140 Jahre «Volksstimme»
16.09.2022 BaselbietVon Chaos zu Ordnung
Zeitungskopf | Heute gestaltet von Sylvia Heuser, Künstlerin aus Sissach
Bereits in jungen Jahren hat sich Künstlerin Sylvia Heuser (57) die Öl- und Aquarellmalerei selbst beigebracht. Noch heute malt die ...
Von Chaos zu Ordnung
Zeitungskopf | Heute gestaltet von Sylvia Heuser, Künstlerin aus Sissach
Bereits in jungen Jahren hat sich Künstlerin Sylvia Heuser (57) die Öl- und Aquarellmalerei selbst beigebracht. Noch heute malt die Sissacherin fast ausschliesslich aus dem Kopf und holt sich ihre Inspiration dabei zu einem grossen Teil von Mutter Natur.
Raja Breig
Obwohl sie keine klassische Kunstausbildung absolviert hat und die Kunstgewerbeschule nur sporadisch besuchte, kann Sylvia Heuser aus Sissach seit vielen Jahren teilweise von der Kunst leben. Die 57-jährige Autodidaktin kreiert hauptsächlich klassische Gemälde, aber auch Skulpturen und Installationen. Für ihren Zeitungskopf hat sie Rädchen einer alten Druckmaschine der «Volksstimme» verwendet und so eine Collage erstellt – eine Mischung aus gemalten und gedruckten Motiven. «Als Sissacher Künstlerin war für mich sofort klar, dass ich beim Kunstprojekt der ‹Volksstimme› mitmachen werde», so Heuser. Regionalzeitungen seien für sie ein Muss, wenn sie wissen wolle, was in der Region gerade passiere.
Heusers Gemälde entstehen in ihrem Atelier in der Oberen Fabrik in Sissach. Dabei geht sie meist ähnlich vor: «Zu Beginn herrscht jeweils Chaos auf der Leinwand, das ich dann nach und nach ordne», sagt die Mutter von zwei erwachsenen Töchtern. Dabei male sie fast immer aus dem Kopf. Mit den Jahren habe sie sehr viel Vertrauen gewonnen, immer wieder gute Ideen für Kunstwerke zu bekommen: «Die Ideen fliessen wie durch einen Kanal ständig in mich hinein.»
Heuser ist bekannt für Motive aus der Natur, nicht selten sind es Blumen. Oft malt sie ganze Serien von Bildern, etwa von Ästen und Zweigen, Wasser oder Vögeln, und verwendet dafür Acryl- oder Ölfarben. Seit einiger Zeit arbeitet sie zudem an ihrer Reihe «Bluebonds», bei der sie mit Ölfarben auf kleinformatige Dibond-Platten malt. «Diese Art Malerei ist für mich wie Tagebuch führen», so Heuser. Ihr Konzept sei es, figürliches Malen mit abstrakten Elementen zu vermischen.
Zwischen Küche und Atelier
Obschon sie sich in den letzten Jahren stark auf die Malerei konzentriert hat, wird Heuser immer wieder für Gemeinschaftsprojekte und Installationen angefragt. In guter Erinnerung blieb beispielsweise die Installation «Nach dem Grossbrand nimmt Frau Löscher ein Schaumbad» für die Skulpturenausstellung im Bahnhof Lausen, oder der Kunstraum «Quagga» in der Sissacher Begegnungszone, welchen sie mit vier Oberbaselbieter Künstlerinnen und Künstlern organisierte.
Gemalt hat die Sissacherin schon in ihrer Kindheit und trat dabei in die Fussstapfen ihrer Vorfahren väterlicherseits, unter denen sich einige Künstler befanden. Ihre eigene künstlerische Laufbahn begann bereits in der Primarschule, als die Lehrerin ihre Zeichnungen behalten wollte. Im Alter von 18 Jahren bekam Heuser ihre ersten Ölfarben und eine Staffelei, woraufhin sie sich die Öl- und Aquarellmalerei selbst beibrachte. Nach der obligatorischen Schulzeit schlug sie allerdings eine komplett andere Richtung ein und absolvierte eine kaufmännische Ausbildung. «Ich sollte zuerst etwas ‹Rechtes› lernen», erzählt Heuser. Erst mit der Geburt ihres ersten Kindes begann sie erneut mit der Malerei und richtete sich zu Hause neben der Küche ein Atelier ein. «Als die Kinder noch klein waren, konnte ich stets zwischen Küche und Atelier hin- und herwechseln», sagt sie. Zu Beginn verkaufte sie ihre Bilder mehrheitlich an Verwandte und Bekannte, was allerdings irgendwann ausgeschöpft war. «An diesem Punkt muss man sich trauen, auszustellen und seine Kunst einem grösseren Publikum zugänglich zu machen», sagt Heuser. Ab 1999 nahm sie schliesslich regelmässig an Ausstellungen, Skulpturenwegen und Gemeinschaftsarbeiten teil und initiierte grössere Kunstprojekte.
