Kultur im kleinen, aber feinen Rahmen
23.09.2022 Bezirk Sissach, WenslingenUeli Gisi und sein 2018 gegründeter Verein Kulturforum Wenslingen bringen Kulturschaffende ins Oberbaselbiet. Im Dachstock einer alten Scheune stellen sie mehrmals im Jahr verschiedene kulturelle Anlässe auf die Beine.
Julia Kaufmann
Direkt am Waldrand beim ...
Ueli Gisi und sein 2018 gegründeter Verein Kulturforum Wenslingen bringen Kulturschaffende ins Oberbaselbiet. Im Dachstock einer alten Scheune stellen sie mehrmals im Jahr verschiedene kulturelle Anlässe auf die Beine.
Julia Kaufmann
Direkt am Waldrand beim Dorfeingang Wenslingens steht eine über 80-jährige Holzscheune. Bei genauerem Betrachten fällt auf, dass an der Fassade aus Blech die Buchstaben ALW sowie Musiknoten und ein Notenschlüssel angebracht sind.
Dies sind die einzigen äusseren Merkmale, die vermuten lassen, dass es sich nicht um eine gewöhnliche Scheune handelt: Im ersten Stock beherbergt sie das «Archiv am Leimenweg», einen kleinen Saal, in dem schon zahlreiche kulturelle Anlässe stattgefunden haben. Zu Gast waren unter anderem die bekannte bulgarische Pianistin Irina Georgieva, das Basler A-cappella-Quartett Cantuccini und die beliebte Jazzband Steppin’ Stompers.
Die Scheune gehört Ueli Gisi. Sein Vater war Zimmermann und Architekt. Um Bretter zu trocknen, errichtete er 1938 einen Lagerschopf. Da Ueli Gisi Biologe und nicht Zimmermann wurde, hatte er vorerst keine Verwendung für den Schopf, als er diesen erbte. Doch nach mehrjährigen, sorgfältigen Ausbau- und Renovationsarbeiten ist das «Archiv am Leimenweg Wenslingen», kurz ALW, entstanden.
Der Saal bietet aber nicht nur Platz für Anlässe, sondern auch für Bücher. Der Schopf gilt rechtlich gesehen noch immer als Lager, in dem weiterhin Dinge gelagert werden müssen. Deshalb lagert Gisi jetzt Bücher an einer Wand des Saales. Sie schaffen nicht nur ein gemütliches Ambiente, sondern sind auch der Grund, warum das Lokal «Archiv am Leimenweg» heisst. 2011 wurde das ALW mit einem Jazzkonzert der Hene Wirz Band eingeweiht. Seither fanden jedes Jahr, ausser während der Pandemie, in loser Folge drei bis sieben Veranstaltungen statt. Einmal liess Gisi für ein Konzert sogar extra einen Konzertflügel die schmale Treppe hinauf in den Dachstock der Scheune tragen.
Verein schafft viele Vorteile
In den ersten Jahren hat Ueli Gisi die Anlässe im ALW als Privatperson organisiert. Ein Verein bietet allerdings viele Vorteile. Gisi hat im Jahr 2018 den Verein Kulturforum Wenslingen gegründet, denn für das Folgejahr plante er anlässlich des Spitteler-Jubiläums einen Liederabend im ALW mit vertonten Gedichten des Baselbieter Literaturnobelpreisträgers Carl Spitteler. Mit einem Verein als Organisator erhoffte sich Gisi, dass der Anlass auf mehr Resonanz stosse.
Sein Wunsch erfüllte sich: Das Liederprogramm fand so grossen Anklang, dass es schliesslich ganze viermal aufgeführt wurde. Das erste Mal in Wenslingen, danach noch dreimal auswärts. Ausserdem kann seit der Gründung des Vereins für die Anlässe finanzielle Unterstützung beantragt werden, so bei der Gemeinde, dem Kanton und privaten Institutionen.
«Mir ist es wichtig, dass ich den Künstlern eine angemessene Gage zahlen kann», sagt Gisi. Diese allein mit Eintrittsgeldern zu finanzieren ist schwierig. Der Saal ist nicht riesig, es finden maximal 90 Zuhörerinnen und Zuhörer darin Platz. So gestalten sich die Konzerte, Ausstellungen und Vorträge jedoch viel persönlicher und man ist hautnah am Geschehen.
Das Spektrum der Anlässe, die der Verein organisiert, reicht von Jazzkonzerten und Kammermusik klassischer Prägung über Filmabende, Lesungen und Vorträge bis hin zu Kleintheater und Bilderausstellungen. Vorwiegend regionale Künstler und Künstlerinnen treten im ALW auf. Dank Gisis grossem kulturellem Netzwerk reisten aber auch schon Gäste aus anderen Kantonen oder sogar anderen Ländern nach Wenslingen an den Leimenweg 81b. Und weil das Kulturforum Wenslingen ein kleiner Verein ist und wenige Mitgliedern zählt, ist man bei den Events, zu denen immer ein geselliger Apéro gehört, froh um einige helfende Hände mehr.
Konzert Sérénade d’Automne
jka. Diesen Samstagabend um 19.30 Uhr wird im ALW mit einer «Sérénade d’Automne» der Herbst begrüsst. Zu Besuch ist das Streichertrio «TrioPlus», wobei das Plus für ein weiteres Musikinstrument steht. Das Streicherensemble tritt jeweils zusammen mit einem vierten Musiker auf, dieses Mal mit dem mehrfach ausgezeichneten und international bekannten Mandolinenspieler Julien Martineau. Auf dem Programm stehen Werke von Antonio Vivaldi, Raffaele Calace, Ludwig van Beethoven, Franz Schubert und Jacques Offenbach.