Wieder mehr Einbrüche
05.04.2022 Baselbiet, PolizeiGerät die Polizei bei Cyber-Delikten wieder ins Hintertreffen?
Nach Jahren des Rückgangs stieg 2021 die Anzahl Einbruchdiebstähle im Baselbiet wieder an. Das sei aber kein Grund zur Beunruhigung, versicherte die Polizei im Rahmen der Vorstellung der Kriminalstatistik 2021. Sorgen ...
Gerät die Polizei bei Cyber-Delikten wieder ins Hintertreffen?
Nach Jahren des Rückgangs stieg 2021 die Anzahl Einbruchdiebstähle im Baselbiet wieder an. Das sei aber kein Grund zur Beunruhigung, versicherte die Polizei im Rahmen der Vorstellung der Kriminalstatistik 2021. Sorgen bereitet die Internetkriminalität.
Tobias Gfeller
Sicherheitsdirektorin Kathrin Schweizer (SP) hatte am Montagmorgen im Polizeihauptgebäude in Liestal positive und negative Nachrichten zu verkünden. Man könne sich im Baselbiet nach wie vor «sehr sicher» fühlen. Die Kriminalitätsbelastung pro 1000 Einwohnerinnen und Einwohner lag mit 41 auch im vergangenen Jahr deutlich unter dem Schweizer Durchschnitt von 48.
Nach einem Allzeittief im 2020 – natürlich auch bedingt durch den Corona-Lockdown – haben im vergangenen Jahr die Einbruchdiebstähle seit 2014 erstmals wieder zugenommen. Das Fazit ist augenscheinlich: Je weniger Homeoffice, desto mehr Einbrüche. Auch die Reisetätigkeit über die Grenze – Stichwort «Kriminaltouristen» – habe wahrscheinlich wieder zugenommen, berichtete Schweizer. Bei der Belastung durch Einbruchdiebstähle liegt der Kanton Baselland hinter Basel-Stadt, Genf und Waadt an vierter Stelle. Dies liege vor allem an der Lage an der Grenze zu Frankreich, so Martin Grob, Chef Kriminalpolizei.
Mit ein Grund für die Zunahme bei den Einbrüchen könnten die Covid-Kontrollen sein, für die gemäss Grob personell viele Ressourcen gebunden wurden, die dann bei der Einbruchsbekämpfung fehlten. Der Chef Kriminalpolizei relativierte aber sogleich: «Wenn wir vor sieben oder zehn Jahren diese Zahlen hätten präsentieren können, wären wir schlichtweg happy gewesen.» Bei der Aufklärungsrate bei Einbrüchen liegt Baselland mit gut 20 Prozent leicht über dem Schweizer Durchschnitt.
Weniger Gewaltdelikte
Die Zunahme bei den Einbruchdiebstählen von 799 im Jahr 2020 auf 991 im vergangenen Jahr führt dann unter anderem auch dazu, dass 2021 die Delikte im Baselbiet allgemein im Vergleich zum Vorjahr um 7 Prozent auf insgesamt 12 825 Fälle zugenommen haben. In ganzen Zahlen entspricht dies einer Zunahme von 888 Fällen. Die Zahlen sind aufgrund der Pandemie aber nur bedingt zu vergleichen, betonten die Verantwortlichen der Polizei mehrfach.
Martin Grob wirkte bei der Vorstellung der Zahlen grundsätzlich optimistisch. Die Kriminalität sei im Kanton Baselland mit Ausnahme der Einbrüche und Velodiebstähle zurückgegangen. «Das Baselbiet befindet sich im Vergleich zur ganzen Schweiz und den umliegenden Kantonen in einer recht komfortablen Lage.»
Gewaltdelikte sind 2021 im Vergleich zu 2020 zurückgegangen. Bei der häuslichen Gewalt sind die Befürchtungen während Corona nicht eingetroffen. Während 2020 die Zahlen noch leicht angestiegen waren, gingen sie 2021 wieder stark zurück. Sicherheitsdirektorin Kathrin Schweizer relativierte diese Werte, indem sie betonte, dass die Frauenhäuser stark genutzt würden. Im Fall von häuslicher Gewalt werde nicht in jedem Fall die Polizei gerufen, sondern die Opfer begäben sich direkt in Sicherheit. Bei den Diebstählen gründet die Zunahme vor allem auf Fahrzeugdiebstählen, im Speziellen von Fahrrädern.
Herausforderung Cybercrime
Besorgniserregend ist die Entwicklung bei der Cyberkriminalität, den Verbrechen im Internet. Die Statistik der Entwicklung dazu ist zwar ebenfalls mit Vorsicht zu geniessen, da diese Fälle erst seit dem vorletzten Jahr erfasst werden, doch die Zunahme um fast 50 Prozent im Vergleich zu 2020 ist horrend. Der Anteil der Cyberkriminalität an der Gesamtkriminalität ist auf bereits 7 Prozent gestiegen. Sicherheitsdirektorin Schweizer warnt: «Das können, wollen und dürfen wir so natürlich nicht stehen lassen. Da müssen wir zusätzlich das Bewusstsein schärfen, und zwar auf allen Ebenen: bei Privatpersonen, Verwaltungen und Unternehmen.»
Bei den Wirtschaftsdelikten habe die Internetkriminalität bereits den höchsten Anteil erreicht. Martin Grob befürchtet, dass die knapp 20 budgetierten Mitarbeitenden für die neu geschaffene Abteilung zur Bekämpfung von Cyberkriminalität bis Ende 2023 nicht reichen werden.
Mehr Unfälle mit Schwerverletzten
sda. Gestern hat die Baselbieter Polizei auch die kantonale Verkehrsunfallstatistik veröffentlicht. Demnach hat die Zahl der polizeilich registrierten Verkehrsunfälle im Jahr 2021 um 5 Prozent auf 969 zugenommen. Auf einem vergleichbaren Niveau wie 2020 blieben die Unfälle mit verletzten Personen.
Auffallend in der Verkehrsunfallstatistik ist, dass die Zahl der Schwerverletzten in den Pandemiejahren 2020 und 2021 mit je 66 deutlich höher war als der Wert von 2019 mit 50 Fällen. Im Vergleich zum Vorjahr ging die Zahl der Verkehrstoten von 9 auf 4 zurück.
Die Anzahl der Unfälle mit einem Velo sank von 80 auf 72 (-10 Prozent), diejenigen mit E-Bikes nahmen aber von 41 auf 46 zu (+12 Prozent). Zwei Drittel der Verkehrsunfälle ereigneten sich innerorts, 18 Prozent ausserorts und 15 Prozent auf Autobahnen oder sonstigen Hochleistungsstrassen. Innerorts wurden auch die meisten (68 Prozent) der Unfälle mit Verletzten registriert.
Bei den Unfallursachen war weiterhin das Verhalten der Verkehrsteilnehmenden dominierend. Bei den Unfällen mit Verletzten waren Missachten des Vortritts (29 Prozent), Unaufmerksamkeit und Ablenkung (24 Prozent) sowie eine nicht angepasste respektive zu hohe Geschwindigkeit (10 Prozent) die wichtigsten Unfallursachen.
Bei 69 Prozent aller Unfälle waren Männer die Hauptverursacher.