Wenn kreative Kräfte Hand anlegen
22.04.2022 Bezirk Sissach, Maisprach, Kultur«Alts Füürwehrmagazin» hat eine neue Bestimmung gefunden
Der Verein Vernetzte Vielfalt Maisprach hat das alte Feuerwehrmagazin zu einem attraktiven Mehrzweckraum umgestaltet. Am Sonntag besteht Gelegenheit, das Resultat zu bewundern.
Elmar ...
«Alts Füürwehrmagazin» hat eine neue Bestimmung gefunden
Der Verein Vernetzte Vielfalt Maisprach hat das alte Feuerwehrmagazin zu einem attraktiven Mehrzweckraum umgestaltet. Am Sonntag besteht Gelegenheit, das Resultat zu bewundern.
Elmar Gächter
Maisprach, das beschauliche und liebliche Weindorf mit seinen wunderbar erhaltenen alten Bauernhäusern, ist um eine Attraktion reicher. Hinter einem grossen, eher nüchtern wirkenden Garagentor verbirgt sich eine Rarität, die während Jahrzehnten zum gewohnten Bild des Dorfes zählte: die originalgetreue Präsentation der ehemaligen Schuhmacherei von Paul Meier-Schaffner.
Bereits für dessen Vater bedeuteten Herstellung und Reparatur von Schuhen Broterwerb, «Schusters Rappen» eben. Und so hielt es auch sein Filius bis spät ins letzte Jahrhundert. Noch für viele heutige Bewohnerinnen und Bewohner war es selbstverständlich, für das eigene Schuhwerk die Werkstatt und den Laden an der Möhlinstrasse aufzusuchen.
Für den Vogelschutz-, Heimatschutz- und Verschönerungsverein Maisprach (VVM) war es deshalb Freude und Verpflichtung zugleich, als ihnen die Familie nach dem Tod von Paul Meier – er starb 2016 im Alter von 88 Jahren – und auf dessen ausdrücklichen Wunsch das Inventar der Schuhmacherwerkstatt als eigentliches Kulturerbe von Maisprach vermachte.
Christoph Schaub ist Präsident des Vereins, der sich heute «Vernetzte Vielfalt Maisprach» nennt, und zugleich Mitglied der sogenannten Museumsgruppe. Diese widmet sich seit Jahren erhaltenswerten Altertümern aus dem Dorf und stellt ihre Sammlerstücke jeweils an besonderen Anlässen aus. Ehemals als autonome kleine Organisation unterwegs, ist sie mittlerweile eingebettet in den VVM. «Mit dem Angebot der Familie von Paul Meier standen wir vor der Frage, wo wir die Schuhmacherwerkstatt platzieren. Das Lager unserer Museumsgruppe in der Zivilschutzanlage kam aus verschiedenen Gründen nicht infrage», so Christoph Schaub. In enger Zusammenarbeit mit der Gemeindebehörde entstand die Idee, das leerstehende alte Feuerwehrmagazin zu aktivieren.
Nach knapp einem halben Jahr Umbau durch ehrenamtlich tätige Mitglieder des Vereins und finanziell unterstützt von Gemeinde und Lotteriefonds für die Beschaffung des Materials hat sich das ehemalige Feuerwehrmagazin in einen attraktiven Ausstellungs- und Veranstaltungsraum verwandelt. Im Mittelpunkt stehen dabei der weitgehend originalgetreue Arbeitsplatz des ehemaligen Schuhmachers sowie die Studierstube von Dorfschullehrer Hans Graf, der von 1901 bis 1946 die Kinder von Maisprach unterrichtet hatte. Dessen Begeisterung für Mineralien zeigt sich in einer grösseren Sammlung, die er in und um Maisprach zusammengetragen hat und die ebenfalls im «alte Füürwehrmagazin» beheimatet ist.
Besondere Ostereier
«Wir sprechen bewusst nicht von einem Museum. Unser Ziel ist es vielmehr, hier Ausstellungen und Veranstaltungen durchzuführen», hält Christoph Schaub fest. So fand hier bereits vergangenes Jahr eine kurze Theateraufführung zur Eröffnung statt, die sich einer Episode aus dem Leben des Dorfschullehrers Graf widmete. Für Kulisse und Schauspieler stand der Raum zur Verfügung, für die Besuchenden der Platz vor dem alten Feuerwehrmagazin. Ein weiteres Highlight erfolgt am 18. Mai, wenn Silvia Flückiger aus Wintersingen einen «Märchenabend für Erwachsene» zum Besten gibt.
Das alte Feuerwehrmagazin wird nur an besonderen Tagen geöffnet sein. Ein solcher ist der kommende Sonntag im Rahmen des Eierlesens, wenn von 12 bis 15 Uhr neben den musealen Gegenständen und Einrichtungen wunderbar gestaltete Ostereier zu bewundern sind. Die Unikate vom Wachtelei, das seinerzeit vom Radio Basilisk einen besonderen Preis erhalten hat, bis zum Gänseei sind hoch künstlerisch mit Farbstiften bemalt und zeigen Motive von Blumen und Tieren. Sie stammen aus den kreativen Händen des ehemaligen Einwohners Christian Plüss, der 2018 viel zu früh gestorben ist.
«Eines unserer Ziele ist es, mit den Möglichkeiten, die unser ‹alts Füürwehrmagazin› bietet, die verschiedenen Aktivitäten auf unserem schönen Dorfplatz zu ergänzen», so Christoph Schaub. Und er fügt gleich die Hoffnung an, dass sich vermehrt junge Leute für ein Mitmachen im breit tätigen VVM interessieren.
Flurgang zum Nationalen Tag der Hochstammbäume
emg. Zusammen mit dem Natur- und Vogelschutzverein Buus und «Natur in Rickenbach» lädt der Vogelschutz-, Heimatschutz- und Verschönerungsverein Maisprach morgen Samstag, 23. April, zu einem Flurgang ein. Den Veranstaltern liegt besonders am Herzen, die Möglichkeiten und Chancen der Bewirtschaftung von Hochstammbäumen im Obstbau zu diskutieren.
Die Route führt über Inneri Röti – Zalgarten – Eich zum Sonnenberghof, wo die Familie Graf eine kleine Gastwirtschaft führt und Grilladen und Getränke anbietet. Zudem können Produkte aus Hochstammfrüchten degustiert und gekauft werden. Besammlung ist um 13.30 Uhr auf dem Dorfplatz Maisprach.