«Ich liebe gutes Bauernbrot»
10.02.2022 Baselbiet, Medien, Maisprach, Bezirk Sissach
Luana Güntert
Frau Bosshard, Sie arbeiteten als Praktikantin und nun als Moderatorin und Redaktorin bei der SRF-Sendung «Gesichter und Geschichten» («G&G»). Was gefällt Ihnen am besten an Ihrem Beruf?
Die Kombination aus meinen ...
Luana Güntert
Frau Bosshard, Sie arbeiteten als Praktikantin und nun als Moderatorin und Redaktorin bei der SRF-Sendung «Gesichter und Geschichten» («G&G»). Was gefällt Ihnen am besten an Ihrem Beruf?
Die Kombination aus meinen vielen unterschiedlichen Arbeiten gefällt mir gut. Ich arbeite 40 Prozent als Moderatorin und 40 Prozent als Redaktorin. Es gibt Tage, an denen ich nur recherchiere und Tage, an denen ich Studiogäste empfangen kann oder für Dreharbeiten unterwegs bin. Kein Tag ist also wie der andere. Dazu kommt das beste Team der Welt. Es ist ein Traumjob.
Gibt es auch unschöne Situationen in Ihrem Beruf? Im Fernsehen wirkt das ganze Studio immer sehr glamourös.
Hinter den Kulissen geht es gut und gerne auch sehr stressig und wenig glamourös zu. Man darf nicht vergessen, dass «G&G» eine tagesaktuelle Live-Sendung ist. Unser Team steht also bei der Realisierung von News-Beiträgen auch immer unter Zeitdruck. Man rennt ständig irgendwelchen Interviewpartnern oder Studiogästen hinterher. Das gehört aber einfach dazu und macht den Job im Endeffekt ja auch so spannend.
Wollen Sie langfristig bei «G&G» bleiben oder haben Sie noch weitere berufliche Ziele?
Hätte man mir vor vier Jahren, als ich noch Praktikantin war, gesagt, was ich heute beruflich mache, hätte ich es nicht geglaubt. Ich dachte immer, ich würde vielleicht irgendwo im Print-Journalismus sesshaft werden. Dann ist mir das Leben passiert, ich hatte ein gutes Timing und eine grosse Portion Glück. Während viele Moderatorinnen bei Regionalsendern anfangen und sich langsam rantasten, ging es bei mir direkt von 0 auf 100. Das muss ich zuerst verdauen und auch geniessen, was Zeit braucht – und die nehme ich mir.
Haben Sie Moderationsvorbilder?
Ich bin beim SRF ja von grossartigen Moderatorinnen und Journalistinnen umgeben. Zum Beispiel Bigna Silberschmidt, Susanne Wille, Nicole Berchtold und früher noch Patrizia Laeri. Die Liste ist noch viel länger und ich nehme mir diese tollen Frauen und die Art und Weise, wie sie ihren Job meistern, gerne zum Vorbild.
Als Moderatorin präsentieren Sie sich der Öffentlichkeit. Bekommen Sie da manchmal Kritik oder Hate-Nachrichten?
Als ich neu bei «G&G» arbeitete, erhielt ich noch öfters böse Nachrichten, primär via Instagram. Meistens von Leuten, die sich hinter Fake-Profilen versteckten und mich einfach beleidigen wollten. Das hat mich anfangs getroffen, mittlerweile bin ich in dieser Hinsicht Teflon und lasse das abprallen. Was ich hingegen schätze, ist konstruktive Kritik von Zuschauerinnen und Zuschauern – die gibt’s vor allem per Mail und die nehme ich mir jeweils sehr zu Herzen.
Als Moderatorin dürfen Sie viele bekannte Persönlichkeiten interviewen. Welche dieser Personen blieb Ihnen am stärksten in Erinnerung?
Wahrscheinlich Johnny Depp am Zurich Film Festival 2019. Das war eine witzige Situation. Ich sollte ihn am Teppich interviewen und gleichzeitig eine Zuschauergruppe betreuen, für die man sich bei SRF für einen Blick hinter die Kulissen bewerben konnte. Ich wartete also mit etwa zehn Leuten am grünen Teppich auf Johnny Depp, der aber einfach nicht auftauchte. Irgendwann sassen wir alle in unseren Gala-Roben im Schneidersitz auf dem Teppich rum, unterhielten uns und assen Popcorn. Nach geschlagenen zwei Stunden hat sich Herr Hollywoodstar dann doch noch blicken lassen – völlig tiefenentspannt und ich konnte endlich meinen Job machen.
«Gesichter & Geschichten» hiess bis vor einem Jahr «Glanz & Gloria». Was denken Sie, wie hat dieser Wechsel die Sendung beeinflusst?
Wir konnten einen Image-Wandel erreichen – weg vom Klischee des «Cüpli-Magazins» und hin zum Gesellschaftsmagazin. Das gibt der Sendung mehr Tiefgang, natürlich auch weil wir jetzt auch Studiogäste begrüssen dürfen. Und trotzdem geht es bei uns nicht bierernst zu – es gibt immer Raum für kreative Formatideen und Humor.
