Gartentipp | Ratschläge für einen Garten voller Leben
Praktisch von einem Tag auf den anderen wurde der Frühling vom Sommer abgelöst. Während wir in den vergangenen Jahren um die Eisheiligen Mitte Mai zittern und bangen mussten wegen der Frostgefahr, sehnen wir uns ...
Gartentipp | Ratschläge für einen Garten voller Leben
Praktisch von einem Tag auf den anderen wurde der Frühling vom Sommer abgelöst. Während wir in den vergangenen Jahren um die Eisheiligen Mitte Mai zittern und bangen mussten wegen der Frostgefahr, sehnen wir uns heuer bereits nach Abkühlung im Schatten.
Meret Franke
Dass sich das Klima verändert, ist kein Geheimnis. Auch das Wetter hält sich nicht immer an die Regeln. Der Erfolg im Gemüsegarten ist zu einem grossen Teil vom Wetter abhängig. Meist hilft uns der Blick in die Natur mehr als der in den Kalender, denn die Natur schert sich nicht um Aussaat- und Pflanztermine, für sie muss vor allem die Temperatur stimmen.
Im Gegensatz zum astronomischen Kalender ist der phänologische Kalender nicht an fixe Daten gebunden, sondern nutzt verschiedene einheimische Zeigerpflanzen, die sich zuverlässig nach der Temperatur richten. Im phänologischen Kalender gibt es nicht vier, sondern zehn Jahreszeiten. Jetzt sind wir in der vierten dieser Jahreszeiten: dem Frühsommer. Dieser startet mit der Holunderblüte und endet mit den ersten reifen Erdbeeren; in den Hecken blühen die Hundsrosen, in den Wiesen die Margeriten und im Staudenbeet die Pfingstrosen.
Im Frühsommer dürfen alle Setzlinge in den Garten umziehen. Für Tomaten, Gurken, Auberginen und Peperoni ist jetzt die beste Pflanzzeit. Auch Bohnen, Kräuter, Randen und Rettich säen wir jetzt direkt ins Beet. Gegen das erhöhte Aufkommen von Beikräutern zwischen dem Gemüse helfen nun Jäten und eine dicke Mulchschicht.
Bestimmt haben auch bei Ihnen schon wieder viele Schnecken den Weg in den Garten gefunden, und es wird nicht lange dauern, bis sich Blattläuse und andere unliebsame Gäste im Gemüse tummeln. Sie dürfen sich entspannen und diese Gäste als Teil des ökologischen Gleichgewichts im Garten zulassen – Schädlinge können sich nur dann massenhaft vermehren, wenn ihre natürlichen Feinde ausbleiben. Wenn es jedoch gar keine Schädlinge gibt im Garten, gibt es keine Nahrung für Nützlinge. Darum müssen Sie im Frühsommer auch ein paar Blattläuse im Garten tolerieren, wenn Sie sich im Hochsommer an vielen Marienkäfern erfreuen möchten.
Im Siedlungsraum sind Gärten wichtige Lebensräume für viele seltene Tier- und Pflanzenarten. Im naturnah gestalteten Garten finden viele Nützlinge wie Vögel, Igel, Erdkröte und Zauneidechse, Ohrwürmer, Laufkäfer, Flor-, Schweb- und Raupenfliegen sowie viele Wildbienenarten ein Zuhause. Je vielfältiger Sie Ihren Garten gestalten, desto vielfältiger ist die Tierwelt. Ast-, Stein- oder Grashaufen bieten ihnen Unterschlupf, Hecken und Wildblumenwiesen sorgen für ein breites Futterangebot. Auch in Staudenbeeten, am besten mit vielen ungefüllt blühenden und einheimischen Stauden, fühlen sich viele Insekten wohl. Sie tragen zum ökologischen Gleichgewicht bei.
Gartenkurse und Beratung: Meret Franke und Koni Gschwind, Ebenrain-Zentrum für Landwirtschaft, Natur und Ernährung, 4450 Sissach. garten.ebenrain@bl.ch, www.ebenrain.ch > Landwirtschaft > Spezialkulturen > Kursgarten. Kurs «Naturgarten – der Hausgarten als Beitrag zur Biodiversität»: 23. August, im Ebenrain-Kursgarten.