ZOOLOGISCH
30.11.2021 BaselbietAmmonit
In diesen Tagen feiert das Naturhistorische Museum Basel sein 200-jähriges Bestehen. Ein Ammonit ist das Aushängeschild dieser Sonderausstellung, die soeben eröffnet wurde. Wieso gerade ein Ammonit? Ammoniten sind sehr auffällige Versteinerungen, ...
Ammonit
In diesen Tagen feiert das Naturhistorische Museum Basel sein 200-jähriges Bestehen. Ein Ammonit ist das Aushängeschild dieser Sonderausstellung, die soeben eröffnet wurde. Wieso gerade ein Ammonit? Ammoniten sind sehr auffällige Versteinerungen, die in unserer Gegend oft gefunden wurden und immer noch findbar sind. Das spiralige «Schneckenhaus» fällt sofort auf, zum Beispiel wenn es auf einem frisch besäten Acker liegt. Ammoniten wurden lange bevor man wusste, worum es sich dabei handelte, gesammelt und auch als Amulette getragen. Erst im 19. Jahrhundert entstanden wissenschaftliche Publikationen über diese Tiere.
Ammoniten sind zwar mit den Schnecken verwandt – sie gehören beide zum Stamm der Weichtiere –, ihre näheren Verwandten sind jedoch die Tintenfische (Kopffüsser). Am ähnlichsten sehen die Ammoniten den Perlbootarten (wie zum Beispiel dem Nautilus), die vor den Ammoniten in grosser Zahl vorkamen. Obwohl die Nautiliden von ihren Nachfolgern verdrängt wurden, gibt es sie im Gegensatz zu ihnen in wenigen Arten noch heute – zum Beispiel im Südwestpazifik. Manchmal werden die wunderschönen Perlboote auch in Vivarien gezeigt. Die Ammoniten sind hingegen alle ausgestorben. Sie lebten in grosser Arten- und Individuenzahl seit dem Erdaltertum bis am Ende der Kreidezeit im Erdmittelalter während 350 Millionen Jahren. Sie starben gleichzeitig mit den letzten Dinosauriern aus.
Ammoniten sind für Geologen wichtige Leitfossilien geworden, da sie über lange Zeit in grosser Zahl lebten und gut versteinerten. Unsere Baselbieter Ammoniten lebten im Flachwasser eines salzigen Meeres, dessen Strandbereich sich von Schönenbuch bis «Ammel» (und noch viel weiter!) erstreckte. Die abgestorbenen Tiere fielen auf den Meeresgrund. Ihre Weichteile wurden gefressen oder von Bakterien abgebaut. Nach und nach wurden die leeren Schalen mit Sandkörnern aufgefüllt und zugedeckt. Durch chemisch-physikalische Vorgänge entstanden aus den Kalksedimenten feste Kalksteine. Die Schale der Ammoniten überlebte diesen Prozess nicht, denn das Baumaterial, ein wenig beständiger Kalk (Aragonit), wurde durch chemische Vorgänge abgebaut. Die wunderschönen Ammoniten sind also nur die Steinkerne der ehemaligen Schalentiere – oder deren Abdrücke. Niemand hat je einen lebenden Ammoniten gesehen. Die Wissenschaft streitet immer mal wieder, wie zum Beispiel die Fangarme ausgesehen haben mögen oder wie sich die Ammoniten fortbewegt haben. Die Steinkerne zeigen die Abdrücke der äusseren Kalkschalen und von inneren Strukturen. Aufgrund dieser werden die gefundenen «Steine» systematisch eingeordnet und Spekulationen über die Lebensweise der Ammoniten gemacht. Dabei hilft, dass noch lebende Exemplare von Nautilus gefunden werden und man über ihre Anatomie und Lebensweise sehr viel weiss. Forschende der Uni Zürich haben nun einen sensationellen Fund einer Versteinerung der Weichteile eines Ammoniten untersucht und beschrieben. Die Fachleute sind aufgrund ihrer Ergebnisse der Meinung, dass die Ammoniten innerlich einfacher gebaut waren als die noch lebenden Perlboote.
Daniel Zwygart ist Biologe. Er unterrichtete während vieler Jahre am Gymnasium Liestal.