Sebastian Wirz
«Wann wird’s mal wieder richtig Sommer?», fragte Rudi Carrell 1975 in seinem Hit. Heisse Sommer «mit Sonnenschein von Juni bis September» kennt das Oberbaselbiet aus den vergangenen Jahren gut. Hier war die Frage eher, wann es wieder einen Winter gibt, ...
Sebastian Wirz
«Wann wird’s mal wieder richtig Sommer?», fragte Rudi Carrell 1975 in seinem Hit. Heisse Sommer «mit Sonnenschein von Juni bis September» kennt das Oberbaselbiet aus den vergangenen Jahren gut. Hier war die Frage eher, wann es wieder einen Winter gibt, «wie er früher einmal war». 2021 war es so weit. Eine Schneedecke, wie wir es in der Region seit Jahren nicht mehr gesehen haben, legte sich im Januar über das Oberbaselbiet. Nicht nur «Top of Baselland» in Langenbruck, «Ammel» oder auf der Wasserfallen blieb das kalte Weiss liegen, sondern auch in tieferen Lagen, und sorgte neben Freude für grossen Aufwand bei der Strassenräumung – und gar für Ärger. Denn wenn die ganze Region die Winterkleider montiert, den Schlitten, die Skis oder das Snowboard aus dem Keller holt und mit dem Auto zum nächsten Skilift kurvt, zeigt sich, dass das Oberbaselbiet vielleicht doch nicht die erfahrene, grosse Wintertourismus-Destination ist: Reklamationen über wildparkierende «Städter» – von «hier oben» können diese Übeltäter ja nicht sein – und über Autofahrer, die ihren Allradantrieb mal auf einer verschneiten Wiese ausprobieren wollten, liessen nicht lange auf sich warten.
«Walking in a winter wonderland» war also angesagt. Der primäre Grund für den Andrang auf den Skipisten und Spazierwegen war natürlich der Schnee, beigetragen hat aber mit Sicherheit auch das prägende Thema des ganzen Jahres: Wegen der Corona-Pandemie und den Massnahmen zu deren Eindämmung – das Wort Lockdown oder die Angst davor prägte das Jahr 2021 – gab es schlicht kaum Alternativen zum Ausflug in die Natur. Läden waren geschlossen oder verkauften nur gewisse Produkte, die Gastronomie- und Kulturbetriebe ächzten unter den Schliessungen. Einige forderten ein früheres Ende des «soften» Lockdowns oder etwa Ausnahmen für Terrassen. Bis Ende Februar blieb der Bundesrat aber hart.
Es gäbe weitere (angepasste) Musiktitel, die im Januar und Februar 2021 in die Charts gehört hätten. «Gekommen um zu bleiben, wir gehen nicht mehr weg», sagte sich etwa wie die Band «Wir sind Helden» auch der Biber, der einen Altarm der Ergolz in Rothenfluh zu einem Weiher anstaute und angeblich mit Familie dort gehaust haben soll.
Hätte das Trio Eugster im Januar auf einer der Sissacher Brücken über die Ergolz gestanden, hätte es gesungen: «Jetz muess das Holz weg.» Ein Monster von einem Schreitbagger erledigte äusserst zuschauerwirksam die Ufergehölzpflege.
Die Frage «Should I stay or should I go» beantwortete der Liestaler Metzger Beat Siegrist eindeutig, indem er die Metzgerei Maag an den Gelterkinder Kollegen Martin Zimmermann übergab.
Und zu guter Letzt: «It’s getting hot in here», muss sich das Waldsofa der Sissacher Waldspielgruppe in der Silvesternacht gedacht haben. Es ging lichterloh in Flammen auf. Im Februar wurde klar: Die Waldspielgruppe zieht um – nach Zunzgen.