Qualitativ gutes Getreide erfreut Landwirte
15.07.2022 Bezirk Sissach, Buus, LandwirtschaftOtto Graf
«Die Getreideernte erfreut die Gemüter», sagt der Bauer Marc Brodbeck auf Nachfrage der «Volksstimme» zum bisherigen Verlauf der Ernte. Ein wenig mehr Regen hätte es zwar schon vertragen. «Dann wären die Körner etwas grösser geworden», sagt er. Aber die ...
Otto Graf
«Die Getreideernte erfreut die Gemüter», sagt der Bauer Marc Brodbeck auf Nachfrage der «Volksstimme» zum bisherigen Verlauf der Ernte. Ein wenig mehr Regen hätte es zwar schon vertragen. «Dann wären die Körner etwas grösser geworden», sagt er. Aber die gegenwärtige warme und trockene Witterung sei dem Reifeprozess förderlich und verhindere das Auswachsen, das Keimen der Körner, in den stehenden Ähren. Die Gerste und den Raps hat Brodbeck, der auch den Bauernverband beider Basel präsidiert, bereits eingebracht. Derzeit fährt er mit seinen drei Mähdreschern das Brotgetreide ein. Dabei bedient der Lohnunternehmer zahlreiche Produzenten im Oberbaselbiet und im angrenzenden Fricktal. Bis Ende Woche, schätzt er, dürfte der grösste Teil des Weizens im Trockenen sein. «Die Qualität lässt nichts zu wünschen übrig. Sie ist tipptopp», bestätigt er.
Später im Jahr, bis im September, folgen dann noch weitere Kulturen wie Mais, Hafer, Soja, Ackerbohnen oder Lupinen. Je nach Kultur müssen die Erntemaschinen umgebaut und dem Mähgut angepasst werden. Er selbst hat auf seinem Mischwirtschaftsbetrieb oberhalb von Buus etwa zwölf Hektaren Brotgetreide angebaut. Neben dem Ackerbau betreibt er auch Milchwirtschaft und Rinderaufzucht. Im ökologischen Bestreben, möglichst viel Futter selbst zu produzieren, verzichtet er auf das Anbauen von Mais und verfügt folglich über genügend Grasland und bis November nutzbare Weideflächen für seine 30 Kühe. Brodbeck hebt auch die Qualität des Strohs hervor. Was der Mähdrescher auf dem Stoppelfeld hinterlässt, verwendet er zum Einstreuen bei seinen Tieren. Schweine, sagt er, seien empfindlich und vertrügen nur absolut trockenes Stroh ohne Pilzbefall. Andernfalls husten sie. Rinder seien diesbezüglich weniger empfindlich.
Interessant ist der Vergleich der heurigen mit der letztjährigen Getreideernte. Umgerechnet auf den massgebenden Wassergehalt von 14,5 Prozent beim Brotweizen ist heuer etwa die gleiche Menge zu erwarten wie 2021. Aber das Erntegut musste im Vorjahr getrocknet werden. Zudem musste der überwiegende Teil des ausgesäten Brotgetreides in Futtergetreide zurückgestuft werden, mit entsprechenden Ertragsminderungen zulasten der Produzenten.
Ukraine-Krieg verteuert Importe
Wie erwähnt, macht die Qualität heuer den grossen Unterschied zum Vorjahr aus. Wie viel der Getreidebauer für seine Ware bekommt, ist noch offen. «Eigentlich ist es ganz einfach», erklärt Brodbeck und fügt an: «Produzenten, Verarbeiter, Müller, Bäcker und alle andern Player, die mit der Ernte zu tun haben, setzen sich an den gleichen Tisch und einigen sich auf einen Preis.» Aber die Komplexität liegt im Detail, zum Beispiel bei den stark gestiegenen Preisen für Dünger und Treibstoffe. Ebenso spielen die Importkontingente und die Vorstellungen der Beteiligten eine Rolle. Im Juni, so Brodbeck, habe man sich auf einen vorläufigen Preis von 50 bis 55 Franken pro 100 Kilogramm Brotgetreide der Klasse 1 geeinigt. Definitiv werde der Preis im September festgelegt.
Der Krieg in der Ukraine habe derweil kaum direkte Auswirkungen auf den Getreideanbau in der Schweiz, führt der ehemalige Gemeindepräsident von Buus weiter aus. Aber der durch die blockierten Seehäfen behinderte Export von Weizen aus der Ukraine habe viele Länder bewogen, ihren Bedarf anderswo zu decken. «Man kauft dort ein, wo der Weizen noch verfügbar ist, etwa in Frankreich», so Brodbeck. Da auch die Schweiz Weizen aus Frankreich bezieht, dürften diese Importe künftig teurer werden.
Die meisten Produzenten schliessen mit den späteren Abnehmern Verträge darüber ab, was angebaut werden soll; diese Verträge beinhalten auch eine Abnahmeklausel. Somit hat der Bauer die Gewähr, dass er seine Erzeugnisse auch absetzen kann. In der Region gehören die Landi in Gelterkinden und die Firma Nebiker in Sissach zu den Hauptabnehmern. Zudem nehmen die Mühlebetriebe Graf in Maisprach und die Altbachmühle in Wittnau grosse Getreidemengen ab und vermahlen diese zu den verschiedensten Mehlen.
Wie im Obstanbau, so kommen auch beim Getreide laufend neue Sorten auf den Markt, während andere wieder verschwinden. Entwickelt werden diese Sorten auf wissenschaftlicher Basis vom Schweizer Saatgutproduzenten-Verband Swisssem in Delley, Kanton Freiburg, unter dem Label «saatgut schweiz» in enger Zusammenarbeit mit Produzenten im ganzen Land, zu denen auch Marc Brodbeck gehört.