MUNDART
28.04.2022 RegionNümm der Jüngscht
Do hani geschter mym Vatter aaglüte. «Papi, wie gohts dir hütte?», hani welle wüsse. Die Froog isch berächtiget. My Vatter isch nümm grad der Jüngscht. Är het im vorige Monet sy hundertscht Geburtstag ...
Nümm der Jüngscht
Do hani geschter mym Vatter aaglüte. «Papi, wie gohts dir hütte?», hani welle wüsse. Die Froog isch berächtiget. My Vatter isch nümm grad der Jüngscht. Är het im vorige Monet sy hundertscht Geburtstag gfyyrt. E Hundertjöhrige ka me scho mol frooge, wie s ihm hütte goht.
«Schwiirig», stöhnt my Vatter, «ich ha wiider emol riisigi Problem.» Ich will wüsse, wos klemmt. «Myni ganze Mails sin abgstürzt und s Grafik-Programm spinnt au wiider. S isch e Katastrophe! I bruuch e Programm, wo mer zeigt, was i falsch mach.»
My Vatter – är isch au Grosspapi und Urgrosspapi – isch online. Voll im World Wide Web. Uf sym Arbetstisch lüüchte drei Bildschirm. Mängmol lüüchte zuesätzlig no s iPad und s eBook. Me seht: Computer sin e super Sach für alti Lüt.
Halt! Alt?
Döff me hytzutags no alti Mensche als alti Mensche bezeichne? «Hüt säit me doch ‹Älteri›», säit me. Das syygi politisch korräkter. Und weniger diskriminierend für die Alte – eh sorry – für die Ältere. I verstands zwor nit ganz. Isch älter nit älter als alt? Mues me jetz s Alter im Alter unbedingt no steigere? Soll me die Alte no älter mache, als si eh scho sin?
Ich döff das frooge. Ich ghör au nümm zu de Junge – eh sorry – zu de Jüngere. Mit andere Wort: Ich bi au nümm der Jüngscht. Letschthin isch sogar e Schuelmeitli uffgstande, woni in volle Bus gstiige bi. I bi mer vorkoo, wie imme falsche Film. Aber insgeheim bini doch froh gsi, hani döffe sitze.
Aber zrugg zu de Bildschirm vo mym Vatter. Won är uff d Wält ko isch, 1922, het no kein gwüsst, was e Bildschirm isch. 1922 hämmer d «Volksstimm» no uff Papier müesse läse – also natürlig nit mir, sondern unseri Vorfahre. Apropos «fahre»: 1922 sin uff de Baselbieter Landstroossen öppe 350 Auti vor sich ane tuggeret. Hüt simmer mit guet 150 000 BL-Personewäge natürlig vyyl mobiler – vor allem, wemmer sitzend stundelang im Stau stöhn.
Als Hundertjöhrige sitzt my Vatter naturgemäss nit im Stau, sondern dehei vor syne Bildschirm mit Internet-Aaschluss. Mol bstellt er online s Ässe. Mol kauft er online Büecher. Mol luegt oder liist är online d Noochrichten und är korrespondiert per Mail mit syne Fründ, wo no läbe.
Die meischte sin jünger. Nit jung, aber jünger – und au nümm grad die Jüngschte. Oder, wies my Vatter mit 99 au scho gsäit het: «Men isch halt keini 98 me.» Apropos «Jünger»: Sin das nit die zwölf Follower vo däm bärtige Influencer gsi vor 2000 Johr?
Doch zrugg in d Gägewart. Do kämpft my Vatter mit syne Computer-Problem. «Wie gsäit» säit er, «eigentlig bruuch i e Programm, wo mer zeigt, was i falsch mach und wo myni Fähler automatisch korrigiert.» Wär weiss, villicht gits esone Programm, wenn ich emol hunderti bi.
In däm Sinn, schwarz uf wyss, uf Papier und online: Alles Gueti zum Start ins zweite Johrhundert, liebe Papi!
Aernschd Born wohnt in Reinach. Er ist Songpoet, Autor und Kulturschaffender.