Wenn Bücher lebendig werden
30.11.2021 Baselbiet, Kultur, Bezirk LiestalRaja Breig
Die Strassen der weihnächtlich dekorierten Liestaler Altstadt waren am vergangenen Samstag zwar ein wenig belebter als sonst, dennoch war der Unterschied zu einem normalen Samstagabend auf den ersten Blick nicht frappierend. Erst bei genauerem Hinsehen wurde ...
Raja Breig
Die Strassen der weihnächtlich dekorierten Liestaler Altstadt waren am vergangenen Samstag zwar ein wenig belebter als sonst, dennoch war der Unterschied zu einem normalen Samstagabend auf den ersten Blick nicht frappierend. Erst bei genauerem Hinsehen wurde einem bewusst, wie sehr die Baselbieter Kunst- und Kulturszene gerade blühte.
In den Innenräumen der Liestaler Restaurants, Theater, Bars, Kinos, Museen und gar Turnhallen war am Samstag anlässlich der 16. Kulturnacht «Lichtblicke» die Hölle los. Kaum ein öffentlicher Ort Liestals behielt seine Pforten geschlossen. Mit dabei war auch das Berufsinformationszentrum (BIZ), das zur ohnehin schon überquellenden kulturellen Vielfalt des Anlasses eine sogenannte «Living Library» (zu deutsch «Lebendige Bibliothek») beisteuerte: Anstelle von Büchern konnten zahlreiche Menschen mit interessanten und aussergewöhnlichen beruflichen Werdegängen für ein 30-minütiges Gespräch «ausgeliehen» werden. «Buch» und Gast setzten sich also zusammen an einen Tisch und unterhielten sich ausgiebig über Themen wie Leidenschaft, Entscheidungen und Verantwortung.
Musik bis in die Morgenstunden
Eines dieser «lebendigen Bücher» war Bettina Egli Sennhauser aus Oberdorf, ehemals als Rezeptionistin und Anwältin tätig und heute bildende Künstlerin. Die Gespräche, meist unter vier oder sechs Augen, waren von Fragen beider Parteien geprägt. Man inspirierte sich gegenseitig und plädierte für Mut, seine Leidenschaft auszuleben. Neben Bettina Egli Sennhauser konnten elf weitere «lebendige Bücher» ausgeliehen werden. In den meisten Fällen hatten sich die Gesprächspartnerinnen und -partner vor der Unterhaltung noch nie gesehen.
Mit Eintrittspass und Covid-Zertifikat in der Tasche standen den Besuchenden der Kulturnacht alle Türen offen. Dominiert wurde sie von musikalischen Darbietungen aller erdenklichen Genres: südamerikanischer Operngesang, französische Chansons, melodiöser Soul und grooviger Funk – Musikliebhaberinnen und -liebhaber kamen zweifelsohne alle auf ihre Kosten. Besonders reges Treiben herrschte auf dem Ziegelhof-Areal. In den Lokalen und Räumen der Jugendszene wurde bis in die frühen Morgenstunden technolastig gefeiert und getanzt.
An kultureller Vielfalt war die Veranstaltung kaum zu übertreffen: Die mehr als 150 Vorstellungen, die in der Regel maximal 30 Minuten dauerten, boten den Besuchenden eine bunte Palette kreativen Schaffens. Neben Kunstausstellungen, Filmdarbietungen und Modeschauen waren die Kulturinteressierten auch kulinarisch bestens versorgt: Im Ziegelhof-Areal wurden Glühwein und orientalische Spezialitäten angeboten, das Restaurant «herzlich» wurde anlässlich der Liestaler Kulturnacht zur Suppenküche. Zu Fuss oder mit den eigens für die Kulturnacht organisierten Shuttlebussen gelangten die Besuchenden von Ort zu Ort. Von der Kälte liess sich dabei kaum jemand abschrecken: Dank der zahlreichen Feuerstellen und Finnenkerzen musste auch unter freiem Himmel niemand frieren.