Signor Aldo in der sozialen Isolation
02.11.2021 Bezirk Waldenburg, Waldenburg, KulturSchauspieler Jan Pezzali zeigt sein Soloprogramm «Komisch»
Am Samstagabend gastierte der Schauspieler Jan Pezzali mit seinem Soloprogramm «Komisch» in der Kirche in Waldenburg. Dessen Inhalt ist hochaktuell: Einsamkeit und soziale Isolation.
Susan ...
Schauspieler Jan Pezzali zeigt sein Soloprogramm «Komisch»
Am Samstagabend gastierte der Schauspieler Jan Pezzali mit seinem Soloprogramm «Komisch» in der Kirche in Waldenburg. Dessen Inhalt ist hochaktuell: Einsamkeit und soziale Isolation.
Susan Fey
Eigentlich war die Vorstellung «Komisch» im Waldenburger Pfarrhauskeller geplant. Doch aufgrund der Covid-19-Bestimmungen machten die Veranstalter die Kirche in Waldenburg zur Bühne von Schauspieler Jan Pezzali.
Die Premiere des Stückes «Komisch», in dem der Schauspieler in die Rolle von «Signor Aldo» schlüpft, war im Februar 2020 – also ehe die Pandemie bei uns in der Schweiz das Leben auf den Kopf stellte. Das Thema des Soloprogramms von Schauspieler Jan Pezzali und Regisseur Luigi Prezioso, die soziale Isolation und auch die Einsamkeit, haben insofern in nicht vorhersehbarem Mass höchste Aktualität.
Pezzali unterstreicht jedoch, dass sich weder das Stück noch seine Spielart während der Pandemie verändert oder angepasst haben. Der innere Kampf ist derselbe wie vorher – nur ist er jetzt nach dem Lockdown zu einer Kollektiverfahrung geworden, so der Künstler. Ganz zu Anfang der Covid- 19-Krise sei vor allem dem Publikum die Nähe und die Aktualität des Signor Aldo nahe gegangen, sagt Pezzali. Doch das habe sich jetzt mit der Zeit auch etwas relativiert.
Eingeschlossen im eigenen Leben
Auf der Bühne, die mit einfachen Requisiten ausstaffiert ist, herrscht ein Durcheinander. Überall stapeln sich Bücher auf dem Boden. Umzugskartons, alltägliche Gegenstände, eine Kleiderstange mit einigen Kleidungsstücken, ein Taschenplattenspieler und die zugestellte und zugeklebte Wohnungstür runden das Bild vom eingeschlossenen Signor Aldo ab.
Als das Stück beginnt, ist es stockfinster und mucksmäuschenstill in der Kirche. Pezzali alias Signor Aldo betritt die Bühne und spielt auf dem Plattenspieler eine Single ab. Signor Aldo singt den englischen Text «Good times had been wasted» mit einem charmanten italienischem Akzent mit.
Signor Aldo ist ein etwas verschrobener Erfinder, der seine Wohnung seit Jahren nicht mehr verlässt. Wenn er nicht gerade an seiner «Chlückerlibahn» bastelt, trinkt er Kaffee und schaut aus dem Fenster. Von hier aus, aus sicherer Entfernung, «erlebt» er seine Fenstergeschichten. Von hier aus nimmt er am Leben teil. Er stellt sich so manche Situation im richtigen Leben vor und übt schon einmal mal für den Notfall verschiedene Szenarien durch.
Gebannt beobachtet das Publikum, wie der Schauspieler die Bücherstapel auf der Bühne neu ordnet und ihren Sinn ändert. Es ist so still in dieser Szene, dass man die Einsamkeit von Signor Aldo physisch fast spüren kann. Pezzali zieht die Zuschauerinnen und Zuschauer mit präzisen, fein strukturierten Bewegungen derart in seinen Bann, dass man zwischenzeitlich in der Kirche einen Floh hätte husten hören.
Melancholie und Traurigkeit
Eigentlich wirkt Signor Aldo ganz glücklich mit sich und seinem kleinen Königreich. Immer wieder steht er am Fenster und nimmt so zur Aussenwelt Kontakt auf. Er sieht die Menschen draussen, meint sie zu kennen und doch fehlt ihm die Courage, den Menschen in der Wirklichkeit zu begegnen. Das macht ihn manchmal ängstlich, melancholisch und auch traurig. Doch wie gerne würde er der Blumenverkäuferin und vor allem ihrer Tochter wirklich begegnen, mit ihr Kaffee trinken gehen. Oder seine «Chlückerlibahn» an einem Wettbewerb präsentieren.
In Signor Aldos Brust leben zwei Seelen. Die eine ist mutig, entschlossen und kühn, die andere Seite ist zaghaft, schüchtern und melancholisch und sie sind im ständigen Zwiegespräch. So sei es doch auch im wirklichen Leben, meint der Schauspieler Jan Pezzali und verabschiedet sich.