Luana Güntert

Dass die Pandemie nicht nur die Schweiz in Atem hält, ist nun auch dem Hölsteiner Karateka Marco Nani schmerzlichst bewusst. Denn er wäre Anfang Februar nach Prag an die U21-Karate-Europameisterschaft gefahren. Der Konjunktiv passt, da auch dieser Sportanlass pandemiebedingt ins Wasser fällt. Die EM wird nun im Juni ausgetragen. Also, alles halb so schlimm?

Für Nani ist diese Verschiebung mit einer Absage gleichzusetzen. Da der Hölsteiner im März seinen 21. Geburtstag feiert, darf er im Juni nicht mehr an den Start. Die EM im Februar wäre also seine letzte Chance gewesen, um sich eine U21-EM-Medaille zu erkämpfen.

Mentale Stärke
«Diese Verschiebung hat mich hart getroffen», sagt Nani. Im Januar waren die Corona-Fallzahlen hoch und auf der ganzen Welt wurden strengere Massnahmen eingeführt. «Die Verschiebung kam nicht unerwartet. Trotzdem habe ich meine Vorbereitung so absolviert, als würde der EM nichts im Wege stehen.» Trotz der traurigen Ausgangslage sieht Nani auch Positives: «Ich habe daraus gelernt, meine Ziele stets im Auge zu behalten und trotz Unsicherheiten am Ball zu bleiben.» Er sagt, dass diese Unsicherheiten ihm helfen, mental stark zu werden.

Für Nani wäre es die zweite U21-EM innerhalb von sechs Monaten gewesen. Im vergangenen August wurde er bereits für die U21-EM in Tampere, Finnland, selektioniert, bei der er nach der zweiten Runde ausschied.

Die vergangene Saison brachte für Nani trotz Pandemie einige Höhepunkte: «Neben der U21-EM durfte ich an die Senioren-Weltmeisterschaft, also die WM der erwachsenen Karatekas, im Teamwettbewerb in Dubai», sagt er. Diese internationalen Einsätze hätten ihm einen grossen Motivationsschub gegeben. Doch auch national machte er im vergangenen Jahr auf sich aufmerksam. Im November holte er sich den Schweizer-Meister-Titel in der Kategorie Kumite-U21 und den zweiten Platz in der Elite-Kategorie.

Vor der EM hat Nani viel Zeit investiert, um das Beste aus seinem Körper rauszuholen und bereit zu sein. Zur Vorbereitung auf die EM hätte zu Beginn des Jahres ein Trainingslager in Österreich stattfinden sollen. Zudem waren Trainings in Windisch mit dem Nationalteam geplant. Doch auch diese wurden aufgrund der pandemischen Situation annulliert. Zum Aufbau gehörten plyometrisches Training, Intervall- sowie technisches Kampf- und Situationstraining.

Für die kommende Saison legt Nani den Fokus vor allem auf die Qualifikation für die Senioren-Europameisterschaft im Mai, die in der Türkei stattfindet. Dafür wird das Series-A-Turnier in Salzburg gewertet. Zusätzlich finden weitere internationale Turniere statt, die für die Weltrangliste ausschlaggebend sind. Dazu gehören beispielsweise der Euro Cup in Zell am See, der Lion Cup in Luxemburg und das Croatia Open. «Ich freue mich auf die anstehenden Trainings und Turniere», sagt er. Dank eines guten Schutzkonzepts können die Schweizer Karatekas weiterhin trainieren und profitieren von vielen Trainingsmöglichkeiten. «Im Alltag erachte ich es jedoch als wichtig, grössere Menschenansammlungen zu meiden, um den Trainingsbetrieb zu schützen», sagt er.

Oberbaselbieter Rücktritt
Im Februar wäre neben Nani ein weiterer Oberbaselbieter Karateka an die U21-EM gefahren: Mika Wagner aus Buus. Im Gegensatz zu Nani wäre er im Juni startberechtigt gewesen. Doch Wagner hat am 31. Januar überraschend seinen Rücktritt vom Spitzensport bekannt gegeben. Er absolviert eine Lehre, die von der Leistungssportförderung Baselland organisiert ist und jungen Sportlern helfen soll, Beruf und Sport unter einen Hut zu bringen. Trotzdem möchte sich Wagner nun voll und ganz auf seinen Lehrabschluss konzentrieren können.

«Das ist für den Karate-Leistungssport sehr schade, aber da Karate als Randsportart einzustufen ist und für junge Berufsleute in der heutigen Zeit ein Berufsabschluss einfach um einiges wichtiger ist, war auch am Entscheid von Mika nichts auszusetzen und es gilt, ihn zu respektieren», sagt Giuseppe Puglisi, Leiter des Budo-Sport-Centers Liestal.

Aufgeschoben ist aufgehoben

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