Ungewöhnliche Nachfolge
22.04.2022 Baselbiet, PolitikMichael Bürgin war nicht auf der Wahlliste für den Landrat Der Bennwiler Michael Bürgin rückt voraussichtlich in den Landrat nach und ersetzt dort Bálint Csontos. Der Vorgang ist ungewöhnlich: Bürgin war 2019 nicht auf der Wahlliste der Grünen.
David ...
Michael Bürgin war nicht auf der Wahlliste für den Landrat Der Bennwiler Michael Bürgin rückt voraussichtlich in den Landrat nach und ersetzt dort Bálint Csontos. Der Vorgang ist ungewöhnlich: Bürgin war 2019 nicht auf der Wahlliste der Grünen.
David Thommen
In der «Volksstimme» vom 12. April hatten wir vermeldet, dass die Hölsteinerin Marianne Lerch den zurücktretenden Grünen Bálint Csontos (Ramlinsburg) im Landrat ersetzen wird. Das war eine Falschinformation, für die wir uns entschuldigen. Denn Lerch, die bei der Landratswahl im Jahr 2019 den Platz der Erstnachrückenden belegte, meldet den Verzicht. Als Landwirtin sei sie derzeit mit dem Aufbau eines gemeinschaftlichen Gemüsebetriebs «stark unternehmerisch tätig und beansprucht», liess sie gestern mitteilen. Eine erneute Kandidatur fürs Kantonsparlament zu einem späteren Zeitpunkt schliesse sie nicht aus.
Bitter für die Grünen: Nicht nur Lerch will nicht nachrücken, sondern auch die restlichen vier Kandidatinnen und Kandidaten der Sechserliste im Wahlkreis Waldenburg winken ab. Gemäss dem Gesetz über die politischen Rechte hat die betroffene Partei in einem solchen Fall das Recht, eine Person zu nominieren, die bei den Parlamentswahlen nicht auf der Wahlliste stand. Laut dem zurücktretenden Bálint Csontos wird dies der Bennwiler Gemeinderat Michael Bürgin sein. Nötig für den Wahlvorschlag sind die Unterschriften von 10 Personen, die einst die 2019er-Wahlliste der Grünen unterzeichnet hatten. Bevor Bürgin im Landrat angelobt werden kann, muss der schriftliche Verzicht der regulär Nachrückenden auf der Waldenburger Liste der Grünen vorliegen. Der Regierungsrat muss den Vorschlag sodann als Erwahrungsinstanz absegnen.
Ein seltener Fall
Der Vorgang sei durchaus ungewöhnlich, sagt die Baselbieter Landschreiberin Elisabeth Heer auf Anfrage. Auf der Landeskanzlei gebe es die vage Erinnerung an nur noch einen gleich gelagerten Fall. Dabei dürfte es sich um die Nachfolge des 1998 zurückgetretenen Frenkendörfer Landrats (und Nationalrats) Rudolf Keller gehandelt haben. Damals wollte niemand von der Landratsliste der Schweizer Demokraten (SD) im Wahlreis Pratteln nachrücken. Der Prattler Heinz Mattmüller kam so ins Kantonsparlament, ohne im Wahlkampf kandidiert zu haben.
Der nun nominierte Michael Bürgin ist Musiker und als solcher Lehrer am Gymnasium Münchenstein. Im Jahr 2019 wurde er als damals 49-jähriger Parteiloser in den Bennwiler Gemeinderat gewählt. Wenn Bürgin im September erstmals im Landrat Einsitz nimmt, startet bereits der Wahlkampf: Die Gesamterneuerungswahlen sind auf den 12. Februar 2023 angesetzt. Es sei ihm bewusst, «dass in dieser kurzen Periode keine grossen Brocken bewegt werden können», sagt er. Aber er wolle versuchen, sich «akzentuiert und konstruktiv» einzubringen.
«Bämbel» stellte seit der Kantonsgründung bislang erst ein knappes Dutzend Landräte, zuletzt sass Daniel Wenk (FDP) von 2002 bis 2009 im Parlament.