Vereinsauflösung, weil der Nachwuchs fehlt
30.09.2022 Bezirk Sissach, Landwirtschaft, SissachObst- und Weinbauverein streicht seine Segel auf Ende Jahr
Der Obst- und Weinbauverein Sissach und Umgebung hat auf Ende Jahr seine Auflösung beschlossen. Er tat dies bereits an seiner Generalversammlung im Frühjahr, da kein Nachwuchs für den Vorstand zu finden war. Am Sonntag wird nun ...
Obst- und Weinbauverein streicht seine Segel auf Ende Jahr
Der Obst- und Weinbauverein Sissach und Umgebung hat auf Ende Jahr seine Auflösung beschlossen. Er tat dies bereits an seiner Generalversammlung im Frühjahr, da kein Nachwuchs für den Vorstand zu finden war. Am Sonntag wird nun im Rahmen eines Abschlussbrunches auf dem «Fluhberg» ein letztes Mal gefeiert.
Willi Wenger
Der im September 1956 als Obstbauverein Sissach gegründete heutige Obst- und Weinbauverein Sissach und Umgebung wird auf Ende Jahr aufgelöst. Beschlossen haben dies seine Mitglieder bereits im März dieses Jahres an der Generalversammlung. Hauptgrund ist die Tatsache, dass einerseits der Verein stark überaltert ist und andererseits der fünfköpfige Vorstand aufgrund von vier Rücktritten nicht mehr gebildet werden konnte. Damit geht eine 65-jährige, abwechslungsreiche Vereinsgeschichte zu Ende.
«Ich bedaure dies sehr», sagt Vereinspräsident Daniel Wiedmer. Es sei leider nicht zu vermeiden gewesen; letztlich habe der Nachwuchs für den Vorstand gefehlt. Wiedmer ergänzt, dass er mit 55 Jahren zu den Jungen im Verein gehöre. «Und ich habe auch schon 25 Vorstandsjahre, davon 15 Jahre als Präsident, hinter mir.»
Bei der Gründung des Obstbauvereins 1956 habe es in Sissach keine Reben mehr gegeben, blickt Wiedmer auf jene Zeit zurück. Der Obstbau stand damals klarerweise im Vordergrund. 37 Bauern – ausschliesslich Sissacher – bildeten den Verein. Auswärtige seien zu jener Zeit kein Thema gewesen, schmunzelt Wiedmer. Erst rund zehn Jahre später, Mitte der 1960er-Jahre, seien zehn Bauern aus der Umgebung «nach langen Diskussionen» aufgenommen worden, ergänzt der aktuelle Langzeit-Präsident.
Gut 20 Jahre später, am 27. April 1984, erfolgte die Umbenennung des Vereins in Obst- und Weinbauverein Sissach und Umgebung. Der Grund dafür sei unter anderem gewesen, dass es in der Gemeinde Sissach wieder Reben gegeben habe. «1974 ist mein Vater Hans Wiedmer in dieses Metier eingestiegen und hat Weinbau in grösserem Stil auf unseren viereinhalb Hektaren betrieben», sagt Daniel Wiedmer. Heute seien es drei Betriebe, die intensiv Weinbau betreiben.
Neben den Kernaufgaben, die Mitglieder stets auf dem neusten Stand der Anbautechnik und der Verwertung oder Vermarktung in Obst- und Weinbau zu informieren, hat der Verein in seiner Geschichte vieles mehr auf die Beine gestellt. Mauserkurse, Vorträge (auch über andere Länder), Exkursionen, Reisen, Diaschauen komplettierten das Jahresprogramm für die Mitglieder, deren Zahl im Rekordjahr 1994 knapp 350 Personen betrug. Dies habe mit dem damaligen Präsidenten Heiri Frei zu tun gehabt, sagt Wiedmer. Zu «Öpfel-Heiri» sei zudem die Aussage überliefert, dass dieser nie mit einer Frau verheiratet war, mit dem Obst- und Weinbauverein hingegen schon.
Ein Fest zum Abschluss
Heute bilden noch 120 Frauen und Männer den Verein, von welchen sehr viele das Aus per Ende Jahr bedauern. Sie alle – der Grossteil von ihnen ist seit Jahren im AHV-Alter – haben für ihren Obst- und Weinbauverein gelebt. Sie haben ihren Jahresbeitrag von 5 Franken (bis 1972), später 8 Franken (bis 1985), dann 10 Franken und heute 20 Franken für Einzelmitglieder beziehungsweise 30 Franken für Familien immer gerne bezahlt. Dies deshalb, weil viel für den Beitrag geboten wurde, bis jetzt. «Die Generalversammlungen waren immer auch ein Glanzlicht, wo im Speziellen das gesellige Beisammensein bei Speis und Trank einen hohen Stellenwert besass», hält Wiedmer fest.
Dieser freut sich auf Sonntag, wo auf dem «Fluhberg» der Abschlussbrunch bevorsteht. «Wir werden ein letztes Mal feiern und unseren Mitgliedern einen Teil unseres bescheidenen Vermögens in Form von kostenlosen Konsumationen zur Verfügung stellen. Was letztlich an Franken übrig bleibt, werden wir einer wohltätigen Institution spenden.» Übrigens: Der Vorstand arbeitete immer ehrenamtlich. Die Statuten dokumentieren dies deutlich. Dort ist festgehalten, dass Vorstandsmitglieder ein Jahresgehalt von 10 Franken beziehen.