David Thommen

Es sind im Wesentlichen zwei grosse Gebäude auf dem Areal der ehemaligen RCC am Itinger Zelgliweg in Richtung Lausen, die nach langem Leerstand bald neu belebt werden. Für das vierstöckige, weisse Bürogebäude mit einer Nutzfläche von rund 4000 Quadratmetern sind die Pläne bereits weit fortgeschritten, wie in der vergangenen Woche bekannt wurde: Der Bau aus dem Jahr 2003 wird von der «Zurich, Generalagentur Micha Rentsch AG» gemietet. Die Versicherung wird dort im April kommenden Jahres einziehen und mit 80 Angestellten auf zwei Stockwerken tätig sein. Auf den beiden anderen Etagen des Bürotrakts sollen sich weitere Firmen einmieten können – es entsteht ein Businesspark, den die Zurich-Generalagentur betreibt. Angestrebt wird ein bunter Mix aus kleineren Firmen (siehe «Volksstimme» vom 11. November).

Ungleich anspruchsvoller zu nutzen ist das mächtige, 1981 erbaute Tierversuchs- und Laborgebäude in Backsteinoptik gleich nebenan, das im Jahr 2014 von den Vorbesitzern verlassen worden ist und seither brachliegt. Eine Fläche von rund 7800 Quadratmetern steht in diesem Trakt leer: «Das Gebäude ist riesig», sagt der Anwalt, der die Besitzerin, die Basler Ulani Immobilien AG, vertritt und nicht mit Namen in Erscheinung treten will.

Diese Immobilienfirma hatte das ganze ehemalige RCC-Gelände 2019 an einer konkursamtlichen Versteigerung für knapp 10 Millionen Franken in ihren Besitz gebracht. Seither wird an einem Nutzungskonzept gearbeitet. Die Aufgabe ist komplex: Die massive Bauweise der ehemaligen «Tierversuchsfabrik» mit ihren labyrinthartig angelegten Büro- und Laborräumlichkeiten eignet sich in weiten Teilen eher weniger für eine herkömmliche Gewerbenutzung, zumal zwei der fünf weitläufigen Geschosse unter dem Boden liegen.

Das Gebäude sei auf den ersten Blick zwar «schwierig», sagt der Ulani-Vertreter, doch es biete auch grosse Chancen: Die Räumlichkeiten könnten auf Mieter mit speziellen Bedürfnissen sogar regelrecht zugeschnitten sein.

Hohe Sicherheit
Die Areal-Besitzer denken unter anderem auch an Logistikfirmen, die qualitativ hochwertige Lagerflächen suchen, an IT-Dienstleister, die in den Untergeschossen nicht zuletzt sensible Daten sichern möchten, oder an Firmen, die in der Entwicklung oder der Prototypenherstellung tätig sind. «Das ganze Gebäude ist auf eine sehr hohe Sicherheit ausgelegt. Alles, was sensitiv ist, kann hier besonders gut geschützt werden.» Selbst Tresorräume kämen theoretisch in Betracht, so der Ulani-Anwalt.

Tief unter dem Boden mit den dicken Betonwänden sind auch lärmintensivere Tätigkeiten denkbar. So laufen Überlegungen, ob Teile des Gebäudes als Trainings- und Ausbildungsort für (staatliche) Sicherheitskräfte inklusive Schiessstand genutzt werden könnten. Konkreteres könne hierzu aber noch nicht gesagt werden.

Das derzeitige, sich in Bearbeitung befindende Nutzungskonzept für den einstigen Tierversuchstrakt strebt rund drei bis fünf verschiedene Mieter mit grösserem Flächenbedarf aus möglichst verschiedenen Branchen an. Man setze bewusst auf eine gewisse Diversität, sagt der Ulani-Vertreter. Anfragen von Interessenten, die das ganze Gebäude – oder sogar das ganze Gelände inklusive Bürobau – mieten möchten, erteile man eine Absage. So habe man bereits einen Bewerber abgewiesen, der auf dem ganzen Areal einen Hotelkomplex samt Tagungsräumlichkeiten für Lehrveranstaltungen betreiben wollte. «Das ist nicht die Idee. Wir streben in beiden Gebäuden einen vielfältigen Firmen- und Branchenmix an. Und alles zusammen soll als Campus funktionieren», sagt Zoé Boll, die als Mitarbeiterin der Firma Protic Architekten an der Entwicklung des Areals in Itingen beteiligt ist. Und sie betont, dass keine Konkurrenzsituation für den neuen Zurich-Businesspark im Bürobau geschaffen, sondern in den beiden Gebäuden ein jeweils unterschiedlicher Nutzer-Typus angesprochen werde.

Keine Labors mehr
Welche Mieter künftig im Laborbau mit der Backsteinoptik tätig werden, dürfte erst im kommenden Frühjahr oder Sommer bekannt werden. Bereits heute scheint klar zu sein, dass es sich eher nicht um Firmen aus der Life-Sciences-Branche handeln wird. Bisherige Sondierungen hätten ergeben, dass der Sog des Cluster-Standorts Allschwil dermassen stark ist, dass sich in Itingen kaum Firmen aus dem Pharmabereich ansiedeln werden. Daher sei der Entschluss gereift, dass die vielen Labors, die zuerst von der RCC und danach von der Nachfolgefirma Harlan Laboratories genutzt worden sind, entfernt werden, um andere Nutzungen zu ermöglichen. «Ohnehin klar ist, dass es dort keine Tierversuche mehr geben wird», heisst es bei Ulani.

Sobald der Mietermix und der jeweilige Flächenbedarf bekannt sind, kann im Innern des Laborgebäudes mit Umbauten und der Neueinteilung der Flächen begonnen werden. Bei Ulani ist man optimistisch, dass spätestens im Lauf des Jahres 2023 die Firmen die Arbeit aufnehmen können. Bereits zuvor wird an der Fassade des ehemaligen Tierversuchsgebäudes gearbeitet: Mit einem etwas anderen Erscheinungsbild solle signalisiert werden, dass hier etwas Neues und sehr Positives beginne, sagt Zoé Boll.

Viele Nutzungen, ein Campus

Image Title

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Ja. Ich benötige ein Abo.

Article

Image Title