in Sissach präsent. «Wir haben neben den vier Staatsweinen eine Reihe neuer, pilzwiderstandsfähiger Sorten zum Degustieren angeboten», sagt Buser. Die sogenannten Piwi-Sorten den Weinliebhabern schmackhaft zu machen, nennt er als eine der Herausforderungen für die Produzenten – ebenso für den Verband. Gestandene Weingeniesser wüssten, was sie gerne trinken. Die neuen Sorten würden sich von «ihren» Weinen klar unterscheiden. So müssten für die Piwi-Weine neue Käufer gefunden werden. Das Potenzial ist zweifellos vorhanden: Der jährliche Pro-Kopf-Wein-Konsum in der Schweiz beträgt gegen 30 Liter. Der Marktanteil einheimischer Weine liegt bei knapp 40 Prozent – Tendenz steigend.

Gegenwärtig hätten die regionalen Weinproduzenten mehrheitlich keine Absatzschwierigkeiten, sagt Buser. Dies sei zum Teil auch dem Trend zum Konsum regionaler Erzeugnisse zu verdanken. Doch dürfe man sich nicht auf den Lorbeeren ausruhen. Dafür sei der Konkurrenzdruck zu gross.

Vermarktung ist eine Daueraufgabe

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