«Grand Cru»

Franz Kaufmann

I kenn ein, wo hinter sym Huus e paar Räbstöck pflägt. Dene chüüderlet er johry, johruss und me chönnti meine, s’gäb uff dr ganze Wält nüt Wichtigers as Rääbe. Die Rääbe hei, näbscht dass dra Trüübel wachse, no ne ganz praktische Zuesatznutze. Wenn‘s em Winzer nämmling stinkt, mit synere Frau öppis z’undernee, denn het er immer e gueti Ussreed parat. «Jetz muess y unbedingt Pflanzeschutzmittel ussbringe, will s Wätter umschloht», oder er muess jetz dringend d Geiztrieb ussbräche oder d Schoss yyschlaufe, jätte, s Gras mäihe, dr Ertrag reguliere, d’Vögel und d’Wäschpi abwehre, d’Essigfliege foh oder eifach so ne chly zuenene luege. En olts Sprichwort seit, me chönni sy Frau johrelang vernochlässige, ohne dass öppis passieri, aber wenn me de Rääbe nit guet luegi, denn räächi sich das sofort!

Apropos Frau: Sie heisst Hanni, aber s’chiem eusem Fründ niemols in Sinn, ihre «Jeanne» z’säge. Hingege seit er sym Blauburgunder «Pinot noir» oder unter Glychgsinnte eifach ganz liebevoll «my Pinot». Die Rääbparzälle het übrigens d’Sunne eher im Rugge, aber ebe genau das gäbi zämme mit em Boode und dr Topografie das unverwächselbari «Terroir-Bouquet» in sym Wyy. Jä wohär het denn ächt dä die (chuder-) wälsche Wörter? Sy Joohrgang het jo allwääg no kei Früehfranzösisch gha.

Item. Jetz het euse Kolleg natürlig au der Ehrgyyz, sy Wyy sälber welle z’keltere. Die ganzi Ärnti, wenn si gherbschtet, abprässt und vergore isch, git denn grad öppe sone Fümfezwänzgliter-Glasguttere. Aber jetz wird’s richtig aaspruchsvoll. Me muess nämmlig s’Ryffe vo däm Tropfe intensiv begleite und überwache – sprich, e regelmessigi Deguschtation isch aagseit. Das macht me am beschte all Moonet einisch, besser wers natüürlig wüchentlich. Wenn me aber uff Nummer sicher will goh, probiert me nen all Daag einisch. Meischtens breichts es, dass die diffisili Chällerarbet ussgrächnet an eim vo dene Ööbe muess stattfinde, wo d’Frau öppis vor gha hät. Aber ebe, me muess halt Prioritete setze und e jedi Obsession verlangt schliesslich Opfer, au vo de Aaghörige.

Jetz isch’s aber rein wyytechnisch eso, dass e Wyybhälter, sygs e Holzfass oder e Glasballon, immer spundvoll setti sy, will sünscht dr Wyy chönt oxidiere. Me muess also das, wome unden uuse loot, obe wieder dryschütte, ass s’Fass immer voll isch. Natürlich isch euse Wyyfründ jetzt druff bedacht, sy Wyy nit schlächter z’mache als er isch, sondern dä Deguschtationsverluscht mit eme bessere Wyy z’kompensiere. Er nimmt also nit irgend e baadische Landwyy, zum sis Tänkli z’fülle, sondern poschtet bi der hiesige Wyyhandlig e Pinot noir us em Burgund, 1er Cru vo dr Domaine de Sowieso (70.– pro Fläsche!). Und siehe da, mit jedem Glas, woner undenuuse loht (und obefüür ergänzt), wird sy eigene Wyy besser und besser, vo Daag zu Daag, vo Wuche zu Wuche. Nach eim Joohr chame «sy Pinot» nümm unterscheide vo däm Burgunder, woner obedry tröpfelet het. Pref: Dr Erfolg git em Rächt … au wenn die Wyyproduktion uss em eigene Chäller soumessig ins Gäld goht.

Franz Kaufmann lebt in Liestal. Er ist pensioniert.

VOLKSKOLUMNE

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