Paul Aenishänslin

Toni Eglin (85), betagter, aber noch rüstiger Sohn des Baselbieter Künstlers Walter Eglin (1895–1966), macht sich Sorgen: Die Sekundarschulanlage Fröschmatt in Pratteln soll in den kommenden Jahren abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden. Eglins bange Frage: Was passiert dann mit den beiden Mosaiken seines Vaters, «Der Märchenfisch» – ein stattliches Werk mit einer Grösse von 330 × 180 Zentimetern – und «Dinosaurier und Reiher», die sich dort im Schulhaus A im ersten und zweiten Stock befinden? Werden sie zerstört, oder wird es gelingen, sie vor dem Abbruch der Schulanlage zu retten, indem sie aus der Mauer herausgelöst und andernorts wieder platziert werden? Möglichst an einem Platz mit viel Publikumsverkehr?

Toni Eglins bisherige Erfahrungen in dieser Hinsicht sind gemischt: So wurde in Reinach beim Schulhausneubau 1997 ein schönes Mosaik seines Vaters namens «Das Kägentier» aus dem Jahr 1959 einfach zerstört. Das Sgraffito mit dem Titel «Die Rückkehr der Turner» an der Turnhalle Oberdorf wurde 2005 bei deren Abbruch zu Staub. Im KV Liestal wurde das Sgraffito «Der Weltenbaum» einfach zugegipst und harrt weiterhin seiner Enthüllung. Ein positives Gegenbeispiel aus Ormalingen: Das grosse «Zigeunerin»-Sgraffito, das die alte Turnhalle schmückte, wurde gerettet und ist mittlerweile seit Jahren an einer Hauswand neben dem alten Schulhaus weiterhin zu sehen, auch dank der Unterstützung einer Binninger Stiftung. Und in Basel ist ein Mosaik von Walter Eglin im Sandgruben-Schulhaus beim Umbau einer neuen Bleibe zugeführt worden, ohne dass der Sohn dafür bei den zuständigen Stellen in Basel-Stadt intervenieren musste.

Externe Fachperson beigezogen
Im Falle des Fröschmatt-Schulhauses aus dem Jahr 1955, das bis 2027 nach den Plänen des Basler Architekturbüros Burckhardt und Partner neu gebaut werden soll, harren nicht weniger als neun Werke in der Kategorie «Kunst am Bau» einer ungewissen Zukunft, neben den beiden Mosaiken von Walter Eglin auch die Marmorplastik «Kalligraphie» des Ehepaars Lorenz und Helen Balmer, deren Erhalt zwar wünschenswert, die Neuplatzierung an einem anderen Ort gemäss Eva Heizmann-Balmer, der Tochter des Künstler-Ehepaars, aber eine recht aufwendige Sache wäre.

Das eine ist die Sichtweise der Nachkommen der Künstler, deren Werke das Sekundarschulhaus Fröschmatt schmücken. Das andere ist die Sicht des Kantons als Eigner dieser Schulanlage. In der kantonalen Verwaltung Baselland ist das Hochbauamt in der Bau- und Umweltdirektion (BUD) zusammen mit der Kunstsammlung Baselland in der Bildungs-, Kultur- und Sportdirektion (BKSD) für «Kunst und Bau» zuständig. Von der «Volksstimme» auf den Fall Sek-Schulhaus Fröschmatt in Pratteln angesprochen, teilt das Hochbauamt Baselland schriftlich unter anderem mit: «Die Existenz der zahlreichen Kunstwerke auf der Schulanlage Fröschmatt in Pratteln ist bekannt, weswegen im Rahmen des Projekts für die Erneuerung eine externe Fachperson für die Projektbegleitung in allen Fragen betreffend ‹Kunst und Bau› beauftragt wurde.»

In einem ersten Schritt finde eine Bestandsaufnahme der Werke statt. Anschliessend würden diese «nach ihrer Bedeutung im Gesamtwerk der Künstlerin oder des Künstlers klassifiziert und in einen künstlerischen, kulturellen und zeitlichen Kontext gestellt».

Alles noch offen
Fazit dieser Stellungnahme: Es ist also noch offen, was mit der «Kunst am Bau» im dem Abriss geweihten Schulhaus Fröschmatt in Pratteln passieren wird. Die Bandbreite reicht von Erhaltung im Rahmen des Neubaus, der Umplatzierung an einen anderen Ort bis zum Rückbau.

Aus Sicht der kunstinteressierten Öffentlichkeit bleibt zu hoffen, dass die beiden schönen Mosaike von Walter Eglin, «Der Märchenfisch» und «Dinosaurier und Reiher», im laufenden Evaluationsprozess des Kantons als schützenswert eingestuft werden und erhalten bleiben. Ein negativer Entscheid wäre vermutlich für viele Kunstfreunde, und nicht nur für Toni Eglin, nicht nachvollziehbar. Auch andere Objekte in der Kategorie «Kunst am Bau» im noch bestehenden Fröschmatt-Schulhaus in Pratteln würden es verdienen, nach dem Abbruch dieser in die Jahre gekommenen Schulanlage weiter zu existieren.

Bedeutender Baselbieter Künstler

pae. Walter Eglin wurde am 10. März 1895 als Sohn eines Kleinbauern und Posamenters in Känerkinden geboren. Er wuchs in bescheidenen Verhältnissen auf. Schon früh wollte er Künstler werden. Mit 26 Jahren konnte er mit dem Studium an der Kunstakademie Stuttgart beginnen, die er während fünf Jahren besuchte.
Er bekam eine solide Ausbildung in verschiedenen künstlerischen Ausdrucksformen und Techniken. Als Erstes wandte sich Walter Eglin dem Holzschnitt zu, den er rasch virtuos beherrschte. Dann begann er, Mosaike zu verfertigen. Tagelang war er im Baselbiet unterwegs, immer mit einem Hammer ausgerüstet, um geeignete Steine zu finden, die er zu Mosaik-Bausteinen verkleinerte. Der grosse Durchbruch kam mit dem grossen Mosaik «Sendung» am Haupteingang des Kollegiengebäudes der Universität Basel, an dem er von 1938 bis 1946 arbeitete. Fortan war er dann ein gefragter Künstler für Mosaike, Graffiti, Glasmalereien, Kerbschnitzereien und Ziermalereien, die für Schulhäuser, Turnhallen, Kirchen und so weiter bestimmt waren. Gegen Ende seines Lebens fertigte Walter Eglin auch noch Holzmonotypien.
Eglin starb am 3. Februar 1966. Ihm zu Ehren gibt es seit 1995 das Walter-Eglin-Museum mitten in Känerkinden, zu dessen Bestand Walter Eglins Sohn Toni viel beigetragen hat. Das Museum ist jeden ersten Sonntag im Monat von 10 bis 12 Uhr geöffnet.

www.museums.ch/org/de/Walter-Eglin-Museum

Erneut sind Eglin-Mosaike bedroht

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