Ein Oberbaselbieter Gemeinde-Trio triumphiert
22.04.2022 Baselbiet, Gemeinden, GesellschaftJürg Gohl
Wo boomt das Baselbiet? Zieht man die neusten Bevölkerungszahlen zum Ende des vergangenen Jahres zu Rate, die das Statistische Amt vor Kurzem veröffentlicht hat, so fällt die Antwort klar aus: Nirgendwo im Kanton sind Gemeinden in Prozenten so stark gewachsen ...
Jürg Gohl
Wo boomt das Baselbiet? Zieht man die neusten Bevölkerungszahlen zum Ende des vergangenen Jahres zu Rate, die das Statistische Amt vor Kurzem veröffentlicht hat, so fällt die Antwort klar aus: Nirgendwo im Kanton sind Gemeinden in Prozenten so stark gewachsen wie die drei Nachbarn Itingen, Lausen und Zunzgen. Itingen wuchs im vergangenen Jahr um 219 Personen. Das entspricht einer Zunahme von 5,9 Prozent und bedeutet Rekord im Baselbiet.
In absoluten Zahlen wird Itingen im Kantonsgebiet nur von vier Gemeinden übertroffen: Liestal (+341 Einwohner), Allschwil (259), Aesch (242) und Reinach (186) sowie Lausen. In der letztgenannten Gemeinde sind 266 Personen mehr zuals weggezogen. Damit belegt der Nachbar der führenden Itinger in der kantonalen Rangliste mit 4,9 Prozent den zweiten Rang. Und Zunzgen, ein weiterer Nachbar, folgt hinter Zwingen (3,5) mit 3,2 Prozent gleich auf Platz vier.
Zeglingen wäre Dritter
Anzumerken ist, dass in dieser Hierarchie nur Gemeinden mit über 2000 Einwohnerinnen und Einwohnern genauer betrachtet werden, weil bei kleineren Zahlen die Zufälligkeiten zu gross und die Aussagekraft zu gering werden. Ansonsten würden sich neben Zwingen noch vier weitere Gemeinden zwischen Lausen und Zunzgen schieben: Zeglingen (4,2 Prozent), Nenzlingen (3,7), Arboldswil (3,3) und Buckten (3,2). Laufen, der jüngste Bezirk des Kantons, ist 2021 am stärksten gewachsen (plus 1,44 Prozent). Die beiden Oberbaselbieter Bezirke liegen an zweiter (Sissach 1,14 Prozent) und letzter (Waldenburg 0,68 Prozent) Stelle.
Zum Vergleich: Der Wanderungssaldo im ganzen Kanton Baselland liegt bei plus 0,77 Prozent. Die «Neuen» stammen vor allem aus Basel-Stadt und dem Ausland. Das liegt über dem langjährigen Mittelwert, der bei 0,5 Prozent liegt. Nimmt man Basel-Stadt aus der Rechnung, so zogen hingegen 544 Personen mehr aus dem Baselbiet in einen anderen Kanton weg als umgekehrt. Geburten und Todesfälle hielten sich im vergangenen Jahr erstaunlich genau die Waage.
Lage und Wohnbauten
Dass der Landstrich von Zunzgen über Itingen und Lausen bis nach Liestal im vergangenen Jahr damit kantonsweit den mit Abstand höchsten Wachstumsschub erlebt hat, liegt an verschiedenen grösseren Wohnbauten, die realisiert und 2021 bezogen werden konnten. Martin Mundwiler, der Gemeindepräsident von Itingen, erwähnt auch die Lage dieser Gemeinden als mögliche Gründe: Alle sind ländlich und bieten direkte Anschlüsse an den öffentlichen und den individuellen Verkehr (siehe Interview).
Ein bisschen darf sich auch Sissach zu dieser Boom-Region hinzurechnen. Zwar ist der Bezirkshauptort nur um 1,7 Prozent gewachsen und der Wanderungssaldo liegt mit 111 Personen tiefer als bei den beiden kleineren Nachbarn. Doch stotterte es ein wenig mit Neuzuzügern in den vergangenen Jahren, und das einstige Ziel, pro Jahr um 100 Personen zu wachsen, geriet zeitweise aus dem Blickwinkel. Jetzt wurde es sogar leicht übertroffen.
Andere Zuzüger
Im Vergleich zu den drei Gemeinden auf dem Podest weisen die Zuzügerinnen und Zuzüger in Sissach eine andere Herkunft auf: In Itingen stammen gleich 113 der Neuzuzüger aus anderen Baselbieter Gemeinden, und ein ähnliches Bild ergibt sich für Zunzgen. Die wichtigste Gruppe unter den Neuzuzügern in Sissach stellt hingegen Basel-Stadt. Ähnlich wie in Sissach verhält sich das auch in der stark gewachsenen Kantonshauptstadt Liestal. Munter wächst unter den grösseren Oberbaselbieter Gemeinden auch Ormalingen weiter (plus 1,25 Prozent).
Während die Stadt Waldenburg das Kunststück fertigbringt, für 2021 eine exakt ausgeglichene Wanderungsbilanz vorzulegen, haben 15 Gemeinden des «Volksstimme»-Gebiets im vergangenen Jahr unter dem Strich Einwohnerinnen und Einwohner verloren. Oft sind sie klein und peripher gelegen wie Maisprach, Anwil und Langenbruck. Doch auch Gelterkinden verzeichnet ein leichtes Minus.
Führt das Oberbaselbiet die Tabelle an, so liefert es mit Känerkinden (-3,1) und Kilchberg (-4,1) auch die beiden Schlusslichter. Trotz der verlorenen sieben Personen, die Kilchberg so heftig abstürzen lassen, bleibt die rote Laterne als kleinster Baselbieter Gemeinde im 154-Seelen-Dorf Liedertswil.
Erste Demografie-Konferenz
jg. Am 28. April wird im Baselbiet erstmals eine Demografie-Konferenz durchgeführt. Im Zentrum wird dabei der Fachkräftebedarf stehen, schreibt das Statistische Amt. Mitwirken werden die beiden Regierungsräte Anton Lauber und Thomas Weber sowie weitere Fachleute des Kantons und aus der Wirtschaft. Der Anlass findet in Muttenz statt.
Leere Betten
jg. Der Tourismus habe im Baselbiet 2021 weiter stark unter der Coronakrise gelitten, hält das Statistische Amt fest. Wohl verbesserte sich im vergangenen Jahr die Anzahl Übernachtungen gezählt, jedoch liegen die Werte insbesondere bei den ausländischen Gästen immer noch deutlich tiefer als vor der Pandemie. Im Vergleich zu 2020 verbesserte sich die Zahl der Logiernächte wohl von 148 000 auf 185 000. Damit waren die Betten zu einem Viertel ausgelastet.
2014, im besten der vergangenen zehn Jahre, wurden noch 309 000 Übernachtungen vermeldet. Im Durchschnitt wurden 2021 im Baselbiet rund 44 geöffnete Hotelbetriebe gezählt, zwei weniger als noch im Jahr 2020.