Timo Wüthrich
Neben den 274 Schwingern und den 47 Steinstössern, die am «Eidgenössischen» des vergangenen Wochenendes um Ruhm, Medaillen, Eichenlaub, Lebend- und Sachpreise kämpften, massen sich auch rund 380 Hornusser. Beim Hornussen spielen zwei Teams gegeneinander; ...
Timo Wüthrich
Neben den 274 Schwingern und den 47 Steinstössern, die am «Eidgenössischen» des vergangenen Wochenendes um Ruhm, Medaillen, Eichenlaub, Lebend- und Sachpreise kämpften, massen sich auch rund 380 Hornusser. Beim Hornussen spielen zwei Teams gegeneinander; das eine schlägt jeweils die «Nouss», das andere versucht, diese so früh wie möglich vor dem Auftreffen auf den Boden mit den schaufelartigen «Schindeln» zu stoppen.
Doch beim Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest (Esaf) 2019 in Zug wurden diese Utensilien nicht gebraucht: Hornussen ist nämlich kein Pflichtteil eines «Eidgenössischen», ganz anders als das Schwingen und Steinstossen. Die Organisatoren dürfen also jeweils selbst entscheiden, ob sie die Sportart mit der kleinen Kunststoffscheibe in das Programm integrieren wollen.
Grosse Ehre für Hornusser
Für die 20 angereisten Hornussergesellschaften, das Bernbiet davon am stärksten vertreten, war es das Highlight ihrer Karriere: «Eine Teilnahme an einem Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest ist wirklich ein Höhepunkt. Wenige können von sich behaupten, zwei Mal an einem solchen gespielt zu haben, da man nur etwa alle 30 Jahre die Möglichkeit dazu hat», erklärte ein Sportler. Von daher haben bereits vor dem Wettkampf alle Hornusser auf ihre Art schon gewonnen.
Um 12 Uhr am vergangenen Freitag war Spielbeginn im rund 2,5 Kilometer vom Festgelände entfernten Giebenach. Gespielt wurde auf einem grossen Feld vor dem Dorfeingang. Die Sportler, die aus der ganzen Schweiz angereist waren, hatten sichtlich Spass trotz des im Vergleich zum Schwingen und Steinstossen eher kleinen Interesses der Öffentlichkeit.
Eine andere Eigenschaft des Hornussens neben dem geselligen Miteinander vor, nach und teilweise auch während der Partie ist, dass man jenen Sport offenbar ziemlich lange betreiben kann: Bei der einen oder anderen Hornussergesellschaft waren einer oder gar mehrere der Spieler über 60 Jahre alt. Dies liegt daran, dass das Verletzungsrisiko bei dem Nationalsport sehr gering ist. Trotz einer Geschwindigkeit von 100 bis 150 Kilometern pro Stunde, mit welcher die «Nouss» auf die «Schindel» trifft, kommen Verletzungen selten vor.
Der Sieger kam, ganz anders als beim Schwingen, aus dem Bernbiet: Die zweite Mannschaft der Hornussergesellschaft Wäseli aus Vechigen holte sich den Sieg. Die erste Vertretung jenes Vereins, auch das einzige Nationalliga-A-Team am Esaf, war lange haushoch überlegen, bis die «Nouss» im Spielfeld nicht abgefangen werden konnte, was das Worst-Case-Szenario bedeutet. Somit muss die erste Garde aus dem Bernbiet wieder lange warten, bis sich ihr wieder die Gelegenheit bietet, an der grössten Sportveranstaltung der Schweiz den Fehler wiedergutzumachen.