Klänge für die Ewigkeit
20.05.2022 Buckten, Kultur, PorträtNach über vier Jahrzehnten gibt Susanne Würmli-Kollhopp die Leitung des «ChorBasel» ab
Susanne Würmli-Kollhopp verabschiedet sich als langjährige Dirigentin vom «ChorBasel». Morgen findet im Stadtcasino Basel ihr Abschiedskonzert statt.
Iris ...
Nach über vier Jahrzehnten gibt Susanne Würmli-Kollhopp die Leitung des «ChorBasel» ab
Susanne Würmli-Kollhopp verabschiedet sich als langjährige Dirigentin vom «ChorBasel». Morgen findet im Stadtcasino Basel ihr Abschiedskonzert statt.
Iris Bösiger
Geplant wäre das bereits vor zwei Jahren gewesen, doch dann kam die Pandemie. Aus der Sicht der 77-jährigen Chorleiterin Susanne Würmli-Kollhopp wäre es nicht nötig gewesen, ihr Abschiedskonzert nachzuholen, doch der Chor und die neuen Dirigenten haben darauf bestanden.
Zur Krönung werden am Ende des Konzerts weitere 110 ehemalige Chormitglieder auf die Bühne treten. Das Lieder-Repertoire wird ausschliesslich aus Würmlis eigenen Kompositionen bestehen, seien es Lieder oder Sätze. Davon gibt es nämlich einige. Dies ist eine weitere Fähigkeit, die sich Susanne Würmli-Kollhopp selbst auf ihrem Werdegang angeeignet hat. Aber alles der Reihe nach.
Der Anfang
Susanne Würmli wird 1945 geboren, wächst in Schottikon in der Nähe von Winterthur auf. Als sie elf Jahre alt ist, sterben kurz hintereinander ihre Eltern, und erst nach einigem Hin und Her findet sie im «Internationalen Kinderdorf Pestalozzi» in Trogen im Kanton Appenzell Ausserrhoden eine neue Heimat. Das ist ihr Glück. Schon damals sei das Singen etwas Wichtiges gewesen und etwas, das sie gut konnte.
Als sie etwas älter ist, kommt das Klavierspiel dazu. Später wird sie Primarlehrerin, lernt dabei ihren Mann kennen und unterrichtet einige Jahre im Appenzellischen. Anschliessend lässt sie sich zur Heilpädagogin ausbilden. Sie zieht mit ihrem Mann nach Basel, weil er dort an der Kunstgewerbeschule studiert. Später ziehen die beiden mit ihrem einjährigen Sohn Chasper nach Buckten, wo bald Res, der zweite Sohn, zur Welt kommt.
Schritt für Schritt
Ihr Einstieg in die Musikwelt erfolgt kontinuierlich und nicht eigentlich so geplant. Im Jahr 1980 übernimmt Susanne Würmli-Kollhopp die Leitung des Chors Buckten. Zwei Jahre darauf wird sie vom Leiter der Musik-Akademie Basel angefragt, einen Kinderchor aufzubauen. Diese Aufgabe nimmt sie mutig an und bildet sich parallel dazu selbst stetig weiter, nimmt Gesangsstunden und übt sich im Dirigieren.
Bald schon leitet sie mehrere Chöre, inszeniert Singspiele und komponiert fehlende Lieder selbst. Sie eignet sich das Arbeiten am Computer an und bleibt stetig am Ball. Aus den Kinderchören werden später Jugendund Erwachsenenchöre, und Susanne Würmli dirigiert grosse Werke wie etwa das Mozart-Requiem. Seit 1998 ist an der Musik-Akademie Basel das ganze Altersspektrum für Kinder und Jugendliche von 8 bis 25 Jahren abgedeckt. Zuletzt sind es neun altersmässig abgestufte Chöre mit über 300 Sängerinnen und Sängern. Über die Jahre hat Susanne Würmli-Kollhopp Dutzende Chöre geleitet und begleitet, zeitweise elf Chöre gleichzeitig, darunter auch den von ihr 1984 gegründeten «Vepate-Frauenchor Basel», den sie 34 Jahre leitete und dirigierte.
2008 gründet die talentierte und mehrfach ausgezeichnete Musikerin ihren eigenen Verlag «Singlust». Sie bringt zum Beispiel eine Reihe Volksliederhefte für gleiche und gemischte Stimmen oder «24 Weihnachtslieder aus Europa» für gemischte Stimmen auf den Markt.
Von ihrer ganzen Familie wurde Würmli-Kollhopp dabei immer unterstützt. Ihr Mann Chlaus hat in den Liederheften die Illustrationen beigesteuert, Sohn Chasper war als Grafiker für die Layouts verantwortlich und für die Gestaltung des Liederbuchs «Abrakadabra», und der jüngere Sohn Res war gesanglich für Audioaufnahmen zuständig, zum Teil zusammen mit dem Quartett «Cantuccini».
Die Liebe zur Gemeinschaft
Susanne Würmlis Leidenschaft gehörte immer den Chören. Auf die Frage, was sie am meisten geprägt hat auf ihrem musikalischen Weg, sagt sie bestimmt, dass der Aufbau und das Wachsen eines Chors ihr immer die grösste Freude bereitet haben. Das Organisieren habe ihr immer viel Spass gemacht, wenn auch andere Gebiete wie die Administration ihr nicht immer gleich gut von der Hand gingen.
Zuzusehen, wie ein Chor zusammenwächst, sich Beziehungen bilden und Fäden geknüpft werden über viele Jahre, das sei etwas Wunderschönes. Klar, die Musik sei essenziell und auch die Konzerte. «Aber die lange Aufbauarbeit war meine Passion.» In ihren vielen Chören an der Musik-Akademie kannte sie alle Chormitglieder immer beim Namen, wusste, wem es gerade gut ging und wem nicht.
Susanne Würmli bleibt bei vielen Menschen eine wichtige und prägende Person, die sie über lange Zeit intensiv begleitet hat. In ihren Chören haben sich auch immer wieder Paare gefunden, deren Kinder liebevoll «Würmli-Kinder» genannt werden.
Nun ist es Zeit, auf Wiedersehen zu sagen. Zumindest fast. Denn Susanne Würmli-Kollhopp leitet weiterhin den Chor Buckten und arbeitet zusammen mit ihrem Mann an einem neuen, musikalischen Kinderbuch. Zurzeit ist sie auch in das Freiluft-Theater «Hauenstein» involviert, wo sie im kommenden Juni die musikalische Leitung haben wird.
Doch morgen heisst es nach über vier Jahrzehnten «Adieu Chor Basel». Wer das nicht verpassen möchte, sollte sich so früh wie möglich vor die Tore des Stadtcasinos Basel stellen. Das Konzert beginnt um 17 Uhr und der Eintritt ist frei mit Kollekte.