Das Blümchen am Wegrand
Ein gewöhnlicher, vorgegebener Arbeitsalltag von 9 bis 17 Uhr ist für Heuser mittlerweile kaum mehr vorstellbar – auch wenn sie die Wochentage meist zu einer ähnlichen Uhrzeit in ihrem Atelier verbringt. «Meine Freiheit empfinde ich als grosses Glück – wenn ich beispielsweise in den Wald gehen will, dann gehe ich in den Wald», sagt sie. Dies sei für die Kreativität sehr förderlich. Auf der anderen Seite gelte es jedoch, mit Unstetigkeiten und Risiken wie einem unregelmässigen Einkommen leben zu können. Trotz der vielen Freiheiten speditiv zu arbeiten, erfordere ausserdem viel Fleiss und Disziplin.
«Der Schlüssel zum Erfolg ist das Handwerk», sagt Heuser und vergleicht das Malen mit dem Erlernen eines Musikinstruments: «Mit dem angeborenen Talent und genügend Training beherrscht man es irgendwann so gut, dass man sich in seiner Kunstform absolut frei bewegen kann.» Sie selbst bringe ihre Motive hauptsächlich aus der Erinnerung auf die Leinwand. Häufig spaziere sie ziellos durch die Natur und speichere jedes Blümchen am Wegrand und jede Wolkensituation. «Wenn ich eine Idee für ein Gemälde brauche, kann ich jederzeit auf diese gespeicherten Erinnerungen zugreifen», sagt sie. Neben dem Wandern und der Kunst befasst Heuser sich seit über 30 Jahren leidenschaftlich mit Naturheilkunde und Homöopathie.
Zur Person
Sylvia Heuser, Künstlerin
Biografisches: Sylvia Heuser (57) ist in Sissach aufgewachsen. Die Öl- und Aquarellmalerei brachte sie sich bereits in ihrer Jugend selbst bei und lebt seit mehr als 20 Jahren davon. Sie hat zwei erwachsene Töchter und wohnt noch immer in Sissach.
Wichtigste Ausstellungen: 2015–2017 Kunstprojekt «Quagga – Kunst begegnen» in Sissach; 2020 Gemeinschaftsausstellung mit Willy Suter in der Galerie SarasinArt in Basel; 2014 bis 2022 verschiedene Ausstellungen und Installationen, KKLB Kunst und Kultur Landessender Beromünster, permanente Ausstellung Atrium Liestal. Die letzte grosse Arbeit durfte Sylvia Heuser für die Empfangshalle der neuen Raiffaisenbank Sissach ausführen. Weitere Arbeiten findet man in der Geburtsklinik Bethesda und in der UPK Basel.
Ursprüngliche Ausbildung: Nach der obligatorischen Schulzeit absolvierte Heuser eine kaufmännische Lehre. Bis sie 1997 ihre freiberufliche künstlerische Tätigkeit begann, arbeitete sie in internationalen Handelsbetrieben.
Nächste Projekte: 16. bis 18. September 2022: Gruppenausstellung in der «Alten Papieri» in Arlesheim; 11. November bis 11. Dezember 2022: Gemeinschaftsausstellung SGBK, Sprützehüsli Oberwil; Dezember 2022: Gestalten eines «Cheesmeyer»-Schaufensters in Sissach mit Ru-
www.sylvia-heuser.ch dolf Tschudin.
14 kreative Köpfe
vs. Im September 1882 kam die erste Ausgabe der «Volksstimme» aus der Druckpresse. Zum 140. Geburtstag unserer Zeitung haben wir 14 Künstlerinnen und Künstler aus unserer Region eingeladen, den Zeitungskopf jeweils einer unserer September-Ausgaben zu gestalten. Alle bisher erschienenen Kunstwerke finden Sie unter www.volksstimme.ch.
GALERIE
Ein Schaumbad nach dem Grossbrand
Sylvia Heuser widmet sich hauptsächlich der klassischen Malerei, wofür sie grösstenteils Öl- oder Acrylfarben verwendet. Inspiration für Motive holt sie Heinke Torpus zeichnet gerne mit Bleistift und auf Papier. Mit sich aus der Natur. Ausserdem kreiert Heuser Skulpturen und Installationen. Die Installation im Tonwerk Lausen im Jahr 2012 trug den Titel «Nach dem diesen einfachen Medien lächelt uns bald auf einem
Grossbrand nimmt Frau Löscher ein Schaumbad». einfachen Blatt Papier ein bekanntes Gesicht entgegen. Auch