HERZBLUT
29.03.2022 GesellschaftNie zu alt für ein Osternest
«Luana, willst du eigentlich noch ein Osternest?», fragt mich meine Mutter seit etwa zehn Jahren jedes Jahr. Was ist das eigentlich für eine blöde Frage? Natürlich will ich ein Osternest! Mir ist es völlig ...
Nie zu alt für ein Osternest
«Luana, willst du eigentlich noch ein Osternest?», fragt mich meine Mutter seit etwa zehn Jahren jedes Jahr. Was ist das eigentlich für eine blöde Frage? Natürlich will ich ein Osternest! Mir ist es völlig egal, ob ich 20, 30 oder 80 Jahre alt bin – Ostern ohne Osternest geht gar nicht!
Also eigentlich will ich es nicht einfach so erhalten, sondern suchen. So habe ich meine Mutter bis jetzt jedes Jahr aufgefordert, mir mein Osternest im Garten zu verstecken. Auch dieses Jahr soll das so ablaufen. Was anfangs am Ostersonntag meistens nur mir gefällt, verwandelt sich jedes Jahr in ein tolles Familienerlebnis. Denn ich schenke auch allen ein Osternest, das ich dann ebenfalls verstecke.
Bei einem Osternest und Schoggi-Osterhasen kann man allerdings viel falsch machen. Schon nur in der kleinen Migros bei mir im Dorf gibt es gefühlte hundert verschiedene Modelle. Grosse, mittelgrosse, kleine, solche, die man sich ganz in den Mund stopfen kann, und das in allen Geschmacksrichtungen: mit Nüssen, mit Krokant, aus weisser Schokolade, aus Nougat. Doch der Schein beziehungsweise die Auswahl trügt. Denn es gibt nur einen wahren Osterhasen, der diesen Namen auch verdient: Der Rochelino-Osterhase mit Mandelsplittern von Chocolat Frey. Diese Schokolade ist Genuss pur!
Auch bei den Schokoladeneiern ist Vorsicht geboten, denn Schoggi-Ei ist nicht gleich Schoggi-Ei: Die Eier aus normaler Milchschokolade im grossen Beutel darf man keinesfalls kaufen, auch wenn sie am günstigsten sind. Denn diese werden erfahrungsgemäss nie gegessen und spätestens im Herbst beim Aufräumen entsorgt. Hier gilt: Weniger ist mehr, Qualität vor Quantität. Ich empfehle stattdessen einige köstliche, zart schmelzende Ragusa- und Ovomaltine-Eier. Diese werden garantiert nicht weggeworfen.
Was aber bloss nicht in einem Nest landen darf, sind die Zucker-Eili aus dem Blech-Ei. Diese Kalorien kann man sich sparen! Schon das Öffnen dieser zugegebenermassen recht hübschen Blechdose ist eine Herausforderung. Meistens fliegt der ganze Doseninhalt in alle Himmelsrichtungen und dann kann man die Eier auf dem Boden zusammensuchen. Dann kann man sie nicht einmal mehr geniessen – oder besser: könnte. Denn diese Eili schmecken nach nichts. Nach einem süssen Nichts.
Meine Familie lebt – was Traditionen anbelangt – nach dem Motto: «Same procedure as every year», also gleiches Vorgehen wie jedes Jahr. Auch wenn ich in meinem Alltag Abwechslung mag, liebe ich diese Beständigkeit. Seit ich denken kann, suche ich an Ostern mit meiner Familie Osterneste und danach geniessen wir einen Brunch. Mein ganz persönlicher Ostergeschmack ist ein Stück Zopf mit einer dicken Schicht Butter und obendrauf ein Stück Osterhase.
Luana Güntert, Sportredaktorin «Volksstimme»