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13.05.2022 Baselbiet, Oltingen, Maisprach, KulturMax Küng erhält den Baselbieter Kulturpreis für Literatur
Die Verleihung der diesjährigen Kulturpreise des Kantons Baselland fand am Mittwoch in Oltingen statt. Der bekannte, in Maisprach aufgewachsene Kolumnist Max Küng gewann in der Sparte Literatur.
Brigitte ...
Max Küng erhält den Baselbieter Kulturpreis für Literatur
Die Verleihung der diesjährigen Kulturpreise des Kantons Baselland fand am Mittwoch in Oltingen statt. Der bekannte, in Maisprach aufgewachsene Kolumnist Max Küng gewann in der Sparte Literatur.
Brigitte Keller
Am Mittwochabend wurden in Oltingen die diesjährigen Kulturpreise des Kantons Baselland vergeben. Mit dem Spartenpreis Literatur wurde der Reporter, Kolumnist und Schriftsteller Max Küng geehrt. Er ist in Maisprach aufgewachsen und wohnt heute mit seiner Frau und den zwei Söhnen in Zürich. Seit rund zwanzig Jahren ist er Reporter und Kolumnist und veröffentlicht regelmässig Bücher. Auch die Leser und Leserinnen der «Volksstimme» kommen vier Mal pro Jahr in den Genuss einer Kolumne made by Max Küng.
Begonnen hatte der Anlass bereits Stunden vorher. Oltingen und seine Einwohner hatten sich etwas ganz Besonderes einfallen lassen für die Umrahmung der diesjährigen Kulturpreisverleihung. Mit einem Empfang im stilvollen Pfarrgarten der reformierten Kirche St. Nikolaus begann der abwechslungsreiche Abend. Danach waren die Besucher auf einen kulturellen Rundgang durch das Dorf eingeladen.
Segen von ganz oben
In ihrer Begrüssungsrede zum offiziellen Teil in der Mehrzweckhalle betonte Regierungsrätin Monica Gschwind, dass die örtlichen Vereine ein exemplarisches Beispiel für das grossartige Engagement von Vereinen sei. Nach weiteren Ansprachen von Landratspräsidentin Regula Steinemann und Esther Roth, Leiterin Amt für Kultur, warteten die Anwesenden in der bis auf den letzten Platz gefüllten Mehrzweckhalle mit Spannung auf die Bekanntgabe der diesjährigen Gewinnerinnen und Gewinner.
Ausgezeichnet wurden Reto Pulfer aus Arlesheim in der Sparte Kunst, Gina Haller, ebenfalls aus Arlesheim, in der Sparte Theater und Max Küng aus Maisprach in der Sparte Literatur. Alle drei Preisträger wurden dem Publikum mittels eines kurzen Filmbeitrags vorgestellt.
Max Küng erzählt in seinem Beitrag, dass er ursprünglich Künstler werden wollte, da er möglichst viel Freiheit haben wollte. In den Journalismus hineingeraten sei er dann mehr zufällig. «Ich schreibe über Dinge, die mich interessieren, das sind vor allem Beobachtungen gesellschaftlicher Natur und zwischenmenschliche Dinge», sagt er. «In den zwischenmenschlichen Beziehungen gibt es viele lustige Situationen und manchmal auch Trauriges. Ideen gibt es immer, die liegen ja sozusagen auf der Strasse, man muss nur raus in die Welt und sich umschauen, dort findet man extrem viele Ideen. Ausser, man findet keine Ideen …». Für diesen Fall hat Küng ein paar Taktiken. Beispielsweise das wahllose Durchstöbern von Büchern in der Brockenstube oder aber er nutzt den Bahnhofskiosk mit seinen absurdesten Magazinen als Inspirationsquelle.
In seiner Dankesrede erhielten die Besucher eine weitere Kostprobe seines pointenreichen Könnens. So meinte er, dass er schon vor Jahren, als er noch gar nicht ahnen konnte, dass er heute diesen Preis gewinnen würde, einen Teil der Preissumme ausgegeben hätte – für ein Rennvelo. Er schenkte es sich zum fünfzigsten Geburtstag. «Ein klassisches Midlife-Crisis-Geschenk aus Titan.»
