Schüler helfen Seniorinnen
28.01.2022 Baselbiet, Gelterkinden, Gesellschaft, Bezirk Sissach
Raja Breig
Dokumente per «WeTransfer» verschicken, das neue Smartphone einrichten, Ware im Onlineshop bezahlen: Was für «Digital Natives» längst Alltag ist, stellt technisch weniger versierte, insbesondere ältere Menschen häufig vor grosse ...
Raja Breig
Dokumente per «WeTransfer» verschicken, das neue Smartphone einrichten, Ware im Onlineshop bezahlen: Was für «Digital Natives» längst Alltag ist, stellt technisch weniger versierte, insbesondere ältere Menschen häufig vor grosse Herausforderungen. Aus diesem Grund bietet die Gemeinde- und Schulbibliothek Gelterkinden einmal monatlich eine Handy- und Tablet-Fragestunde an, bei der sich Menschen von Sekundarschülern zur Handhabung von diversen elektronischen Geräten beraten lassen können. Initiiert wurde die Fragestunde bereits 2018. Nach zwei Jahren coronabedingter Pause führte das Bibliotheksteam sie vergangenen Dienstag zum ersten Mal erneut durch.
Das Konzept ist simpel: Je eine Besucherin oder ein Besucher setzt sich mit einem der «Coaches» an einen freien Tisch und erläutert sein oder ihr Problem. Die Schwierigkeiten sind dabei vielfältig. Die Spannweite erstreckt sich von Kleinigkeiten wie dem Ein- und Ausschalten des Klingeltons bis zum kompletten Einrichten eines neuen Smartphones. «Ich habe Probleme mit meinem E-Book», sagt eine ältere Besucherin, während sie darauf wartet, dass einer der jungen Berater frei wird. Die «OverDrive»-App der Kantonsbibliothek mache ihr zu schaffen. Eine andere Besucherin bezeichnet sich selbst als «Handy-Anfängerin», die bei einigen Dingen noch Hilfe benötigt.
Um an Helfer zu gelangen, fragen die Bibliothekarinnen jeweils die Informatiklehrpersonen der Sekundarschule Gelterkinden an. Diese empfehlen dem Bibliotheksteam Jugendliche für das Projekt, die sich damit ein wenig Taschengeld dazuverdienen können. Momentan sind drei Söhne der Bibliothekarinnen – alle im Sekundarschulalter – im Einsatz.
Kein Problem bleibt ungelöst
Siebtklässler Bela Rehor interessiert sich zwar für Technik, die meisten Fragen könne aber wohl jeder Jugendliche beantworten. «Unsere Generation befasst sich automatisch damit», sagt der 13-Jährige. Nur selten sei er sich nicht sicher, wie er dem Gegenüber weiterhelfen könne. Ungelöst sei bisher allerdings kein Problem geblieben. Beim Einrichten eines Twint-Kontos oder Problemen mit E-Readern würden auch die Bibliothekarinnen aushelfen. «Normalerweise kommen fünf bis zehn Interessierte», sagt Bibliotheksleiterin Cindy Thommen. Davon seien die meisten älter als 50 Jahre. Um sie vor einer Infektion mit dem Coronavirus zu schützen, habe man zwei Jahre lang auf das Angebot verzichtet. Auch nach der Pause machten diese Woche ähnlich viele Menschen vom Angebot Gebrauch – so viele, dass in der Hälfte der Zeit ein dritter Schüler dazustossen muss, um die Wartezeit zu verkürzen.
Die Idee für die Handy- und Tablet-Fragestunde hat ihren Ursprung nicht etwa in Gelterkinden. «Wir haben das Konzept von anderen Bibliotheken übernommen», sagt Thommen. Die allmonatliche Fragestunde, welche die Besuchenden 5 Franken kostet, findet jeweils dienstags um 16.30 Uhr statt und dauert rund eine Stunde. Neben Zeitungsinseraten und Rundmails an die Kundschaft wirbt die Bibliothek auch anhand einer Zusammenarbeit mit dem Verein Senioren Gelterkinden und Umgebung.