AUSGEFRAGT | SABINE CARSTENS, PROJEKTLEITERIN FERIENPASS X-ISLAND
29.07.2022 Gesellschaft«Jeden Tag ist der Bär los»
Mit dem Ferienpass X-Island können Kinder während den sechs Sommerferienwochen verschiedene Kurse besuchen, auf Ausflüge gehen oder in Workshops kreativ werden. Sabine Carstens leitet das Projekt und erklärt, ...
«Jeden Tag ist der Bär los»
Mit dem Ferienpass X-Island können Kinder während den sechs Sommerferienwochen verschiedene Kurse besuchen, auf Ausflüge gehen oder in Workshops kreativ werden. Sabine Carstens leitet das Projekt und erklärt, was es mit dem Ferienpass auf sich hat.
Melina Mundschin
Frau Carstens, erzählen Sie, was ist das Ziel des Ferienpasses X-Island im Baselbiet?
Der Ferienpass X-Island Baselland ist ein Angebot für Kinder und Jugendliche ab 6 Jahren. Organisiert wird er im Auftrag verschiedener Gemeinden durch den Bereich Kind.Jugend.Familie KJF der Stiftung Jugendsozialwerk Blaues Kreuz Baselland. Während den sechs Sommerferienwochen bietet er den Teilnehmenden eine sinnvolle Freizeitgestaltung, und die Eltern haben die Gewissheit, dass ihre Kinder während der Ferienzeit professionell betreut werden. Das Programm ist gefüllt mit wertvollen und abwechslungsreichen Erlebnissen und Aktivitäten. Neben der Unterhaltungskomponente werden dabei auch Kreativität, Konfliktfähigkeit sowie Selbst- und Fremdeinschätzung gefördert.
Wie viele verschiedene Veranstaltungen umfasst der Ferienpass?
Diesen Sommer haben wir 320 Angebote mit über 5000 einzelnen Veranstaltungsplätzen. Den Ferienpass gibt es zwar schon seit 1997, also schon seit über 20 Jahren. Er war aber noch nie so gross und breit gefächert. Der Ferienpass X-Island hat sich erst in den letzten drei Jahren stark vergrössert.
Welche Themen haben die Kurse und wie lange dauern sie?
Das ist ganz unterschiedlich. Es gibt Kurse mit Ganztagesbetreuung, einzelne Stunden, Mehrtageskurse und sogar Wochenkurse. Bei den Angeboten achten wir darauf, dass wir eine ganze Bandbreite von verschiedenen Aktivitäten bereithalten. Das geht von Tennis über Fotografieren zu Selbstverteidigungssportarten wie Judo bis hin zum Zeichnen auf dem iPad.
Welche Kurse sind dieses Jahr besonders beliebt bei den Kindern?
Das ist ein interessanter Punkt, denn die Vorlieben der Kinder haben dieses Jahr komplett gewechselt. Vergangenen Sommer waren Kurse mit Tieren wie «Rund ums Pferd» oder «Führung in der Blindenführhundeschule» stets überbucht. Aktuell sind es eher die Kurse mit einem kreativen Schwerpunkt wie «T-Shirt-Druck», «Handlettering» oder «Malen», die sehr beliebt sind. Kinder sind zwar immer gerne kreativ, ich war aber doch etwas überrascht von diesem Sinneswandel. Ich dachte, die Kinder seien sicher glücklich über die wiederkehrenden Tierkurse und vermutete, dass diese bestimmt wieder ausgebucht wären. Dem war aber nicht so, wir mussten sogar einzelne Tierkurse absagen. Ich kann mir viele Dinge erklären, aber das bleibt mir ein Rätsel.
Gibt es Klassiker unter den Angeboten?
Wir haben ein paar Angebote, die jedes Jahr wieder auf dem Programm stehen. Dazu gehört der Kampfsport Goshindo, bei dem die Kinder lernen, sich selbst zu verteidigen. Dieser Kurs ist schon seit Jahren dabei und ist unglaublich beliebt. Kurse wie «Tennis spielen» oder «House of Games» sind ebenfalls Klassiker.
Einige Kurse sind also schneller besetzt als andere. Wie sieht es insgesamt mit den Angeboten aus, sind sie gut belegt?
Ja, vor allem in den ersten Ferienwochen waren wir überwiegend ausgebucht. Dieses Jahr sind bisher knapp 900 Anmeldungen eingegangen. Das sind etwas weniger als im Vorjahr. Damals hatten wir über 1000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Mit diesem Rückgang habe ich jedoch gerechnet. Es war klar, dass aufgrund der wegfallenden Corona-Massnahmen wieder mehr Familien in den Urlaub fahren werden.
So viele Kurse zu planen und zu koordinieren, klingt aufwendig. Wann beginnen Sie mit der Organisation?
Der Bereich Kind.Jugend.Familie KJF führt zwei Ferienpässe durch. Die Vor- und Nacharbeiten finden über das ganze Jahr verteilt statt. Die intensivste Zeit ist von Anfang Februar bis Mitte August. Das Projekt ist ziemlich zeitaufwendig, vor allem während der Sommerferien. Die Kinder können sich sehr kurzfristig an- und abmelden, was für viel administrative Arbeit sorgt. Ausserdem bin ich die «Notfall-Frau», die für alles da sein muss. Während diesen sechs Wochen wird es mir nie langweilig.
Wie viele Personen sind bei der ganzen Organisation involviert?
Insgesamt haben wir knapp 30 Begleitpersonen. Sie kümmern sich um die Kinder und sind als Ansprechpersonen für sie da. Treffpunkt für die Ausflüge ist jeweils morgens am Liestaler Bahnhof. Dort ist dann auch jeden Tag der Bär los. Es ist immer schön zu sehen, wie begeistert die Kinder unterwegs sind.
Was ist Ihr persönliches Highlight an der Arbeit beim Ferienpass X-Island?
Für mich sind die Dynamik und das Miteinander der Kinder und der Begleitenden sehr schön zu sehen. Die leuchtenden Kinderaugen und ihr Elan sind sehr wertvoll. Für mich als Leiterin macht es enorm Freude, wenn ich sehe, dass die Rädchen ineinandergreifen und alles funktioniert. Klar, es gibt auch Tage, da klappt nicht alles so, wie ich es mir wünsche, aber das gehört eben dazu. Vor ein paar Wochen mussten wir beispielsweise kurzfristig einen Kurs absagen. Das stellte uns vor die Herausforderung, wie wir die 50 Kinder anderweitig beschäftigen können. Wir haben sodann eine Ersatzveranstaltung aus dem Boden gestampft, bei der wir mit den Kindern an die Frenke gingen und am Wasser spielten. Die Kinder waren begeistert. Das war eine Situation, die uns alle gefordert hat, aber zum Glück gut ausgegangen ist.
Zur Person
Sabine Carstens ist seit sechs Jahren Leiterin des X-Island Ferienpasses. Zu ihren Aufgaben gehört es, unterschiedliche Angebote zu suchen und die Veranstaltungen zu koordinieren.