Esaf - «So etwas habe ich noch nie zuvor erlebt»
30.08.2022 Baselbiet, SportLuana Güntert
Herr Büchenbacher, Sie starteten als Favorit mit den 20 und 40 Kilogramm schweren Steinen. Wie haben Sie sich vor dem Esaf physisch und mental auf den Wettkampf vorbereitet?
Benedikt Büchenbacher: In der Woche vor dem ...
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Herr Büchenbacher, Sie starteten als Favorit mit den 20 und 40 Kilogramm schweren Steinen. Wie haben Sie sich vor dem Esaf physisch und mental auf den Wettkampf vorbereitet?
Benedikt Büchenbacher: In der Woche vor dem «Eidgenössischen» habe ich mein Trainingspensum reduziert, um mich zu schonen. Genug Schlaf war auch wichtig. Sonst habe ich meinen Alltag wie üblich bewältigt und für Ablenkung gesorgt. Am Freitagabend ging ich mit meinem Mitbewohner noch Tischtennis spielen, was mir half, locker zu bleiben.
Welche Erwartungen hatten Sie an sich selbst vor dem Wettkampf?
Ich hatte drei Ziele. Minimal wollte ich Spass haben und gesund bleiben. Etwas höher gewichtete ich das Ziel, in beiden Kategorien den Final der acht besten Athleten zu erreichen. Als Maximalziel habe ich mir den Sieg in mindestens einer Kategorie gesetzt. Meine Erwartungen waren hoch, jedoch angemessen, wenn man meine Leistungen in der Qualifikation vergleicht. Zudem wusste ich, dass ich topfit bin.
Haben Sie vor und während des Wettkampfs Druck gespürt?
Ja, extrem. Den Druck habe ich mir aber selber gemacht. Ich war das erste Mal Favorit für einen nationalen Wettkampf, was eine neue Situation für mich war. Eine gewisse Nervosität ist sicher normal und auch gut, aber in der Vorrunde des 20-Kilo-Steins war ich wirklich sehr angespannt und die nötige Lockerheit, die für solche Disziplinen notwendig ist, hat mir gefehlt. Um mich zu beruhigen, habe ich diverse Atemtechniken ausprobiert und mir selber Mut gemacht. Ich habe mir immer zugeredet: «Du chasch das.» Oder: «Locker blyybe.»
Sie haben die Quali in Thürnen mit dem 20 Kilogramm schweren Stein gewonnen. Am Esaf haben Sie aber «nur» den zweiten Platz erreicht. Ist das zu wenig?
Klar, Silber ist nicht Gold, aber ich bin nicht enttäuscht. Ich habe mit 9,21 Metern eine persönliche Bestweite gestossen und blieb nur 3 Zentimeter hinter dem alten Schweizer Rekord. Der Druck im Final war enorm und ich bin stolz, dass ich diese Leistung erbringen konnte. Gleichzeitig waren es Wahnsinnsstösse von Urs Hutmacher, der gleich zweimal hintereinander einen neuen Schweizer Rekord aufgestellt hat. Herzliche Gratulation an ihn für diese starke Leistung.
Gold mit dem 40-Kilo-Stein, Silber mit dem 20er. In der Quali war es umgekehrt. Warum?
Eigentlich lag mein Fokus auf dem 20er, da ich lieber mit Anlauf stosse. Ich vermute, dass ich mit dem 40er so gut gestossen habe, da ich im Final bereits eine Silbermedaille auf sicher hatte und somit viel Druck abgefallen ist. Zusätzlich habe ich beim 40er eine ideale Fläche gefunden, wo meine Hand perfekt reingepasst hat. Durch die mentale Unterstützung meiner Turnkollegen vor Ort und meiner Familie aus der Ferne wurde ich im Final beflügelt. Generell stossen Urs Hutmacher und ich auf einem sehr ähnlichen Niveau, sodass auch einfach Glück dazugehört, damit alle Details passen. Dass ich die zweitbeste Weite aller Zeiten stossen konnte, ist einfach nur toll.
Sind Urs Hutmacher und Remo Schuler Kollegen oder eher reine Konkurrenten?
Wir gönnen uns den Erfolg sehr. Auch wenn Steinstösser vielleicht nicht so aussehen, sind sie sehr friedliche Menschen (lacht). Während des Wettkampfs sind wir Konkurrenten, aber danach witzeln wir über Bedingungen, diskutieren Techniken und feiern zusammen.
Als Zuschauer in der Steinstoss-Arena fiel schon früh morgens und den ganzen Tag über eine Gruppe auf: Der TV Wenslingen hat Sie mit Motivationsrufen und Fahnen unterstützt. Wie haben Sie das wahrgenommen?
Das Publikum war der Wahnsinn. So etwas Atemberaubendes habe ich noch nie zuvor erlebt. Die Stimmung war gigantisch und es hatte viele Zuschauer. Natürlich baute das in mir noch mehr Druck auf, da ich meine Freunde und Familie nicht enttäuschen wollte. Ich wollte ihnen zeigen, was ich kann. An dieser Stelle möchte ich mich bei all meinen Fans für ihre Unterstützung vor, während und nach dem Wettkampf bedanken. Ich habe wirklich starke Emotionen erlebt.
Hohe Baselbieter Beteiligung und ein Dominator mit dem Unspunnenstein
lug. 47 Athleten sind am Samstag nach Pratteln gereist, um sich in den drei Steinstoss-Disziplinen zu messen. Auffallend war die hohe Baselbieter und Aargauer Beteiligung.
Aus dem Oberbaselbiet traten sieben Athleten an. Mit Roman Strübin, Marco und Luca Lorenzoni, Joel Eglin sowie Joel Rickenbacher schieden fünf von sieben Athleten bereits in der Vorrunde aus. Der Schweizer Meister von 2018 vom TV Thürnen, Patrick Thommen, erreichte im 20-Kilo-Final den achten Platz. Über alle drei Disziplinen (20, 40 und 83,5 Kilogramm) war Urs Hutmacher aus Weisslingen am erfolgreichsten. Er gewann Gold in der leichtesten Disziplin und gewann jeweils Silber im Stossen des 40-Kilo- und des Unspunnen-Steins. Auf dem Weg zu Gold hat er gleich zwei Schweizer Rekorde aufgestellt, der erste davon hielt nur wenige Minuten, weil er ihn kurz darauf selber wieder gebrochen hat. Sein letzter Stoss im 20-Kilo-Final erreichte eine Rekordweite von 9,64 Metern.
Im Unspunnenstossen wurde Remo Schuler seiner Favoritenrolle gerecht. Nach dem Sieg am Esaf 2016 und 2019 sowie dem Unspunnenfest 2017 gewann er auch in Pratteln. Moderiert wurde der Anlass in der Steinstoss-Arena vom ehemaligen Stösser Roland Stählin.