Segelflugzeuge erhalten eine eigene Start- und Landebahn
18.08.2022 Bezirk Sissach, WittinsburgChristian Horisberger
Passagierflüge mit einem gewaltigen Zeppelin, wie einst angedacht, mussten sich die Verantwortlichen der Wittinsburger Flugtage als Publikumsmagnet aus dem Kopf schlagen. Das finanzielle Risiko wäre zu gross gewesen. Doch auch ohne das mächtige ...
Christian Horisberger
Passagierflüge mit einem gewaltigen Zeppelin, wie einst angedacht, mussten sich die Verantwortlichen der Wittinsburger Flugtage als Publikumsmagnet aus dem Kopf schlagen. Das finanzielle Risiko wäre zu gross gewesen. Doch auch ohne das mächtige Luftschiff wird dem Publikum von Freitag bis Sonntag ein umfangreiches Programm geboten: Mitfluggelegenheiten in Motorund Segelflugzeugen oder einem Helikopter, Vorführungen von Kunstfliegern, Fallschirmspringern und einem Elektrogleiter sowie viele Starts und Landungen zahlreicher interessanter Maschinen.
Ein Exemplar hebt der OK-Präsident Daniel Hutter hier besonders hervor: den originalgetreuen Nachbau einer Nieuport von 1917, die der Langenbrucker Flugpionier Oscar Bider seinerzeit gesteuert hatte (die «Volksstimme» berichtete). Die Maschine wird am Sonntag sowohl am Boden als auch in der Luft bewundert werden können. Erstmals wird an den Flugtagen eine separate, mit einer Seilwinde ausgestattete Start- und Landepiste angelegt, um mehr Segelflugzeuge in die Luft bringen zu können. «An der letztmaligen Austragung der Flugtage von 2016 hat das Publikum grosses Interesse an den Segelflugzeugen gezeigt», erklärt Hutter. Es sei auch eine Reverenz an die Ursprünge der Fliegerei auf dem Wittinsburger Feld: 1934 hatte die Segelfluggruppe Sissach hier erstmals ihre Flugübungen abgehalten und den ersten Basellandschaftlichen Volkssegelflugtag durchgeführt.
Temporäre Rega-Basis
Als weitere Besonderheiten der 13. Austragung der Flugtage nennt Hutter die Schweizerische Rettungsflugwacht, die ihre Basisstation für zwei Tage von Basel nach Wittinsburg verlegen wird, die Traktoren-Ausstellung des Vereins Dieselblut und die Heli-Shuttleflüge zum gleichzeitig in Bennwil stattfindenden Dorffest. Im Flugpreis enthalten ist der Eintritt fürs Fest am Zielort.
Wer nicht im Helikopter von Bennwil aus anreist, erreicht das Wittinsburger Festgelände entweder mit dem Auto oder Bus (Linie 108, ab Sissach). Fünf Gehminuten vom Flugplatz entfernt wird eine provisorische Haltestelle eingerichtet. Die Veranstalter rechnen – je nach Witterung – mit 3000 bis 5000 Schaulustigen.
Die Gastronomie auf dem rund 400 Meter langen Festgelände entlang der Flugpisten liegt in den Händen von zehn Vereinen aus den umliegenden Gemeinden. Sie betreiben ihre Festbeizen jeweils eigenständig und liefern einen Teil ihres Umsatzes dem Organisationskomitee ab. Sollte das Fest mit 300 bis 400 Helferinnen und Helfern einen Gewinn abwerfen, werde dieser unter den beteiligten Vereinen aufgeteilt, erklärt Hutter: «Es geht bei den Flugtagen nicht um einen Gewinn, sondern vor allem darum, ein Stück Dorfkultur zu erhalten.» Im Fall eines Defizits werde der dafür vorgesehene Flugtage-Fonds angezapft. Das Budget für die dreitägige Veranstaltung beläuft sich auf rund 100 000 Franken.
Nach der coronabedingten Verschiebung der Flugtage um ein Jahr sei die Organisation glatt verlaufen, sagt Hutter. Sämtliche Vereinbarungen von Gemeinde, Sponsoren oder Landwirten, die für das Jahr 2021 vorlagen, hätten mit wenig Aufwand neu aufgesetzt werden können. Immer anspruchsvoller werde hingegen das Bewilligungsprozedere für den Flugbetrieb: «Wir haben beim Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl) ein 75-seitiges Dokument eingereicht», seufzt Hutter. Aufgrund des Absturzes der Junkers Ju 52 («Tante Ju») im August 2018 am Piz Segnas (GR) mit 20 Todesopfern seien die Auflagen für die Durchführung von Flugveranstaltungen generell verschärft worden.
Nächste Ausgabe zum 100. Geburtstag?
Die Besonderheit der Wittinsburger Flugtage besteht darin, dass man nie weiss, wann die nächsten stattfinden. Einen fixen Rhythmus gib es nicht. Es hängt jeweils von der Lust und der Energie Einzelner ab, die Organisation wieder anzupacken. Ungeachtet dessen schielt der 60-jährige OK-Präsident schon heute auf das Jahr 2034, das 100. Geburtsjahr der Flugschau auf dem Wittinsburger Feld. Vier Mal – 1991, 2001, 2016 und 2022 – hat Daniel Hutter bei Flugtagen bereits mitgeholfen, drei Mal wirkte er im OK mit. Wetten, dass er auch ein fünftes Mal in die Hosen steigen würde?