Wie haben Sie in Ihrem Beruf die Pandemie bisher erlebt?
Das ist natürlich keine einfache Situation. «G&G» lebt von Galas, Veranstaltungen und Kultur-Anlässen. Durch Corona wurde dieses gesellschaftliche Leben von einem Tag auf den anderen beschnitten. Somit mussten wir uns kreative Lösungen aus den Fingern ziehen. Wir fragten uns, wie wir all die geplanten Beiträge ersetzen können; das war eine grosse Herausforderung und forderte viel Effort vom ganzen Team.
Privat haben Sie auch viel Kontakt mit einer Berühmtheit. Sie sind mit dem Fussballer vom FC Luzern, Pascal Schürpf, verheiratet. Wer von Ihnen beiden wird auf der Strasse öfters angesprochen?
Das kommt ganz darauf an. Wir wohnen in der Innerschweiz und wenn wir dort unterwegs sind, wird mein Mann oft von Jugendlichen um ein Selfie gebeten. Ich biete mich dann jeweils gerne als Fotografin an, damit das was Rechtes wird. Vom etwas älteren TV-Publikum werde hingegen ich öfters angesprochen. Zum Beispiel im öV. Und ich erhalte noch klassische Fan-Briefe und Autogramm-Anfragen per Post.
Beruflich sind Sie im Leutschenbach-Studio anzutreffen. Privat haben Sie mit Ihrem Mann im Kanton Zug Ihren Rückzugsort gefunden. Wie gefällt es Ihnen in der Innerschweiz?
Wir leben in der Nähe des Zugersees, es ist wunderschön dort. Ich geniesse es, wenn ich an einem schönen Tag beim Spazieren den See, Eiger, Mönch und Jungfrau sehe. Es ist eine sehr malerische Landschaft.
Sie sind Maispracherin und Ihr Mann kommt aus Basel. Wollen Sie nach der Aktiv-Karriere Ihres Mannes in die Region Basel zurückkehren?
Mir gefällt Zug sehr gut, aber mein Mann und ich fühlen uns in der Region Basel zu Hause. Dort sind unsere Familien und die meisten unserer Freunde. Ich denke, es wird uns also wohl irgendwann zurück in die alte Heimat ziehen.
Noch ist Ihr Mann aber aktiver Fussballer beim FC Luzern. Schauen Sie seine Spiele und andere Matches?
Ich muss ja ehrlich sagen, mit Fussball habe ich jetzt nicht sonderlich viel am Hut. Weil es aber der Beruf und die Leidenschaft meines Mannes ist, will ich selbstverständlich daran teilnehmen. Ich schaue mir seine Spiele an und sitze bei den Heimspielen auch regelmässig im Stadion. Mittlerweile kenne ich mich mit der Super League sogar ganz ordentlich aus, was ich ziemlich cool finde.
Und schaut er Ihre Sendung?
Ja, er schaut häufig «G&G» und ist mein schärfster Kritiker. Wenn ich nach der Sendung aufs Handy schaue, habe ich meistens schon eine Nachricht von ihm. Er schreibt mir dann, ob er es super fand oder was ich nächstes Mal besser machen könnte. Es ist aber immer sehr konstruktive Kritik, die ich jeweils gerne annehme.
Neben Ihrem Beruf und dem Leben in der Innerschweiz haben Sie auch Ferien. Welche Reiseziele haben Sie 2022?
Ich setze mir keine Reiseziele mehr, weil alle meine Reiseziele die vergangenen Jahre in die Hose gingen (lacht). Ich würde total gerne mit meinem Mann einen Roadtrip durch Schottland machen und die Highlands sehen. Das war schon immer ein Traum von mir. Aber wer weiss, ob das dieses Jahr möglich ist.
Welcher Gegenstand ist Ihrer Meinung nach überbewertet?
Wahrscheinlich das Smartphone. Alle klammern sich daran und haben das Gefühl, ohne geht’s nicht. Das gilt übrigens auch für mich. Aber wenn man dann einen gemütlichen Abend mit Freunden verbringt, realisiert man rasch, dass das Handy ganz einfach auch vergessen gehen kann, wenn man sich gerade auf die wesentlichen Dinge im realen Leben fokussiert.
Und welcher unterbewertet?
Brot ist definitiv unterbewertet. Und hat leider einen «schampar» schlechten Ruf. Dabei gibt es nichts Besseres als ein feines Bauernbrot, wie es etwa Bäckerin Andrea Strübin aus Maisprach jeden Freitag frisch zubereitet. Ich liebe gutes Bauernbrot. Darin steckt Handarbeit und Liebe – Brot verdient etwas mehr Wertschätzung, finde ich.
Wie oft sind Sie noch in Ihrer Heimat Maisprach anzutreffen?
Ich bin sicher alle zwei Wochen dort und besuche meine Familie. Ich bilde mir ein, dass ich mich dort erden kann. Und im Dorf ist auch immer mal wieder etwas los. Kürzlich war ich zum Beispiel an der Metzgete. Aber auch für den Flohmarkt, das «Wyy-Erläbnis» oder ein Fondue im Eigengewächs-Ausschank von Urs Imhof zieht es mich nach Maisprach.