TURNERBLICK
28.04.2022 RegionDie letzte Reise
Spieler, Trainer, Funktionäre: Die Bandbreite an Menschen, mit denen ich während meiner Zeit als Sportredaktor dieser Zeitung zu tun hatte, war gross. Auch in meiner heutigen Tätigkeit begegne ich immer wieder verschiedenen ...
Die letzte Reise
Spieler, Trainer, Funktionäre: Die Bandbreite an Menschen, mit denen ich während meiner Zeit als Sportredaktor dieser Zeitung zu tun hatte, war gross. Auch in meiner heutigen Tätigkeit begegne ich immer wieder verschiedenen Persönlichkeiten. Werde ich auf die Faszination meiner Arbeit angesprochen, dann erwähne ich diese spannenden Begegnungen oft zuerst. In all den Jahren sass ich so schon mit Dutzenden Personen zusammen und lauschte ihren Aussagen. Einige blieben mir aus verschiedenen Gründen mehr in Erinnerung als andere.
Eine dieser bleibenden Begegnungen holte mich in den vergangenen Tagen unfreiwillig wieder ein. Unter dem Titel «Die 1. Liga ist kein Grümpelturnier» blickte ich im Herbst 2010 journalistisch auf die damals bevorstehende Saison des EHC Zunzgen-Sissach voraus. Für mich als blutjungem Journalisten war es die erste Eishockeysaison, in der ich ZS begleiten durfte. Nicht nur die «Volksstimme» startete damals mit einem neuen Sportredaktor in die ZS-Saison. Auch der Eishockeyverein nahm die Saison mit einem neuen Trainer in Angriff. Während es für mich Neuland war, kehrte der ZS-Übungsleiter bereits zum zweiten Mal an seine alte Wirkungsstätte zurück. Nicht nur dieser Aspekt hatte es in sich, sondern auch die Persönlichkeit, mit der ZS in dieser Saison sein Glück versuchte: Milan Mrukvia war eine Eishockey-Koryphäe, die weit über die Region hinaus geschätzt wurde. Unter anderem trug er 16 Jahre lang das Trikot von Slovan Bratislava. Der ehemalige tschechoslowakische Nationalspieler stand später auch in der Schweiz als Spieler auf dem Eis, ehe er bei verschiedenen Klubs als Trainer an die Bande wechselte – so unter anderem bei ZS.
Noch gut mag ich mich an die Gespräche mit ihm als ZS-Trainer erinnern. Mrukvia lebte das Eishockey und war stets Feuer und Flamme für seinen Sport. Die Begeisterung, welche er jeweils in den Gesprächen an den Tag gelegt hatte, war einzigartig und hat mich fasziniert. Auch wenn seine letzte ZS-Amtszeit nur gerade bis Anfang 2011 gedauert hatte, waren spätere Begegnungen immer sehr freundschaftlich. Der Sport liess ihn manche Reisen tätigen.
Vor Kurzem erfuhr ich, dass der 76-Jährige seine letzte Reise angetreten hat. Diese Nachricht löste bei mir viele Erinnerungen an die Anfänge meiner «Volksstimme»-Zeit aus. Auch wenn unser letztes Gespräch schon mehrere Jahre zurücklag – Mrukvia amtete damals noch als Assistenztrainer bei Zuchwil Regio – war er stets für einen kurzen Schwatz bereit. Mit Milan Mrukvia hat die Eishockeyregion Basel eine Legende verloren. Für mich bedeutet sein Tod den Verlust einer Persönlichkeit, die meine journalistischen Anfänge ein Stück weit mitgeprägt hat und mich immer daran zurückdenken lässt.
Thomas Ditzler arbeitet beim Schweizerischen Turnverband und ist ehemaliger «Volksstimme»-Sportredaktor.