Jahresrückblick
04.01.2022 BaselbietDer Beginn der Zertifikat-Ära
Juli und August | Der Regen strömt auf die Erde, die Menschen in die Testzentren
Raja Breig
Wer liebt es nicht, das angenehm kühle Nass, das einem in den heissesten Tagen des Hochsommers ein ...
Der Beginn der Zertifikat-Ära
Juli und August | Der Regen strömt auf die Erde, die Menschen in die Testzentren
Raja Breig
Wer liebt es nicht, das angenehm kühle Nass, das einem in den heissesten Tagen des Hochsommers ein Quäntchen Erfrischung bringt? Ein paar wohltuende Sommergewitter braucht das Land, damit sich die Natur von den Strapazen der Julisonne erholen kann und die Pflanzen gedeihen.
Der Haken ist bloss, dass es Petrus heuer in dieser Hinsicht ein bisschen zu gut mit uns gemeint hat. Anstelle von wohltuenden Sommergewittern verwandelt sich das Oberbaselbiet im Juli 2021 in ein regelrechtes Atlantis. Nach den Überschwemmungen im Waldenburgertal Ende Juni geben die Regenwolken auch im darauffolgenden Monat Vollgas. «Wenn das Wasser bis zur Scheibe reicht, ist ein Auto verloren», heisst es auf der ersten Seite der «Volksstimme» vom 1. Juli. Der Sommer beginnt für Autoversicherungen alles andere als prickelnd – die meisten von ihnen müssen ganz schön tief in die Tasche greifen. Die Gemeinden Tenniken und Zunzgen suchen daraufhin das Gespräch mit dem Kanton, um Massnahmen für besseren Hochwasserschutz zu fordern.
Grillsaison fällt ins Wasser
Auch den restlichen Sommer über sorgt die Witterung selten für positive Schlagzeilen: «Warten auf das schöne Wetter», heisst es etwa am 13. Juli anlässlich der Notlage, in der sich die Landwirtinnen und Landwirte zu dieser Zeit befinden: Sie benötigen für die Heuernte dringend ein paar warme und trockene Tage. Auch den Metzgerinnen und Metzgern machen die Niederschläge das Leben schwer: Da die Grillsaison buchstäblich ins Wasser fällt, müssen sie Umsatzeinbussen von bis zu 50 Prozent in Kauf nehmen.
Obschon der Sommer 2021 den Oberbaselbieterinnen und Oberbaselbietern hie und da das Gefühl gibt, sie hätten ihr Haus direkt unter dem Rheinfall bauen lassen, lässt sich dem Regenwetter dennoch etwas Positives abgewinnen: In Dachgeschosswohnungen lebende Menschen erleiden keine schlaflosen Nächte aufgrund der nicht auszuhaltenden Hitze. Ausserdem bleibt uns eine lästige Wespenplage wie 2020 erspart.
Neben all dem Kummer sorgt immerhin eine Sache für mehr oder weniger positive Schlagzeilen – noch. Die Corona-Situation im Land sei gut, heisst es beispielsweise am 30. Juli. Der Bundesrat verzichte jedoch auf weitere Lockerungen, da wegen der Ferienrückkehrenden eine gewisse Unsicherheit bestünde. Gleichzeitig haben die Covid-Testzentren mit einem Grossandrang zu kämpfen: Hunderte von ungeimpften Reiselustigen lassen sich beispielsweise in der Muttenzer Teststation Feldreben auf Covid-19 testen.
Zur selben Zeit beginnt die Kulturszene nach monatelanger Flaute wieder zu florieren: «Die Kultur ist zurück», lautet etwa eine Schlagzeile vom 6. Juli. Erstmals besuchen in Sissach wieder mehr als 300 Gäste ein im Rahmen von «Jazz uf em Strich» durchgeführtes Live-Konzert. Tanzen ist zwar immer noch nicht gestattet, dennoch feiern die Sissacherinnen und Sissacher ausgiebig ihre wiedergewonnene Freiheit.
Zertifikate für gültig erklärt
Weniger prickelnd sieht die Situation ein paar Wochen später aus: «Ferienende lässt nächste Corona-Welle anrollen», schreibt die «Volksstimme» am 20. August. Mit einer 14-Tage- Inzidenz von über 400 sind die Fallzahlen Ende August bereits wieder so hoch wie selten zuvor. Die Belegung der Spitalbetten ist aufgrund der hohen Impfrate jedoch relativ gering. «Druck zeigt Wirkung», heisst es am 27. August anlässlich des regelrechten Ansturms in der Apotheke Gelterkinden Handschin AG, die Coronavirus-Impfungen anbietet. Zeitgleich wird über eine mögliche Einführung der Zertifikatspflicht in Innenräumen wie Restaurants sowie Kultur- und Freizeiteinrichtungen spekuliert. International anerkannt ist das Zertifikat bereits seit dem 9. Juli, muss jedoch lediglich bei der Einreise in EU-Länder vorgewiesen werden.
Eine positive Nachricht hat der diesjährige Sommer trotz allem zu vermelden: Kinder und Jugendliche aller Jahrgänge und Stufen, die für den Schulweg nicht von den öffentlichen Verkehrsmitteln Gebrauch machen, können ihre Gesichtsmasken wieder zu Hause lassen. Abgesehen vom wöchentlichen «Breiten Testen» läuft der Schulalltag also grösstenteils normal ab. Zudem werden in der Sekundarschule Gelterkinden eine brandneue Aula sowie ein umgestalteter Pausenplatz und ein neues Lesezentrum eingeweiht. Wenigstens schulisch verläuft der Spätsommer also sorgenfrei.