Kleinräumige Altersbetreuung
28.04.2022 BaselbietWeitere fünf Gemeinden planen eigene Versorgungsregion
Nachdem sich bereits fünf Gemeinden des oberen Homburgertals entschieden haben, aus der geplanten Versorgungsregion Oberbaselbiet auszusteigen, streben nun auch Buus, Hemmiken, Maisprach, Rickenbach und Wintersingen eine ...
Weitere fünf Gemeinden planen eigene Versorgungsregion
Nachdem sich bereits fünf Gemeinden des oberen Homburgertals entschieden haben, aus der geplanten Versorgungsregion Oberbaselbiet auszusteigen, streben nun auch Buus, Hemmiken, Maisprach, Rickenbach und Wintersingen eine eigene Lösung an.
Thomas Faulstich
Die Umsetzung der im neuen Altersund Pflegebetreuungsgesetz (APG) vorgeschriebenen sogenannten Versorgungsregionen nimmt zusehends einen anderen Weg, als dies vom Gesetzgeber ursprünglich angedacht worden ist. Bei der Planung gingen die kantonalen Fachstellen davon aus, dass eine Versorgungsregion mindestens 15 000 Einwohnerinnen und Einwohner umfassen sollte. Daher wurde angestrebt, für das ganze Oberbaselbiet eine Region mit 31 zugehörigen Gemeinden zu schaffen.
Nachdem sich vor rund einem Jahr bereits die fünf Gemeinden Buckten, Häfelfingen, Känerkinden, Läufelfingen und Rümlingen für einen Alleingang entschieden haben, planen nun auch Buus, Hemmiken, Maisprach, Rickenbach und Wintersingen diesen Weg. Beide Regionen umfassen dabei jeweils zwischen 3200 und rund 3500 Einwohnerinnen und Einwohner.
Die Abteilung Alter des kantonalen Amts für Gesundheit wurde durch die fünf Gemeinden unter dem Namen «Farnsberg plus» über ihr Vorgehen informiert.
In Gesprächen mit Nadine Jermann, Gemeindepräsidentin von Buus, und Rainer Feldmeier, Gemeindepräsident von Häfelfingen, wird das Spannungsfeld deutlich, das sich aus der Umsetzung der neuen gesetzlichen Vorgaben für kleinere Gemeinden ergibt. Die Beteiligten sind sich bewusst, dass für die Sicherstellung eines qualitativ guten und gleichzeitig finanzierbaren künftigen Pflegeangebots Anstrengungen notwendig sind. Bezweifelt wird aber, ob die mit der grossen Region geplanten zusätzlichen Verwaltungs- und Beratungsstrukturen tatsächlich einen spürbaren Nutzen für die Bevölkerung erbringen oder ob nicht lediglich Kosten generiert werden. Kosten, die zudem für die einzelnen Gemeinden in dem geplanten grossen Verbund nicht oder kaum beeinflussbar wären.
Jermann und Feldmeier weisen dabei auch auf die eher schlechten Erfahrungen mit der Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde (Kesb) hin, die ebenfalls in dieser Grösse realisiert wurde und bei der die Kosten kaum kontrollierbar in die Höhe schnellen. Die kleinen Gemeinden versuchen daher, mit ihrem Alleingang einen Weg zu finden, bei dem das schon vorhandene lokale Angebot erhalten – und wo notwendig – ausgebaut wird. Auch versprechen sie sich davon, auf bereits bestehende gute Strukturen und Kontakte innerhalb und unter den Gemeinden zurückgreifen, die Entscheidungswege kurz halten und die Nähe zur Bevölkerung erhalten zu können.
Entscheid wurde nötig
Die fünf Gemeinden des Homburgertals haben ihre Versorgungsregion auf Anfang dieses Jahres umgesetzt. Dieser Kraftakt wurde gemäss Rainer Feldmeier dank des sehr grossen Einsatzes aller beteiligten Gemeindevertreterinnen und -vertreter möglich. Ausgelöst wurde der Alleingang ursprünglich dadurch, dass das Anliegen der Gemeinden auf die Bildung einer Versorgungsregion auf Ebene der Sekundarschulkreise ohne Begründung nicht in die Planung aufgenommen wurde.
Die Motivation der Gemeinden der Region «Farnsberg plus», den Alleingang zu wagen, beruht gemäss Nadine Jermann auf den bisherigen Erfahrungen in der Zusammenarbeit im grossen Verbund. Die Entscheidungswege seien lang und schwierig und die Einflussnahme auf die Ausgestaltung des Verbunds und das künftige Angebot werde dabei als sehr klein empfunden. Ein Entscheid steht für die Gemeinden nun auf alle Fälle an: entweder ein Beitritt zum geplanten neuen Zweckverband Oberbaselbiet oder die Schaffung eines eigenen Verbunds. Die fünf Gemeinderäte haben entschieden, den nächsten Gemeindeversammlungen eine eigene Region vorzuschlagen.
Dieser Vorschlag basiert auf den Grundlagen der Region Oberes Homburgertal. Hier wurden gute Kontakte geknüpft und die vorhandenen Dokumente und Unterlagen zur Verfügung gestellt. Die exakte Ausgestaltung des Vertrags und des Angebots in der Region «Farnsberg plus» wird dabei noch auf die etwas anders gelagerten regionalen Verhältnisse angepasst.
Während im Homburgertal bereits eine regionale Spitex-Organisation sowie ein Alters- und Pflegeheim mit praktisch der gleichen Trägerschaft existieren, zeigt sich die Situation bei «Farnsberg plus» etwas heterogener. Die daraus entstehenden Herausforderungen dürften gemäss Nadine Jermann aber lösbar sein.
Kein Einfluss auf Planung
Für den Geschäftsführer der Region Oberbaselbiet, Gerry Thönen, hat der Entscheid der fünf Gemeinden keinen wesentlichen Einfluss auf die weitere Planung der Versorgungsregion. An einer Besprechung diesen Freitag wird das weitere Vorgehen beschlossen. Den angeschlossenen Gemeinden soll daraufhin der konkrete Vorschlag für die Bildung der Region zur Beschlussfassung unterbreitet werden. Alle beteiligten Akteure betonen, dass die Aufteilung in verschiedene Regionen kein Hinderungsgrund für eine künftige gute Zusammenarbeit bei übergreifenden Fragen darstelle. So könnten wahrscheinlich auch die ursprünglichen Ziele des kantonalen Gesetzgebers erreicht werden.