Geschichten vom und fürs Velo
Gekauft hatte er das teure Stück in Basel, wo er es abholte und damit durch seine alte Heimat Maisprach radelte. «Ich erzählte dem Velo Geschichten aus Maisprach und ich muss sagen, so ein Velo ist ein guter Zuhörer. Dann ging die Fahrt weiter, vorbei an der Kläranlage, von der ich als Kind immer angenommen hatte, das sei die Ovomaltinefabrik, weil mir mein älterer Bruder das immer erzählt hatte.» In diesem typischen Max-Küng-Stil ging es weiter und das Publikum amüsierte sich köstlich.
Zum Schluss der Feierlichkeiten wurden auch nochmals die Preisträgerinnen und Preisträger von 2020 und 2021 erwähnt. Die Feiern der vergangenen beiden Jahre mussten coronabedingt ohne Publikum stattfinden. Deshalb wurden die Preisträger und Preisträgerinnen nach Oltingen eingeladen und auf die Bühne geholt, zum grossen Gruppenbild zusammen mit den neuen Preisträgern. Michael Zisman und Simon Dettwiler, die letztjährigen Gewinner in der Sparte Musik, sorgten auch für die musikalische Begleitung des gelungenen Abends.
NACHGEFRAGT | MAX KÜNG, KOLUMNIST UND SCHRIFTSTELLER
«Manchmal habe ich Heimwehschübe»
Herzliche Gratulation zur Auszeichnung! Was bedeutet Ihnen der Preis?
Max Küng: Erstens bin ich extrem freudig überrascht gewesen, als ich es erfahren habe. Es ist ja etwas, wofür man sich nicht bewirbt, sondern es ereilt einen quasi. Ich finde es toll, dass in der alten Heimat verfolgt wird, was man tut, und es wertgeschätzt wird.
Leisten Sie sich mit dem Preisgeld etwas ganz Besonderes? Zum Beispiel ein neues Rennvelo?
Ich habe ja schon vor drei Jahren einen Teil der Preissumme ausgegeben für ein schönes Velo. Deshalb soll das Geld aufs Bankkonto gehen. In der schwierigen Zeit, die hinter uns liegt, bin ich zur Erkenntnis gekommen, dass ich genug Velos habe. Aber vielleicht wird ja mal eines der vorhandenen Velos gestohlen, dann gibt es wieder Platz für ein neues …
Seit 2005 leben Sie in Zürich. Was verbindet Sie mit Maisprach und dem Oberbaselbiet?
Meine Schwester und mein Bruder wohnen noch in Maisprach. Mein Bruder wohnt im ehemaligen Bauernhaus, in dem wir aufgewachsen sind. Dann plane ich schon seit Längerem eine grosse Rennvelotour, die in Maisprach vorbeiführt. Und ich schreibe ja auch eine Kolumne für die «Volksstimme» drei bis vier Mal pro Jahr. Was mir noch einfällt, ist, dass ich manchmal Heimwehschübe habe und mir dann eine Flasche «Maispracher» hole, die haben ja wirklich wahnsinnig gute Weine. Und ja, die bekomme ich auch in Zürich, bei der Dependance eines Basler Weinhändlers.
Sie sollen immer mit geschärftem Blick durch die Welt gehen und ein Notizbuch dabeihaben. Haben Sie heute auch schon etwas notiert?
Ja, ich habe heute in der Zeitung gelesen, dass der iPod von Apple eingestellt wird. Irgendwo habe ich noch meinen ersten iPod rumliegen und ich habe mir eine Notiz gemacht, dass ich diesen suchen und schauen werde, was da noch drauf ist. Und natürlich wäre es super hier rund um Oltingen zum Velofahren. Ich habe heute schon ein paar «Gümmeler» gesehen und ihnen neiderfüllt nachgeschaut.
Gibt es News zu laufenden Projekten?
Es ist immer so, dass man über Sachen, an denen man dran ist, nicht so gerne spricht. Aber ja, ich bin an einem neuen Buch. Ich hoffe, dass es im Frühling 2023 erscheint.
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