AUSGEFRAGT | BARBARA HAHN, PRÄSIDENTIN CHORVERBAND BEIDER BASEL
11.02.2022 Baselbiet, Kultur, GesellschaftPaul Aenishänslin
Frau Hahn, 2019, also vor der Pandemie, gab es 59 Chöre in den beiden Basel. Wie viele gibt es noch zu Beginn des Jahres 2022?
Barbara Hahn: Es gibt immer noch gleich viele. Es sind sogar zwei Neueintritte geplant. Nur war es so, ...
Paul Aenishänslin
Frau Hahn, 2019, also vor der Pandemie, gab es 59 Chöre in den beiden Basel. Wie viele gibt es noch zu Beginn des Jahres 2022?
Barbara Hahn: Es gibt immer noch gleich viele. Es sind sogar zwei Neueintritte geplant. Nur war es so, dass ab März 2020 im Zuge der ersten Corona-Massnahmen das Chorsingen ganz verboten wurde, eine Massnahme, die im Frühling 2021 zum Glück wieder gelockert wurde.
Seit wann gibt es wieder Konzerte Ihrer Chöre in den beiden Basel?
Seit August 2021 werden wieder regelmässig Konzerte und andere Auftritte durchgeführt. In der Zeit bis Ende 2021 waren in den beiden Basel 15 öffentliche Auftritte zu verzeichnen. Ein Startschuss war der Tag der Chormusik am 28. August 2021. Das Chorsingen muss sich jetzt von der Pandemie erholen.
Morgen findet die Präsidentenkonferenz der Chöre beider Basel in Liestal statt. Was werden die Haupttraktanden sein?
Zum einen gibt es Wahlgeschäfte zu erledigen, zum anderen startet jetzt die Vorbereitung auf das Gesangsfest beider Basel im September 2023 in Liestal und Pratteln, an dem etwa 60 Chöre mit rund 1800 Mitwirkenden teilnehmen werden.
War es richtig, das Chorsingen auf dem Höhepunkt der Corona-Pandemie 2020/21 praktisch zu verbieten?
Ich kann diesen Entscheid nachvollziehen, auch wenn er nach heutigen Erkenntnissen wohl etwas zu hart ausgefallen ist. Man hatte Angst vor den Aerosolen, die beim Singen freigesetzt werden. Heute, da alle Sängerinnen und Sänger geimpft sind beziehungsweise ein gültiges Covid-Zertifikat haben müssen, ist das Singen wieder erlaubt.
Kann die zunehmende Rückkehr zum Chorsingen ab diesem Jahr quasi als Indikator einer Rückkehr zur Normalität in unserem Leben betrachtet werden? Es sollen jetzt ja bald auch die meisten Corona Schutzmassnahmen fallen.
In der Tat kann die Rückkehr zum Chorsingen als einer der Indikatoren grösserer Normalität in allen Lebensbereichen, insbesondere auch in der Freizeit, betrachtet werden.
Welche Regeln gelten derzeit für probende oder konzertierende Chöre?
Es gibt keine Abstandsregeln mehr, aber immer noch eine Maskenpflicht für Singende und Zuhörende, und dazu eine Impf- und Zertifikatspflicht – also 2G oder 2G plus – für die Sängerinnen und Sänger.
Was macht den besonderen Wert des Chorsingens aus?
Singen stärkt das Gemeinschaftsgefühl, öffnet die Herzen und ist gesund. Hinzu kommt, dass die Singenden und ihre Zuhörer in den Genuss schöner Musik kommen, eine Bereicherung für die Seele und das Gemüt.
Mit dem Gesangsfest beider Basel in Liestal und Pratteln steht 2023 ein grosses Ereignis bevor. Wie bereiten Sie sich auf diesen Anlass vor?
Das Organisationskomitee hat bereits eine erste Sitzung abgehalten. Die notwendige Infrastruktur in Liestal und Pratteln ist vorhanden. Das Gesangsfest beider Basel wird an drei Tagen vom 17. bis 19. September 2023 stattfinden, hoffentlich ohne neue Corona-Einschränkungen. Ständerätin Maya Graf übernimmt das Patronat.
Glauben Sie, dass sich das Chorsingen in den beiden Basel wieder völlig erholen wird, also auf das Niveau von 2019 oder gar mehr steigen wird, wenn einmal diese Pandemie und mit ihr alle Corona-Restriktionen endgültig vorbei sein werden?
Davon bin ich überzeugt. Es ist eine Tatsache, dass viele Chöre auch in den beiden Basel in den Pandemiejahren 2020 und 2021 zahlreiche aktive Mitglieder, vor allem ältere Sängerinnen und Sänger, verloren haben und jetzt weit unter dem Normalbestand proben. Aber kommt eine neue Normalität, werden wieder viele Menschen singen wollen, insbesondere auch in der Gemeinschaft mit anderen Sängerinnen und Sängern.
Sind Menschen, die in einem Chor singen, glücklicher als andere Menschen?
Oh ja. Man sagt, Singen wische den Staub von der Seele. Ein singender Mensch ist ein glücklicherer Mensch.
Worauf freuen Sie sich für die Zukunft des Chorsingens?
Die vergangenen zwei Pandemiejahre hatten nicht nur Schlechtes. Sie habe auch dazu geführt, dass Chöre neue Wege gehen, also zum Beispiel gemeinsam Konzerte durchführen, da die einzelnen Chöre weniger aktive Sängerinnen und Sänger aufweisen. Oder im Freien, gar im Wald, Proben und Versammlungen abhalten. Ich freue mich aber darauf, dass jetzt wieder bessere Zeiten für das Chorsingen kommen, immer vorausgesetzt, dass die Corona-Pandemie tatsächlich dem Ende entgegengeht, weitere Schutzmassnahmen fallen und keine neue Variante den Horizont verdunkelt.
Zur Person
pae. Barbara Hahn ist seit vier Jahren Präsidentin des Chorverbands beider Basel. Die 55-Jährige hat sich in Deutschland zur Chorleiterin ausbilden lassen. Sie wohnt in Pratteln und leitet selbst sechs Chöre.