Vom jungen Mann aus Langenbruck
25.02.2022 Anwil, Kultur, Gesellschaft, Bezirk Sissach, Baselbiet
Raja Breig
Im Januar veröffentlichte der Anwiler Folk-Musiker Martin Schaffner sein erstes offizielles Doppelalbum mit einer englischen sowie einer schweizerdeutschen CD: «Rising Tide» und «Junge Maa vo Langebrugg» sind sowohl ein sprachlicher als auch ein ...
Raja Breig
Im Januar veröffentlichte der Anwiler Folk-Musiker Martin Schaffner sein erstes offizielles Doppelalbum mit einer englischen sowie einer schweizerdeutschen CD: «Rising Tide» und «Junge Maa vo Langebrugg» sind sowohl ein sprachlicher als auch ein thematischer Mix, der träumerischsehnsüchtige Geigenklänge mit funkigem «Feel Good»-Sound kombiniert. Bis auf die Ballade «Forever and a Day» hat Schaffner alle 13 Songs – zehn auf Englisch und drei auf Schweizerdeutsch – selbst komponiert; zwei davon laufen momentan beim Musiksender Radio Swiss Pop.
Schaffner, der in Anwil aufwuchs und mittlerweile in Olten lebt, ist in der Musikszene kein Neuling. «Eigentlich ist es bereits mein drittes oder viertes Album», sagt er. «Rising Tide» (zu Deutsch: «Steigende Flut») sei jedoch die erste CD, mit der er wirklich zufrieden sei und die er mit Stolz präsentieren könne. Besonders am Herzen liegt Schaffner das schweizerdeutsche Lied «Junge Maa vo Langebrugg», das sich auf den 1919 verstorbenen Baselbieter Flugpionier Oskar Bider bezieht. In den Zuhörenden vermag es anhand der ruhigen Gitarrenklänge eine bluesige Melancholie auszulösen.
«Bider gehört zur Geschichte des Oberbaselbiets», sagt Schaffner. Als grosser Flugzeug-Fan sei der Aviatikpionier ein Phänomen für ihn: In seiner kurzen Lebenszeit – Bider verstarb bereits im Alter von 28 Jahren – habe er viele Heldentaten vollbracht, überquerte 1913 beispielsweise als erster Pilot die Pyrenäen von Pau nach Madrid. Insbesondere fasziniert Schaffner der grosse Unterschied zwischen Biders Wunschberuf des Landwirts und seiner endgültigen Tätigkeit, die mit Erde und Himmel einen starken Kontrast darstellen.
Direkt aus der Country-Hochburg
Hauptberuflich führt Schaffner eine Webagentur. Die Musik nur als Hobby zu bezeichnen, erscheint ihm allerdings zu wenig: «Sie ist eine Leidenschaft», sagt Schaffner. Den Gesang für das neue Album habe er bei sich zu Hause in Olten aufgenommen und hauptsächlich geübt, wenn niemand zu Hause war. «Die Einsingübungen können für meine Mitmenschen wohl ziemlich nervig sein», so der 62-Jährige.
Für das Album arbeitete Schaffner mit seiner Duopartnerin Alexandra Lüthy zusammen. Ausserdem erhielt er Unterstützung von den aus der Country-Hochburg und «Music City» Nashville stammenden Instrumentalisten Brian Pruitt, Tammy Rogers King und Jeff King, die ihre Tonspuren ebenfalls separat bei sich zu Hause aufnahmen. Gemixt wurden die Aufnahmen in einem Studio in Zürich. Die Zusammenarbeit mit den amerikanischen Musikerinnen und Musikern bereitete Schaffner grosse Freude. «Ihr Können ist unglaublich», schwärmt er. Sie würden stets ihr Bestes geben, ganz egal, ob sie gerade für einen Superstar oder einen «No Name» spielten.
«Feel Good» im Positiven
Schaffner ist sich darüber im Klaren, dass seine Musik mit den Country-Elementen und folktypischen Gitarren-, Fiddle- und Mandolinenklängen das junge Publikum zu nicht besonders weiten Teilen anspreche, auch wenn einige Songs – etwa «Let Me Be Your Man» – durchaus poppige Elemente aufweisen. Er bezeichnet sein neues Album als «Feel-Good-Folk im Positiven», das raffinierte Tracks mit Ohrwurmpotenzial enthält.
Auch wenn er zugibt, sich viel Inspiration aus den Staaten zu holen, versucht Schaffner nicht in erster Linie, amerikanischen Country zu imitieren. «Ich lebe im schweizerischen Jura, und das darf und soll sich in meiner Musik durchaus bemerkbar machen», sagt er. Er finde es schade, dass die Volksmusik in der Schweiz – anders als beispielsweise in den USA oder Irland – so schwer zugänglich sei und sich grösstenteils auf Älplermusik beschränke. «Was Genres betrifft, will ich generell nicht in einer Schublade landen», sagt der Oltner. Er finde es schade, dass die Menschen sich oft nicht auf Musik einlassen würden, weil sie die Bezeichnung des Musikstils davon abhalte: «Es wäre schön, wenn wir über die Grenzen der Stile und Genres offen wären und uns einfach auf die Musik einlassen würden.»
Während seine Stimme auf dem Album von diversen Instrumenten begleitet wird, standen Schaffner und seine Duopartnerin Lüthy bei den wenigen Spontankonzerten, die sie im vergangenen Jahr gaben, nur zu zweit auf der Bühne. «Es ist ein gutes Zeichen, wenn ein Song auch nur mit Gitarre funktioniert», findet Schaffner. Obwohl die Musik seine grosse Leidenschaft ist, versucht er stets, sie nicht allzu wichtig zu nehmen: «Ich will meinen Wert nicht über die Anzahl klatschender Menschen definieren», sagt er. Sein Ziel sei es nicht, ein ganzes Stadion zum Zittern zu bringen. «Ich bin schon happy, wenn ich in einem Kulturcafé vor zehn oder zwanzig Menschen spielen kann», sagt er.
«Junge Maa vo Langebrugg»
Junge Maa vo Langebrugg (2×)
Säg, wele Wäg schlosch i?
Wasser vo der Quelle, Frücht vom Feld
Das sell dis Läbe si
Aber die Sehnsucht muess stärker si
Fahrsch um die halbi Welt
Irgendöppis, wo di witer tribt
Wo dir kei Rue meh loht
Refrain:
Säg, junge Maa, wo isch di Platz?
Schloh Wurzle oder flieg,
Höch über Felder, Fluss und Wald
Höch über euses Dorf
Zieh dini Bahn dört obe am Himmel
D’Erde wird di lang gnue ha
Ghöres gern, wenn d’Meitli singe
Dört bim Brunne vor em Huus
Nach emne lange und strenge Tag
Finde mir eusi Rue
Und doch gits nüt eso
Wie der Lärme vom Motor
Wie der Wind, wo a de Flügel rüttlet
Es Glächter, wo d’Schwerchraft verspottet
Refrain:
Säg mer, du Donners-Maschine-Ma
Du Bote vo der neue Zit
Höch über Felder, Fluss und Wald
Ghörsch, wie si di Name rüefe?
Zieh dini Bahn dört obe am Himmel
D’Erde wird di lang gnue ha