Ein Naturpark im Baselbiet
23.06.2022 RegionGeht es Ihnen auch so, dass Sie im Rest der Schweiz nach Beantwortung der Frage nach Ihrer Herkunft als Rückmeldung «aha, Basel» erhalten? Und weiter, wenn Sie von diesem Ignoranten dann besucht werden, dieser dann feststellt, dass es hier wirklich ganz schön ist, sehr ...
Geht es Ihnen auch so, dass Sie im Rest der Schweiz nach Beantwortung der Frage nach Ihrer Herkunft als Rückmeldung «aha, Basel» erhalten? Und weiter, wenn Sie von diesem Ignoranten dann besucht werden, dieser dann feststellt, dass es hier wirklich ganz schön ist, sehr sogar?
Ja, das ist das Problem an unserem Kanton, die meisten kennen die Autobahn vom Bölchen bis zur Hagnau oder die Eisenbahnlinie von Tecknau bis Basel. Früher war das Baselbiet ein Ferienkanton, die unzähligen «Bäder» zeugen davon. Trotz zähen Einsatzes von Baselland Tourismus ist das nicht mehr so. Nun will ein politisch und personell kunterbuntes Grüppchen im zweiten Anlauf einen Naturpark errichten – Einzugsgebiet ist das Oberbaselbiet, ganz klar der schönste Teil im Kanton. Der erste Anlauf ging schief, weil es vor allem ein linkes politisches Projekt war, davon ist jetzt nichts mehr vorhanden, der Vorstand des Vereins Tafeljura, die Initianten dieses Projekts, sind sehr breit aufgestellt. So breit und genügend bürgerlich, dass es auch mir diesbezüglich nicht unwohl ist. Dieser Naturpark ist letztlich nichts anderes als eine Vereinigung mit dem Ziel, das Gebiet des Parks zu vermarkten und die Menschen für unsere Natur und Landschaft zu sensibilisieren. Damit das Label Naturpark erlangt werden kann, muss beispielsweise beim Bundesamt für Umwelt eine Fläche von 100 Quadratkilometern nachgewiesen werden. Ein Naturpark, die Trägerschaft wird wohl ein Verein sein, hat keine hoheitlichen Befugnisse. So kann der Verein den Landwirten nicht Vorgaben machen, was und wann sie anzupflanzen haben. Auch wird die Trägerschaft niemandem verbieten, Photovoltaikanlagen aufs Dach zu bauen oder ein neues Garagentor zu montieren. Dazu gibt es keine und wird es keine Rechtsgrundlagen geben.
Anfang Juni gab es in Gelterkinden ein Forum mit Teilnehmern verschiedenster Meinungen zu diesem geplanten Naturpark. Den verschiedenen Voten konnte man entnehmen, dass alle obigen Punkte noch immer befürchtet werden. Das ist sehr schade, denn die Idee hat sich weiterentwickelt, alle voran- gehend genannten Punkte sind nicht oder teilweise nicht mehr zutreffend.
Natürlich gibt es vor allem einen Punkt, der auch mich persönlich noch nicht befriedigt. So ist es sehr schade, dass zur Finanzierung wieder fast nur die öffentliche Hand infrage kommt. Die Gemeinden sollen 5 Franken pro Einwohner bezahlen und Kanton und Bund legen dann noch etwas obendrauf, dies wohlgemerkt jedes Jahr. Diese Töpfliwirtschaft, wo man auf allen Staatsebenen Geld absaugt, geht mir gehörig gegen den Strich.
Ausserdem ist das Konzept für den schliesslichen Naturpark, mit Trägerschaft und ersten Aufgaben ebenfalls noch nicht greifbar, da sollte bis zur Projekteinreichung noch etwas gehen. Es ist dannzumal zu wünschen, dass eine sehr enge Zusammenarbeit mit Baselland Tourismus erfolgt; bestenfalls wird die Geschäftsstelle sogar gemeinsam betrieben, so werden Synergien geschaffen und die Kosten für die Verwaltung verbleiben auf einem Minimum.
Stefan Degen, Landrat FDP, Gelterkinden