Schneller, präziser und effizienter
20.05.2022 Bezirk Sissach, Buus, Maisprach, LandwirtschaftWeinbauern setzen beim Pflanzenschutz auf Hightechdrohne
Der Verein «Wy-Erläbnis» stellt den Weinproduzierenden zum Ausbringen der Pflanzenschutzmittel eine Hightechdrohne zur Verfügung. Das mühsame manuelle Besprühen der Reben entfällt damit.
Otto ...
Weinbauern setzen beim Pflanzenschutz auf Hightechdrohne
Der Verein «Wy-Erläbnis» stellt den Weinproduzierenden zum Ausbringen der Pflanzenschutzmittel eine Hightechdrohne zur Verfügung. Das mühsame manuelle Besprühen der Reben entfällt damit.
Otto Graf
Das «Wy-Erläbnis» geht in die Luft und erweitert seinen Aktionsradius. Damit die Reben in den drei Gemeinden Buus, Maisprach und Wintersingen optimal gedeihen können, setzen die Weinbauern des Vereins seit diesem Jahr zum Besprühen der Pflanzen eine Drohne ein.
Das Fluggerät, made in China, trägt die Typenbezeichnung DJI AgrasT30 und kommt ausschliesslich in der Landwirtschaft zum Einsatz. Die «Volksstimme» konnte in den Rebbergen von Maisprach hautnah mitverfolgen, wie die Drohne funktioniert. Während sich Drohnenpilot Mischa Imhof voll auf den Flugeinsatz konzentriert, schildert Vorstandsmitglied und Drohnenwart Raphael Graf Sinn und Zweck des Drohneneinsatzes. «Wir behandeln die Rebfläche schneller, präziser und effizienter als mit der konventionellen Methode», hebt Graf hervor. Zudem schone man den Boden. Namentlich in den steilen Lagen erleichtere der Lufteinsatz das Arbeiten.
Bevor die mit sechs Rotorarmen ausgerüstete Maschine mit dem Sprühen des jeweiligen Pflanzenschutzmittels beginnen kann, muss der Pilot die Koordinaten des betreffenden Areals programmieren. Ist der Startpunkt angesteuert, führt das Gerät den Arbeitseinsatz autonom durch, ohne weiteres Eingreifen vom Boden aus. Sobald die Nutzlast von maximal 40 Kilogramm versprüht ist, verharrt die Drohne vor Ort und sendet dem Flugleiter ein Signal, dass der Sprühtank leer ist. Der gleiche Vorgang läuft ab, wenn die Kapazität des Akkus ein gewisses Minimum erreicht hat. Dann landet der Pilot das Gerät beim Servicefahrzeug zum Nachtanken und zum Wechseln des Akkus. Der Sprühvorgang setzt sich genau dort fort, wo er zuvor unterbrochen wurde. Somit sind Überschneidungen ausgeschlossen. Zur Ausrüstung gehören drei Akkus, die sich rasch nachladen lassen.
Nur so viel wie nötig
Auf einer Hektare Rebfläche werden pro Einsatz rund 100 Liter Pflanzenschutzmittel ausgebracht. Umgerechnet auf den Quadratmeter sind das 0,01 Liter. Die mithilfe des Kantons finanzierte Drohne fliegt nur wenige Meter über Grund, wobei der Abwind der Rotoren den Sprühnebel gezielt hinunterbläst. Der Boden löst dann einen Wirbel aus, der auch die Unterseite des Rebenlaubs befeuchtet. «Ist es zu heiss, zu windig oder regnet es, fliegen wir nicht», erklärt Graf. In der heissen und trockenen Luft würde das Wasser der Sprühlösung verdunsten. Der Rückstand, das Präparat, hätte die Form von Staub, der in alle Richtungen verblasen würde, nur nicht auf das Laub der Reben.
Neben den Pilzkrankheiten, zum Beispiel Falscher und Echter Mehltau, setzen auch Insekten wie die Kirschessigfliege den Reben zu. Damit die Beeren möglichst unbeschadet heranreifen können, sind je nach Witterung und Schädlingsbefall sechs bis zehn Besprühungen pro Saison nötig. Gespritzt wird jedoch nur so viel wie nötig. Der Drohneneinsatz beläuft sich pro Hektare auf 155 Franken. Dazu kommen noch die Kosten des verwendeten Präparats. Will ein Rebbauer seine Parzelle mit der Drohne spritzen, muss er sich vorgängig anmelden.
Wie Raphael Graf weiter berichtete, hat der Verein «Wy-Erläbnis» in den Kauf der Drohne im Januar rund 35 000 Franken und in das Zubehör, namentlich in den Anhänger mit dem Sprühmitteltank und dem Stromgenerator, weitere 20 000 Franken investiert. Der Weinbauer nimmt an, dass die ganze Geschichte mittelfristig finanziell günstiger wird als die bisherige Praxis. Im ersten Betriebsjahr werden in Maisprach von der 16 Hektaren haltenden Rebfläche 10 Hektaren beflogen. In Buus sind es 3 von 8 Hektaren und in Wintersingen 1,5 von ebenfalls 8 Hektaren.
Während sich der Fluglärm in engen Grenzen hält, gebe es vereinzelt Reklamationen von Wandernden, räumt Graf ein. «Wir erklären dann den Leuten, die oft keine Ahnung haben, worum es geht», sagt er. So liessen sich die Konflikte in der Regel einvernehmlich lösen.
Der Verein beschäftigt derzeit sechs Piloten. Diese mussten einen dreitägigen Ausbildungskurs des Bundesamts für Zivilluftfahrt absolvieren und danach eine Prüfung ablegen. Nur wer das Brevet vorweisen kann, darf auch fliegen. Denn neben der Technik müssen auch die rechtlichen Aspekte beachtet werden. Abgesehen von einigen technischen Störungen gab es mit dem Hightechgerät bis jetzt keine Zwischenfälle. Graf ist überzeugt, dass sich das Anwendungsgebiet der Drohne allgemein in der Landwirtschaft ausweiten wird.