Früher Hagel verursacht Schäden
28.05.2022 Buus, Maisprach, Wintersingen, Landwirtschaft, NaturGewitterzelle verharrte über Rebbaugemeinden
Ein Hagelgewitter vom Montag sorgte in Buus, Maisprach und teilweise auch in Wintersingen für grössere Schäden. Betroffen ist vorab der Weinbau, doch auch andere landwirtschaftliche Kulturen haben gelitten.
David ...
Gewitterzelle verharrte über Rebbaugemeinden
Ein Hagelgewitter vom Montag sorgte in Buus, Maisprach und teilweise auch in Wintersingen für grössere Schäden. Betroffen ist vorab der Weinbau, doch auch andere landwirtschaftliche Kulturen haben gelitten.
David Thommen
Die von Hagel und Sturmböen begleitete Gewitterzelle traf am vergangenen Montag um 11.15 Uhr über den Weindörfern Buus, Maisprach und Wintersingen ein. Dort verharrte sie, wie Rebbaukommissär Urs Weingartner sagt. Es hagelte während rund einer halben Stunde intensiv.
Maisprach dürfte es am stärksten getroffen haben. Weingartner beschreibt die Situation in den Rebbergen so: «Triebspitzen wurden geknickt und zerschlagen, bereits längere Schosse wurden an der Basis abgebrochen und Blätter weisen Löcher auf.» Die Blütenstände seien «etwas weniger geschädigt» worden, so der Rebbaukommissär (BL, BS, SO) nach der Schadensaufnahme. Das betroffene Gebiet sei ungewöhnlich gross. Hagelschäden träten ansonsten lokal begrenzter auf. Und der Zeitpunkt am 23. Mai sei «bedenklich früh im Jahr». Bis zur Ernte im September könne noch viel passieren: «Das gibt ein banges Gefühl.»
Vor allem auch deshalb, weil der Rebbau von Pech verfolgt zu sein scheint: «Wir werden nun zum wiederholten Mal in Folge keine guten Erträge haben», sagt der Maispracher Weinbauer und SVP-Landrat Markus Graf. Er nimmt unseren Anruf auf dem Handy in seinem Rebberg entgegen und sagt: «Es ist deprimierend. Einzelne Reihen sehen aus, als ob jemand mit der Heckenschere drüber wäre.» In den Vorjahren hatten den Weinbauern Fröste, Trockenheit und zuletzt Nässe und Krankheitsdruck stark zu schaffen gemacht und die Erträge gemindert.
Weingartner und Graf können sich nicht festlegen, wie gross der Ausfall aufgrund des Hagels vom Montag sein wird: «Es ist sehr unterschiedlich», sagt Graf. Bei seiner Pinot-Gris-Lage könnten es «nur» 10 bis 20 Prozent sein, nebenan beim Blauburgunder hingegen vielleicht 50 bis 60 Prozent. An anderen Orten im betroffenen Gebiet könne man nur hoffen, dass der Schaden nicht noch grösser ist, so Weingartner. Auf die Rebbauern warte nun viel Arbeit beim Wiederaufbau der Laubwände, und es bestehe die Hoffnung, dass es zumindest teilweise zu einer Regeneration komme. Noch ist man früh dran im Rebjahr.
So oder so seien die Kulturen in ihrer Entwicklung zurückgeworfen worden. Nach einem solchen Ereignis befänden sich die Reben «in einem physiologischen Schockzustand», sagt Weingartner. Entwicklung und Wachstum würden für rund 10 bis 14 Tage eingestellt. Danach beginne sich die Rebe zu erholen «und der Austrieb von Geiztrieben und schlafenden Augen beginnt». Wichtig sei, dass rasch Pflanzenschutz ausgebracht werde, denn beschädigte Reben seien besonders anfällig auf Krankheiten. Weingartner nennt in einer ersten Phase die Weissfäule, danach den Echten und den Falschen Mehltau, die den Winzern vor allem im Vorjahr bereits stark zu schaffen gemacht hatten.
Natürlich nimmt der Rebbau in Buus, Maisprach und Wintersingen eine dominante Stellung ein. Vom Hagel betroffen waren aber auch andere landwirtschaftliche Kulturen, namentlich der Obstbau: «Vor allem die Zwetschgen dürften gelitten haben», sagt Weingartner. Überall dort, wo die Anlagen nicht bereits mit Schutzdächern versehen waren. Zwar sind die Schäden durch die Hagelversicherung teilweise gedeckt. Doch niemals voll, wie Markus Graf sagt. Das Geld von der Versicherung sei für die Landwirte ohnehin immer nur ein «schwacher Trost».