Rückbau statt zivile Nutzung
04.03.2022 Baselbiet, Buus, Gesellschaft, Bezirk Sissach
Otto Graf
Etwas verborgen, wie es sich für militärische Objekte geziemt, liegt an einem Waldweg auf dem «Schlegel» auf Gemeindegebiet von Buus ein Munitionsmagazin. Es ist ein reiner Zweckbau, ein schmuckloser Betonklotz, ohne Fenster. 2005 räumte die ...
Otto Graf
Etwas verborgen, wie es sich für militärische Objekte geziemt, liegt an einem Waldweg auf dem «Schlegel» auf Gemeindegebiet von Buus ein Munitionsmagazin. Es ist ein reiner Zweckbau, ein schmuckloser Betonklotz, ohne Fenster. 2005 räumte die Armee, wie das Eidgenössische Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) gegenüber der «Volksstimme» verlauten liess, das 1975 erbaute Objekt und gab dieses an das Bundesamt für Rüstung Armasuisse zurück.
Bundeseigene militärische Bauten und Anlagen, die für den bisherigen Zweck nicht mehr benötigt und auch keinem neuen militärischen Zweck zugefügt werden können, sind abzubrechen, falls sich kein Käufer findet. So steht es im 35 Seiten umfassenden Planungsbericht, der zurzeit auf der Gemeindeverwaltung von Buus öffentlich aufliegt. So scheiterte in der Vergangenheit ein Verkauf des Magazins an eine private Käuferschaft, weil die Interessierten die rechtlichen Voraussetzungen für einen Erwerb nicht erfüllen konnten. Denn das Magazin liegt im gesetzlich besonders gut geschützten Wald. Wer das Objekt kaufen wollte und welchem Zweck es danach dienen sollte, geht aus den Akten nicht hervor und möchte das VBS auch nicht beantworten. Armasuisse gedenkt aber, nach dem Abschluss der Rückbauarbeiten und dem naturgerechten Wiederaufforsten des Terrains mit der Bürgergemeinde Buus über ein Veräussern des rund 13 Aren haltenden Grundstücks zu verhandeln.
Im erwähnten Betonkubus wurden ausschliesslich Spreng- und Zündmittel für eine Mineurkompanie gelagert, wie ein Munitionsspezialist und Zeitzeuge erklärte. Obwohl seither 30 Jahre vergangen sind, weiss der Experte genau, was in der letzten Phase des Kalten Kriegs hinter den armierten Mauern gelagert wurde und wozu die Kampfmittel bestimmt waren. Die betreffende Einheit war für die Sprengobjekte entlang der Panzerstossrichtungen verantwortlich.
Hohe Rückbaukosten
Aus Sicherheitsgründen lagerten Spreng- und Zündmittel, strikte voneinander getrennt, in verschiedenen Räumen. Bestimmte Munitionsteile wurden sogar in einem Tresor im Innern des Gebäudes verwahrt. Massive Betonmauern und -türen machten das fensterlose Objekt einbruchsicher, bombensicher im wahrsten Sinne. Dank der abgeschiedenen Lage bestand für die Bevölkerung praktisch kein Sicherheitsrisiko, sollte es auf dem «Schlegel» dennoch zu einem gravierenden Zwischenfall kommen.
Die Kampfmunition hingegen, namentlich Patronen für die Sturmgewehre 57 und 90 sowie das Maschinengewehr 51 sowie Übungs- und Hilfsmunition aller Art – wie etwa Signalraketen, Nebelpetarden oder Beleuchtungsmittel – der Füsilierbataillone 243 und 245 des ehemaligen Landwehr-Infanterieregiments 47, befand sich in einem anderen und nur einen Steinwurf entfernten Depot auf der anderen Seite der Gemeindegrenze auf Hoheitsgebiet von Hemmiken. Auch dieses Objekt räumte das VBS seinerzeit und verkaufte es danach an die Bürgergemeinde Hemmiken. Um das Gebäude umbauen und umnutzen zu können, musste die neue Eigentümerin eine Baubewilligung einholen.
Die Rückbaukosten des Munitionsdepots belaufen sich gemäss den Aussagen des Departements für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport auf rund 250 000 Franken. Der Betrag mag hoch erscheinen. Doch massive, armierte Betonmauern lassen sich nicht einfach einreissen. Und das Objekt ist alles andere als baufällig. In den Kosten inbegriffen sind insbesondere auch die Kosten für Honorare, Umgebungsarbeiten und das umweltgerechte Aufforsten. Weitere vergleichbare Objekte stehen in der Region laut Aussage des VBS weder zum Rückbau noch zum Verkauf an.