Im Einsatz für Tiere und Menschen in Not
26.04.2022 Baselbiet, LausenBrigitte Keller
Ziel und Zweck der Tiertafel ist es, Menschen und ihren Tieren in Not zu helfen. Tierhalter, die aufgrund ihrer finanziellen Situation nicht mehr in der Lage sind, ihre Haustiere ausreichend zu versorgen, erhalten einmal im Monat ergänzend Futter und bei ...
Brigitte Keller
Ziel und Zweck der Tiertafel ist es, Menschen und ihren Tieren in Not zu helfen. Tierhalter, die aufgrund ihrer finanziellen Situation nicht mehr in der Lage sind, ihre Haustiere ausreichend zu versorgen, erhalten einmal im Monat ergänzend Futter und bei Bedarf Zubehör wie Streu, Näpfe, Verbandsmaterial und mehr. Bedingung ist, dass das Tier bereits vor dem Eintritt der Hilfsbedürftigkeit im Haushalt lebte.
Es gab durchaus kritische Stimmen vor fünf Jahren, als Arlette Sumi die Absicht hatte, die Schweizer Tiertafel ins Leben zu rufen. Die einen zweifelten am Durchhaltewillen der Initiantin. Und andere zweifelten am Bedarf und sahen keine Notwendigkeit dafür in der Schweiz. Die Zweifler lagen alle falsch.
5000 Klienten registriert
Die Vereinsgründung von Sumi war alles andere als ein Schnellschuss. Sie wusste genau, was es brauchte. Musste sie doch selbst mit Schicksalsschlägen umgehen, die ihr Leben mehrmals auf den Kopf stellten. Als sie mit der Diagnose Kehlkopfkrebs konfrontiert wurde, riet man ihr gar, ihren Hund wegzugeben. «Es ist das Schlimmste, jemandem, dem es schlecht geht, sein Tier wegzunehmen.» Diese Erfahrung am eigenen Leib war damals die Initialzündung zur Idee für die Schweizer Tiertafel.
Fünf Jahre sind seither vergangen und viele Ziele von Arlette Sumi und ihrem Verein konnten erreicht werden. In allen 26 Kantonen gibt es eine Abgabestelle des Vereins für Tierfutter und -zubehör. Auch ein Lagerraum in einem Gebäude mit Warenlift konnte in der Zwischenzeit zugemietet werden. Das erleichtert die Anlieferung von ganzen Paletten mit Tierfutter, welche der Verein von Grosshändlern entgegennehmen darf. Davor stand einzig und allein das Reihenhaus von Sumi als Lager zur Verfügung. Der Keller dort dient aber nach wie vor als Warendrehscheibe der Geschäftsstelle.
Rund 5000 Klienten sind aktuell als berechtigte Empfänger registriert und täglich treffen Dutzende neue Gesuche ein. Die Gesuchsteller müssen ein Antragsformular ausfüllen und diverse Nachweise mitliefern respektive belegen können, dass sie berechtigt sind. Die Schweizer Tiertafel unterstützt zum Beispiel maximal zwei vorhandene Tiere pro Haushalt und unter keinen Umständen die Aufnahme weiterer Tiere.
Nicht alle Anträge bewilligt
Alle Gesuche um Unterstützung gelangen zu Arlette Sumi. Sie arbeitet Hand in Hand mit den zuweisenden Sozialämtern und die Prüfung der Gesuche erledigt sie mit sehr viel Routine. Doch bei aller Routine sei es auch wichtig, den Blick über den Tellerrand hinaus nicht zu vergessen. Viel Zeit benötigt die persönliche Betreuung der Gesuchsteller. Viele schämen sich, dass sie um Unterstützung bitten müssen, und sind froh und dankbar, wenn sie auf jemanden stossen, der eigene Erfahrungen und Verständnis hat für ihre Situation.
Ab und zu gibt es auch Antragsteller, die ungerechtfertigte Ansprüche haben, und ihnen dies klarzumachen, gehört zu den weniger angenehmen Aufgaben von Sumi. Zum Glück, sagt sie, hat ihr Lebensweg sie stark gemacht. Angefangen beim Aufwachsen als Tochter eines Wirtepaares. «Ja, die Arbeit im Service hat mich geprägt, einen breiten Rücken musste ich mir da schon zulegen.»
Am kommenden Samstag steht das Positive im Vordergrund: Der Verein feiert sein fünfjähriges Bestehen. Am Anlass wird alles rund ums Haustier gesammelt und er bietet interessierten Besuchern zudem die Möglichkeit, sich an Ständen über die Tätigkeit der Schweizer Tiertafel und befreundeter Institutionen zu informieren. So werden Vertreter von verschiedenen Tierschutzorganisationen anwesend sein, wie zum Beispiel vom Tierschutzbund Basel Regional. Auch eine Vertretung des Kleintier-Krematoriums Duggingen wird vor Ort sein. Und der Lesehund Boy, ein Projekt, das Kinder in Bibliotheken zum Lesen animieren soll. Der Anlass findet in der und um die Waldhütte Edleten in Lausen statt.
Mobile Praxis in Planung
Ein weiteres grosses Anliegen der Schweizer Tiertafel ist die tierärztliche Versorgung von betroffenen Tieren. Das Futter kann oft noch irgendwie aufgetrieben werden. Für einen Tierarztbesuch fehlt aber das Geld. Doch ohne Geld gibt es kaum oder gar keine Behandlung. Auch dort wollen Sumi und ihr Team mehr Unterstützung anbieten.
So bringen sie schon mal ein Tier selber zu einem Tierarzt, der bei den Kosten für die Behandlung und den Medikamenten Sozialtarife gewährt. «Ein Bus, ausgebaut als mobile Tierarztpraxis, ist unser nächstes grosses Projekt. Damit auch die treuen Begleiter von Bedürftigen und Obdachlosen eine anständige Versorgung erhalten können.» Die Vorfreude steht der Initiantin beim Gedanken daran ins Gesicht geschrieben. Dafür ist der Verein neben Sach- auch auf Geldspenden angewiesen.
Jubiläumsfest 5 Jahre Schweizer Tiertafel: Samstag, 30. April, Waldhütte Edleten, Lausen. www.schweizer-tiertafel.ch