Für ein Jahr die Schlossherrin des Baselbiets
30.06.2022 Baselbiet, PolitikLucia Mikeler Knaack wird Landratspräsidentin
Lucia Mikeler Knaack ist zuerst Familienmensch, dann Hebamme und dann Politikerin – aber alles mit Leib und Seele. Ab morgen übernimmt die Bottminger SP-Landrätin für ein Jahr das Amt der Landratspräsidentin. Dafür hat sie extra das ...
Lucia Mikeler Knaack wird Landratspräsidentin
Lucia Mikeler Knaack ist zuerst Familienmensch, dann Hebamme und dann Politikerin – aber alles mit Leib und Seele. Ab morgen übernimmt die Bottminger SP-Landrätin für ein Jahr das Amt der Landratspräsidentin. Dafür hat sie extra das Oberbaselbiet erkundet.
Tobias Gfeller
In Rheinfelden auf Schweizer Seite aufgewachsen, mehrere Jahre in Basel in der Stadt gewohnt und heute mit Familie in Bottmingen im Leimental zu Hause kannte Lucia Mikeler Knaack das Oberbaselbiet lange Zeit nicht wirklich gut, gibt sie unumwunden zu. Als klar wurde, dass sie einst die höchste Baselbieterin sein würde, hat sie sich vorgenommen, das zu ändern. Die Mountainbiketouren mit ihrem Mann führten seitdem nicht mehr nur über ihre klassischen Routen in ihrer Umgebung, sondern immer öfter auch durchs Waldenburger-, Homburger- und Fünflibertal. «Eine wunderschöne Gegend mit prächtigen Landschaften», schwärmt die 64-Jährige. Weil sie auf einem Bauernhof aufgewachsen ist, sei sie auch von den vielen Landwirtschaftsbetrieben im Oberbaselbiet fasziniert.
Lucia Mikeler Knaack sieht sich gerüstet, den Kanton Baselland für ein Jahr politisch zu repräsentieren und sich auch in den entlegensten Orten zurechtzufinden. Dass sie die Gemeinde Tschoppenhof vergeblich auf der Karte sucht, was ihr einst passierte, weil eine Klientin von ihr den Begriff als ihr Heimatdorf angegeben hatte, komme sicher nicht mehr vor, lacht die Mutter von zwei erwachsenen Kindern.
Gesundheits- und Sozialpolitik
Mikeler Knaack freut sich auf das Amt und die Aufgaben, die mit dem Amt als höchste Baselbieterin verbunden sind. Sie sei aber keine, die das Rampenlicht sucht. In der Baselbieter Politik gehört sie deshalb auch nicht zu den bekanntesten Gesichtern. «Mir geht es um die Sache, nicht um Profilierung.»
Sie sieht sich selbst als Brückenbauerin und ordnet sich innerhalb der SP in der Mitte ein. In ihren Kernthemen Gesundheits- und Sozialpolitik sieht sie sich aber dezidiert links. Geprägt wurden ihre Grundhaltungen von ihrem Beruf als Hebamme und ihrer Zeit als Gemeinderätin in Bottmingen sowie ihrer Tätigkeit in der Sozialhilfebehörde. Sie habe viele Schicksale angetroffen, berichtet die designierte Landratspräsidentin.
Familienpolitisch engagiert sie sich unter anderem für den Elternurlaub, obwohl «Urlaub» dafür der falsche Begriff sei. «Es ist wichtig, dass der Vater und die Mutter nach der Geburt zu Hause sein und Zeit mit dem Kind verbringen können. Das stärkt von Beginn weg die Beziehung des Kindes zu beiden Elternteilen.» Die Einführung des Vaterschaftsurlaubs im Kanton Baselland war zwar ein Erfolg, an dem sie auch mitgearbeitet hatte, die Ziele von Lucia Mikeler Knaack gehen aber weiter.
Hebamme als Berufung
Nach der Wahl zur Landratspräsidentin im Parlament findet heute ihr Fest im Weiherschloss Bottmingen statt. Sie sei dann so etwas wie die Schlossherrin für einen Tag, sagt sie lachend. Dass sie als Landratspräsidentin im Rampenlicht stehen wird, stört Mikeler Knaack nicht. «Es ist ein grosser Unterschied, ob ich durch dieses Amt im Mittelpunkt stehe und den Kanton repräsentiere oder durch politische Diskussionen und Kämpfe.» Sie freue sich auf die Repräsentationsaufgaben. «Das kann ich auch geniessen, ohne irgendwelche Strategien im Hinterkopf haben zu müssen.»
Ihren Beruf als Hebamme wird Mikeler Knaack im Amtsjahr grösstenteils ruhen lassen. Ihr Beruf, der von ihr viel Flexibilität und Spontaneität fordert, sei mit dem Amt nicht zu vereinen. «Dann kämen beide Tätigkeiten zu kurz. Das will und kann ich nicht. Als Hebamme möchte ich für meine Klientinnen jederzeit da sein können, wenn sie mich brauchen.» Ihre Tätigkeit als Hebamme ist für Lucia Mikeler Knaack eine Berufung, eine Leidenschaft. Sie ist in Berufsverbänden und Vereinen tätig und gehört unbestritten zu den bekanntesten Hebammen im ganzen Land, da sie das erste Geburtshaus der Schweiz gründete und Präsidentin des Schweizerischen Hebammenverbands war.
Es waren dann auch die Erfahrungen aus ihrem Berufsalltag, die Mikeler Knaack in die Politik brachten. Als Gemeinderätin von Bottmingen und eben als Landrätin sammelte sie sowohl Exekutiv- wie auch Legislativerfahrung. Nun wird sie für ein Jahr das politische Gesicht des Baselbiets.