Alte Zöpfe abschneiden
30.12.2021 NiederdorfGemeinde lagert Bauwesen an Bubendorf aus
Die Gemeinde Bubendorf übernimmt ab dem 1. Januar die administrative Abwicklung des Bauwesens der Gemeinde Niederdorf. Niederdorf kann mit dieser Auslagerung seine 40-Prozent-Teilzeitstelle Bauwesen streichen.
André ...
Gemeinde lagert Bauwesen an Bubendorf aus
Die Gemeinde Bubendorf übernimmt ab dem 1. Januar die administrative Abwicklung des Bauwesens der Gemeinde Niederdorf. Niederdorf kann mit dieser Auslagerung seine 40-Prozent-Teilzeitstelle Bauwesen streichen.
André Frauchiger
Der Gemeinderat von Niederdorf hat entschieden, die 40-Prozent-Stelle der Abteilung Bauwesen nach der Kündigung der bisherigen Stelleninhaberin auf Anfang 2022 nicht wieder zu besetzen. Stattdessen werden die damit verbundenen Aufgaben an die Verwaltung der Gemeinde Bubendorf ausgelagert. Das sei klar kostengünstiger.
Dies vor dem Hintergrund, dass Bubendorf bereits erfolgreich Baugesuchsprüfungen für die Gemeinden Lupsingen, Reigoldswil und Ziefen vornimmt. Seltisberg hätte ebenfalls dazukommen sollen. Die Gemeindeversammlung von Seltisberg hat aber externe Baugesuchsprüfungen abgelehnt. Wie der Bubendörfer Gemeindepräsident Walter Bieri dazu anmerkt, würden nun lediglich die schwierigen Fälle von Seltisberg übernommen.
Nur Baugesuchsprüfungen
Walter Bieri legt Wert auf die Feststellung, dass im Falle von Niederdorf nicht von einer Übernahme des Bauwesens gesprochen werden könne. Vielmehr würden lediglich die Baugesuchsprüfungen vorgenommen. Die übrige Arbeit liege nach wie vor bei der Gemeindeverwaltung von Niederdorf. Philipp Thüring, Gemeindeverwalter von Niederdorf, macht diese Differenzierung nicht. Das nötige Fachwissen für die Bearbeitung der Baugesuche müsse einfach vorhanden sein, das stehe im Vordergrund. Dies im Interesse der Einwohnerinnen und Einwohner von Niederdorf. Er befinde sich nun in einem regen Austausch mit seinem Kollegen Beat Schatz, Gemeindeverwalter von Bubendorf.
Die Baugesuchsprüfungen durch die Gemeinde Bubendorf für Niederdorf enthalten die Prüfung von Kleinbauten, die Beratung der Bauherren und der Architekten, die Prüfung der Zonenkonformität und die Vorbereitung der jeweiligen Gemeinderatsbeschlüsse.
Ist dies der Anfang einer deutlich engeren Zusammenarbeit zwischen grossen und kleinen Gemeinden im Oberbaselbiet? Walter Bieri will das nicht so nennen. Er weist aber darauf hin, dass Bubendorf für die beiden Frenkentäler «oft eine gewisse Leitfunktion» übernehme. So sei Bubendorf zum Beispiel die Leitgemeinde für die Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde (Kesb), den Zivilschutzbund Argus und den Feuerwehrverbund Wildenstein. Dass der Verein Region Liestal Frenkentäler plus, der die Einwohnergemeinden beider Frenkentäler, Liestal und Arisdorf umfasst und deren Zusammenarbeit optimieren will, noch einige Projekte abzuwickeln hat, verneint Bieri keineswegs. Der Verein habe noch «zahlreiche Projekte auf dem Radar».
Er bestätigt die Frage der «Volksstimme», dass dabei die Projekte «Abfallentsorgung» und «Gemeinsame Werkhöfe» mit im Vordergrund stehen: «Dies sind Themen, denen wir uns in der nächsten Zukunft stellen müssen.» Die Projekte «Gemeinsame Werkhöfe» und «Infrastruktur» seien auch von Bubendorf in den Verein Region Liestal Frenkentäler plus eingebracht worden und würden von seiner Gemeinde federführend bearbeitet, erklärt der Bubendörfer Gemeindepräsident.
Fachwissen ist gefragt
Bubendorf hat vor rund zwei Jahren zur Qualitätssteigerung seiner Bauverwaltung eine Vorwärtsstrategie beschlossen und zwei ausgewiesene Bauspezialisten in den Bereichen Hochund Tiefbau angestellt. Die dadurch, so Bieri, «signifikant gesteigerte Professionalität» sei damit in den beiden immer komplizierter werdenden Baubereichen sichergestellt. Wenn es die Ressourcen erlaubten, würden in Zukunft auch anderen Gemeinden «die Prüfung der Kanalisation und des Wassers» als weitere Dienstleistungen angeboten.
Mit Verweis auf schlechte Budgets und Steuererhöhungen einiger Oberbaselbieter Gemeinden sei die Zeit für ein vermehrtes Zusammengehen reif, erklärt Bieri überzeugt. Bubendorf werde «sicher auch in der nahen Zukunft noch das eine oder andere Projekt lancieren». Ob eine weitere Zusammenarbeit unter den Gemeinden zustande kommt, hänge nicht zuletzt vom «Leidensdruck» der Gemeinden ab. Bieri: «Wir möchten handeln, bevor wir dazu gezwungen werden, wir wollen agieren und wenn möglich nicht nur reagieren.»
Wenn immer möglich, wolle seine Gemeinde die Herausforderungen selber bewältigen, «auch wenn dies halt nicht immer beliebte Entscheidungen mit sich bringt, da manchmal der eine oder andere ‹alte Zopf› abgeschnitten werden muss».