Dranbleiben zahlt sich aus
17.06.2022 Bezirk Liestal, Kultur, LausenBrigitte Keller
Entdeckt wurde Janik Bürgin 2020. Damals schaute Markus Rück, Mitinhaber der Basler Galerie Carzaniga, zum ersten Mal bei ihm im Atelier vorbei. Rück hatte einen Hinweis bekommen auf den talentierten jungen Mann in Lausen. Was er zu sehen bekam, gefiel ...
Brigitte Keller
Entdeckt wurde Janik Bürgin 2020. Damals schaute Markus Rück, Mitinhaber der Basler Galerie Carzaniga, zum ersten Mal bei ihm im Atelier vorbei. Rück hatte einen Hinweis bekommen auf den talentierten jungen Mann in Lausen. Was er zu sehen bekam, gefiel ihm, und ab da behielt er dessen künstlerisches Schaffen wachsam im Auge. Nachdem Bürgin anfänglich mit Farben und Graffiti experimentiert hatte, war 2017 seine Leidenschaft fürs Fotografieren erwacht und er absolvierte eine Ausbildung in Zürich.
Bald schon konnte Bürgin zum ersten Mal an einer Gruppenausstellung in der Basler Galerie teilnehmen und danach ging es Schlag auf Schlag. Im Jahr 2021 wurde er ins Programm der renommierten Galerie, die regelmässig an der Art Basel teilnimmt, aufgenommen. Und im vergangenen Herbst wurden bereits erste Werke gezeigt an der pandemiebedingt auf Europa fokussierten Zwischenausgabe der Art Basel.
Mit dem eingeschlagenen Weg ist Bürgin in seiner Familie bisher eine Ausnahme. Seine Eltern, seine drei älteren Schwestern und sein jüngerer Bruder wählten eher klassische Berufswege. Auch er absolvierte eine Ausbildung an der Fachmittelschule Muttenz, Schwerpunkt Soziale Arbeit, mit dem Ziel, als Heilpädagoge tätig sein zu wollen.
Wie wir wissen, kam es anders. «Ja, ich breche etwas aus», bestätigt er und lacht. «Anfangs glaubte niemand, dass ich es mit meinen künstlerischen Ambitionen so weit bringen könnte.» Als er im Frühling 2017 die Erlaubnis hatte, die Lärmschutzwände beim Bahnhof Lausen zu verzieren, wurde seiner Arbeit noch nicht dieselbe Wertschätzung entgegengebracht. Ganz im Gegenteil, es beschwerten sich einige Passanten lauthals, wie in einem damals erschienenen Artikel in der «Volksstimme» zu lesen war.
Das Wichtigste sei, immer an sich selbst zu glauben, seinen Weg zu gehen und kundzutun, was man erreichen möchte. Vieles läuft über Beziehungen und Netzwerke. Von Rückschlägen hat er sich nie entmutigen lassen. Im Gegenteil, diese hat er immer als Anregung genommen, sich noch mehr anzustrengen und noch besser zu werden.
Entstehungsprozess
Jedes neue Werk beginnt mit Abfall. Dem eigenen oder mit Fundstücken von seinen Spaziergängen mit dem Hund. «Daraus stelle ich in meinem Atelier in Lausen Farbkompositionen zusammen und fotografiere diese. Als ich anfing, konnte man das ursprüngliche Produkt noch erkennen. Über die Jahre bin ich immer mehr ins Detail gegangen und heute ist es pure Abstraktion.» Er macht Makroaufnahmen und davon dann «Blow-ups», das heisst, diese werden anschliessend auf Grossformat «aufgeblasen». «Durch diese Technik fangen die Farben an, sich zu verziehen und bekommen den von mir gewünschten Effekt.» Bürgin strebt bei allen Schritten die höchste Qualität an. Gedruckt wird auf Spezialpapiere in einem Labor bei der HGK in Basel und fürs Rahmen setzt er auf einen Spezialisten in Rümlingen.
Mit dem Erfolg nehmen auch die Erwartungen und Verpflichtungen zu. Hierfür steht Bürgin das Management der Kunstagentur Network of Arts mit Rat und Tat zur Seite. Sie stärken ihm auch den Rücken, wenn einmal nicht so viel läuft. Und sie haben ihm die Galerie Urs Meile vermittelt, die ebenfalls Werke von ihm an der Art Basel ausstellt. Diese Galerie hat eine Niederlassung in Peking und man darf gespannt sein, welchen weiteren Schub der Werdegang des Künstlers dadurch erhält.
Als weitere Ehre und mit Renommee verbunden durfte Bürgin einen Porsche-Art-Car gestalten. Dieser wird am Samstag enthüllt. Persönlich benutzt Bürgin öffentliche Verkehrsmittel. Nicht zuletzt deshalb ist er kürzlich nach Olten gezogen. Von dort aus erreicht er per Zug innert kurzer Zeit Basel, Zürich und natürlich auch Lausen. Die nächsten Destinationen lauten aber wohl eher Miami, New York und Peking.
Die Art Basel ist noch bis Sonntag, 19. Juni, jeweils 11–17 Uhr geöffnet. Werke von Janik Bürgin sind an den Ständen A3 (Galerie Carzaniga) und P12 (Galerie Urs Meile) zu entdecken.