Easf - «Dieses Resultat ist ein historischer Erfolg»
30.08.2022 Baselbiet, SportAls Technischer Leiter des Baselbieter Kantonalverbands haben Sie von Ihren Schwingern einen Kranz gefordert. Nun sind es zwei geworden. Sie dürften zufrieden sein, Herr Graber.
Matthias Graber: Es ist genial, «obenuus»! Ich kann mich nicht erinnern, wann wir zuletzt mit ...
Als Technischer Leiter des Baselbieter Kantonalverbands haben Sie von Ihren Schwingern einen Kranz gefordert. Nun sind es zwei geworden. Sie dürften zufrieden sein, Herr Graber.
Matthias Graber: Es ist genial, «obenuus»! Ich kann mich nicht erinnern, wann wir zuletzt mit zwei Kränzen von einem Esaf zurückgekehrt sind. Und das Resultat des ganzen Nordwestschweizer Teams darf durchaus als historisch gewertet werden. Sieben Kränze oder mehr hatten wir zuletzt in den 1950er-Jahren, meine ich.
Vier davon sind Neukranzer wie auch die beiden Baselbieter. Adrian Odermatt schwang gar lange um eine Schlussgangteilnahme mit und belegte am Ende Rang 3.
Dieser Mensch hat grossartig geschwungen am Samstag. Und er hatte mit sechs «Eidgenossen» ein schwieriges Notenblatt. Er hat seine Aufgaben bravourös gemeistert. Der Sieg gegen Bernhard Kämpf am Samstagabend war ein Ausrufezeichen. Und auch am Sonntag hat er gute Gänge gezeigt und sich im Rennen um die Schlussgangteilnahme gehalten.
Während andere ausgelassen jubelten, blieb Lars Voggensberger nach seinem Sieg im letzten Gang in sich versunken im Sägemehl knien. Konnte er sich nicht freuen?
Lars hat bei den Gestellten am Samstag vielleicht auch etwas das Glück gefehlt. So schwang er am Sonntag mit dem Messer am Hals; der Druck, einen Kranz zu gewinnen am Heim-Esaf war gross. Auch nach diesem Sieg war nicht klar, ob er mit seinen 74,75 Punkten einen Kranz gewinnen würde. Als dies dann feststand, war seine Freude nicht kleiner als die der anderen.
Druck ist ein gutes Stichwort. Den haben nicht zuletzt Sie gemacht, mit der Zielvorgabe, dass es mindestens einen Baselbieter Kranz geben muss.
Ja, diese Forderung habe ich bewusst schon früh «reingeworfen» und mit den Schwingern Drucksituationen thematisiert. Es nützt nichts, das aufzuschieben und zwei Wochen vor dem Fest hören Lars oder Adrian nur noch: «Du machst dann den Kranz in Pratteln, oder?» So waren sie vorbereitet. Aber mich freuen nicht nur die Kränze. Wenn man sieht, wie viele unserer Schwinger alle acht Gänge gemacht haben und um den Kranz geschwungen haben, ist das eine grossartige Mannschaftsleistung. Wie die Jungen das gemacht haben, ist grossartig.
Wo sehen Sie die Gründe? Lag es am Ende auch an der Einteilung, die den Nordwestschweizern entgegenkam?
Für eine detaillierte Analyse ist es noch zu früh. Aber es steht fest, dass ich noch nie einen so guten Teamgeist im ganzen NWS-Team erlebt habe. Wir haben lange auf dieses Esaf hingearbeitet, über den Druck gesprochen, gemeinsam trainiert. Und die Einteilung war fantastisch. Guido Thürig, der Technische Leiter des NWSV, hat hier das Maximum herausgeholt. Am Ende bestimmt mit Stefan Strebel der Technische Leiter des eidgenössischen Verbands, aber die anderen Mitglieder des Gremiums können mit guten Vorschlägen Einfluss nehmen. Thürig hat bewiesen, dass er unsere und die gegnerischen Schwinger gut kennt, und hat Einteilungen erreicht, die für tolle Gänge gesorgt haben und auf beide Seiten kippen konnten. Unsere Schwinger haben das perfekt ausgenutzt.
Was bedeutet dieses Resultat für den Baselbieter Schwingsport und die kommenden Jahre?
Es zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Eine Basis ist vorhanden, auf der wir aufbauen können. Ich hoffe, dass diese einmaligen Emotionen, die man am Esaf erleben kann, einige Junge dazu bewegt, diesen Weg auf sich zu nehmen. Die Arbeit muss aber nun in den Schwingklubs passieren. Einfach nur darauf zu warten, dass die Kinder in die Schwingkeller kommen, reicht nicht.
Interview Sebastian Wirz