Janis Erne

«Bis vergangene Woche sah der Mais noch erstaunlich gut aus», sagt Andreas Bubendorf. Doch jetzt beobachtet der stellvertretende Leiter des Ebenrain-Zentrums für Landwirtschaft, Natur und Ernährung vermehrt verdorrende Blätter. Es sind die Auswirkungen der anhaltenden Trockenheit. Aufgrund des Wachstumsstands des Mais sei es aktuell nicht möglich, im dichten Feld noch eine Bewässerung zu installieren, so Bubendorf. «Hält die Trockenheit an, könnte es zu vorzeitigen Ernten kommen, was den Ertrag verringern würde», erklärt der Spezialist.

Seit Wochen hat es nicht mehr in grösseren Mengen geregnet, die Temperaturen pendeln um die 30-Grad-Marke – und übertreffen diese aktuell deutlich. Deshalb bitten einige Gemeinden ihre Einwohnenden nachdrücklich, auf die Bewässerung der Rasenflächen und auf das Auffüllen der Schwimmbäder zu verzichten. Die Landwirtschaft muss sich noch nicht mehr einschränken als üblich. «Mir ist keine Gemeinde bekannt, die den Bäuerinnen und Bauern das Wasser abgestellt hätte», sagt Bubendorf.

Ohnehin gebe es im Baselbiet «relativ» wenig Landflächen, die regelmässig bewässert werden. Die Bewässerung beschränke sich zum jetzigen Zeitpunkt auf wenige Kulturen, erklärt Bubendorf: «Auf den Gemüseanbau, auf Beeren sowie auf die Zwetschgen und die Äpfel, die derzeit geerntet werden, oder auf junge Reben, die Wasser benötigen.»

Das Getreide wurde schon geerntet, die Kartoffeln sind bald an der Reihe. Beide brauchen deshalb kein oder nicht mehr viel Wasser. «Und bei den Wiesen und Weiden sowie bei den Zuckerrüben, die im Baselbiet nur kleinflächig angebaut werden, lohnt sich die Bewässerung aus Kostengründen nicht.»

«Kürbise würden verfaulen»
Die Betreiber des Hofguts Obere Wanne zwischen Bubendorf und Liestal können derzeit nicht auf die Bewässerung ihrer Kürbisfelder verzichten. «Sonst würden die Kürbisse kaputt gehen», erklärt Landwirt Dieter Weber. «Und ohne genügend Wasser werden sie deutlich kleiner.» Auch würden die Blätter abfallen und die Kürbisse damit ungeschützt in der prallen Sonne liegen. Dann beginnen sie zu faulen. «In ‹normalen› Jahren fallen die Blätter erst Anfang September ab, wenn die Sonneneinstrahlung nicht mehr so stark ist wie im Hochsommer», sagt Weber.

Gestern begann auf der «Oberen Wanne» die Kürbisernte. Sie wird bis im Oktober andauern. «Wegen der Hitze können wir aktuell nur am Vormittag arbeiten», so der Landwirt. Zu schaffen machen ihnen auch die Mäuse, welche die Kürbisse anfressen. Immerhin hilft das Bewässern gegen die Trockenheit. «Die nicht bewässerten Stellen unterscheiden sich optisch stark von den bewässerten», hält der Kürbisproduzent fest.

Hoffen auf den Herbst
Die Landwirtschaft könnte die Trockenheit noch länger zu spüren bekommen: Bleiben die Niederschläge auch in den nächsten Wochen aus, könnte es zu einer Futterknappheit im Winter kommen, sagt Bubendorf. «Vor allem dann, wenn der Mais vorzeitig geerntet werden muss und auf dem Grünland nur noch ein magerer Herbstschnitt möglich wäre.»

Schon jetzt müssten Landwirte in der Nordwestschweiz auf die Wintervorräte wie Heu oder auf zusätzliche Weideflächen zurückgreifen, damit ihre Tiere zu genug Futter kommen. Zur Entspannung der Situation seien in der Schweiz Biodiversitätswiesen früher als sonst zur Beweidung freigegeben worden.

Im besten Fall könnten die niederschlagsarmen Monate Juli und voraussichtlich August durch einen warmen Herbst mit genügend Regen «kompensiert» werden, meint Bubendorf. «Ohne diese Kompensation müssen die Landwirte mit Tierhaltung im Winter voraussichtlich Futter zukaufen.» Trotz aller Herausforderungen sei die aktuelle Lage schweizweit aber weniger schlimm als im Rekordsommer 2003, als es im ganzen Land wochenlang keine Niederschläge gab. Denn heuer habe es zumindest in der Innerschweiz und in den Alpenregionen immer wieder geregnet.

Die Region als Spezialfall
Die Eingangsworte von Andreas Bubendorf zum Mais kann Bernhard Erb aus der Praxis bestätigen: Der Landwirt aus Rickenbach sagt, dass sein Mais zurzeit am Leiden sei. Schon nächste Woche seien die Kolben wohl notreif. «Dann müssen sie geerntet werden.» Der Ernteertrag fällt wahrscheinlich etwas geringer aus als in «normalen» Jahren: «Aufgrund der Trockenheit in den vergangenen Wochen sind die Kolben wohl nur etwa zu drei Viertel mit Kernen gefüllt», so Erb, der auch als Brunnenmeister der Gemeinde Rickenbach tätig ist.

Folglich weiss er auch bestens über die Wassersituation in der Region Bescheid. Das Oberbaselbiet sei ein spezieller Fall, so Erb: «Während die Landwirte etwa in Möhlin, nur knapp 10 Kilometer Luftlinie entfernt von Rickenbach, Wasser aus dem Grundwasserstrom des Rheins verwenden können, dürfen wir hier weder die Bäche noch das Grundwasser anzapfen.» Keine einfache Ausgangslage bei der aktuellen Trockenheit, die laut Wetterprognosen noch andauern wird.

Bewässern gegen die Missernte

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