Staatspersonal muss sich warm anziehen
30.09.2022 Baselbiet, Energie/Umwelt, Bezirk LiestalDie kantonale Verwaltung startet Energiesparmassnahmen
Der Energieverbrauch der kantonalen Verwaltung soll angesichts der drohenden Mangellage um 5 Prozent beim Strom und 15 Prozent beim Gas reduziert werden. Dazu startet sie nun die ersten Energiesparmassnahmen.
Elmar ...
Die kantonale Verwaltung startet Energiesparmassnahmen
Der Energieverbrauch der kantonalen Verwaltung soll angesichts der drohenden Mangellage um 5 Prozent beim Strom und 15 Prozent beim Gas reduziert werden. Dazu startet sie nun die ersten Energiesparmassnahmen.
Elmar Gächter
Die Heiztemperatur auf 19 Grad senken, das Warmwasser abschalten und auf unnötige Beleuchtungen verzichten. Mit diesen Massnahmen will der Regierungsrat den Energieverbrauch in den 194 Gebäuden der kantonalen Verwaltung um 5 Prozent beim Strom und 15 Prozent beim Gas reduzieren (siehe «Volksstimme» von gestern). Sie sollen laut Medienmitteilung dazu beitragen, eine Energiemangellage in der Schweiz zu vermeiden. Der Kanton habe in seinen Verwaltungsbauten den Energieverbrauch bereits in den vergangenen Jahren deutlich senken können. Auch produzierten zahlreiche Photovoltaikanlagen auf kantonalen Bauten über 1 Million Kilowattstunden Solarstrom.
«Es ist tatsächlich so, dass wir uns wärmer anziehen müssen. Es bleibt uns nichts anderes übrig. Aber wir sind ja alle ein bisschen verwöhnt, und im Gegensatz zu andern Menschen auf dieser Welt sind diese Einschränkungen doch eher klein», hält Andrea Bürki, Mediensprecherin der Bau- und Umweltschutzdirektion (BUD), gegenüber der «Volksstimme» fest.
Die Reduktion von zwei Grad gegenüber der «Normtemperatur» von 21 Grad gilt sowohl für die Verwaltungsräume als auch für die kantonalen Schulbauten. In nicht regelmässig benutzten Büros oder Sitzungszimmern wird die Temperatur noch weiter gesenkt. Warmwasser gibt es nur noch in Schulgebäuden. Einschränken müssen sich auch jene Mitarbeitenden, die mit dem Velo zur Arbeit fahren und sich daran gewöhnt haben, in jenem Gebäude zu duschen, in dem sie arbeiten. Für sie sucht die BUD eine Möglichkeit, um ihnen zentral eine Alternative für eine warme Dusche zu bieten.
Auf Beleuchtungen soll dort verzichtet werden, wo sie die Arbeitstätigkeit oder Sicherheit nicht beeinflussen. Ein grosses Thema sind laut Andrea Bürki die Strassenbeleuchtungen. Verschiedene Gemeinden seien bereits vorstellig geworden mit der Absicht, die Beleuchtung auf ihren Strassen zu bestimmten Zeiten abzuschalten. «Dies ist jedoch eine heikle Angelegenheit – sowohl punkto Verkehrssicherheit als auch hinsichtlich der allgemeinen Sicherheit. Denn diese muss auch künftig gewährleistet sein», so Bürki. Zudem seien die Beleuchtungen an Kantonsund Gemeindestrassen miteinander gekoppelt und eine Umrüstung brauche Zeit und koste Geld.
Gemeinden sollen mitziehen
Susanne Müller, Präsidentin des Verbands des Staats- und Gemeindepersonals Baselland, beantwortet die Frage der «Volksstimme», wie der Sparbeschluss bei den Mitgliedern ankommt, mit einem Schmunzeln. «Das Einzige, was wir als Verband zu diesem Thema gehört haben, war an der letzten Sitzung mit Regierungsrat Anton Lauber, der meinte, angesichts der reduzierten Temperatur gelte es, näher zusammenzurücken, nachdem in der Coronazeit Distanzhalten angesagt war.» Gegen den Beschluss gebe es aus ihrer Sicht nichts zu beanstanden, denn die 19 Grad würden ja auch für zu Hause empfohlen.
Mit der Medienmitteilung des Kantons wurden auch die Gemeinden über die Sparmassnahmen informiert und eingeladen, sie ebenfalls umzusetzen. Peter Buser, Gemeindepräsident von Sissach, meint dazu: «Auch wir werden Massnahmen beschliessen und uns dabei grossmehrheitlich nach den Empfehlungen von Bund und Kanton richten.» Dazu zähle auch, die öffentliche Beleuchtung zu überprüfen.
Bei allen möglichen Einschränkungen dürfe es jedoch nicht so weit kommen, alles zu verbieten. Wenn die öffentliche Hand zu restriktiv sei, finde vieles privat im doppelten Ausmass statt. Unter dem Strich müssten die Massnahmen sinnvoll sein und etwas bringen. Dies gelte auch für die Senkung der Bürotemperatur auf 19 Grad. «Wir brauchen für unsere Mitarbeitenden ein Klima, bei dem sie sich wohl fühlen und leistungsfähig sind», so Peter Buser.
Das empfehlen die Energiedirektoren
vs. Die Konferenz Kantonaler Energiedirektoren hat bereits Mitte September eine umfangreiche Liste mit Empfehlungen für betriebliche Energiesparmassnahmen der Kantone veröffentlicht. Die Handlungsempfehlungen beziehen sich auf Raumtemperaturen, Warmwasser, Kühlung, Lüftung, Beleuchtung sowie Elektrogeräte und IT.
Raumtemperaturen in Schulzimmern und Büros höchstens 20 Grad, in Sporthallen und Werkstätten 17 Grad, in Altersheimen und Spitälern 23 Grad. Storen sind nachts zu schliessen. Stosslüften statt Fenster kippen. Betriebszeiten automatischer Lüftungen reduzieren, an Wochenenden ausschalten.
Warmwasser: Nur Kaltwasser für WCs und Schulzimmer, Wassertemperatur für Duschen, Labor oder Küchen auf 58 Grad begrenzen, für Schwimmbäder um 2 Grad senken. Mit Spardüsen Warmwasserausfluss begrenzen.
Licht: LED einsetzen, Leuchtmittelleistung senken, Nachlaufzeit bei Bewegungsmelder-Anlagen reduzieren. Betriebszeiten von Strassenbeleuchtung reduzieren, auf Objekt- oder Weihnachtsbeleuchtung verzichten oder Betriebszeiten reduzieren.
Geräte: Nicht genutzte Elektrogeräte ausstecken (Schalterleiste verwenden und bei Abwesenheit ausschalten), Kühltemperaturen von Kühlgeräten reduzieren (Kühlschrank auf 7 Grad, Gefrierschrank auf -18 Grad), Energiesparmodus EDV-Geräte mit kurzer Zeitverzögerung aktivieren.