Grüesse

Letschti uf der Bölchesüdstrooss fallt mer uf, ass nur ei Helfti vo de Wanderer zrugggrüesst. Die anderi Helfti nit. As weer me nit vorhande, wird der Gruess überhört und dur eim dure gluegt. Eigetlig jo völlig wurscht, aber s goht mer in Gedanke doch e paar Schritt nooch. Wie bringt mes numme fertig, e fründligs «Grüessi» nit ummezgee, bsunders do voruss in Wald und Natur? Derby isch s Grüesse doch emol so wichtig gsi, läbeswichtig sogar!

Aagnoo, me weer zu Zyte vom Ötzi vor 5000 Joor son ellei underwägs uf men änge Pfad und s chunnt eim ufzmol e Frömden entgegen und nienen isch en Uswyychmögligkeit. Do stygt augeblicklig der Puls, alli Sinn sy gscherft und d Fuscht hebt der Wanderstab feschter: Fründ oder Find? Scho vo wyt zeigt me drum im andere die offeni Hand und rüeft öppis Unbedrohligs. Vorsichtig chunnt men enand nööcher und chrüzt sich mit Abstand. Mit Hand und Ruef zeigt me sich aso gegesytig, ass me nüt Böses im Sinn het.

S militärischi Grüesse chunnt schynts us em Mittelalter: Der Ritter klappt mit der flache Hand s Visier vom Helm ufe zum Zeiche, ass er nit will kämpfe. Die leeri Hand signalisiert Waffelosigkeit und friidligi Absicht. Do drus isch spööter s Salutiere vo de Soldate mit der Hand an der Stirne worde.

I ha s Grüesse vom Vatter – dä het immer der Huet glüpft. Und so han I au s Chäppli zogen und fründlig «Grüessi» gsäit zu de Lüt. Das chunnt überall guet aa. «Du bisch aber e gueterzoges Büebli, heieiei!», heissts denn – und wär wird nit gärn globt? Aber wo sii mi mit vieri s erscht Mol uf Basel an d Mäss mitnämme, chumm I mit Chäpplizieh bald nümm nooche. Grüessi rächts, Grüessi linggs, bis es der Mueter pyynlig wird: «So, jetz hör aber emol uf, me chönnt jo meine, sygsch nit ganz butzt!» Wo sii mer s Chäppli sogar will ewägneh, mach ere derfür grad e Schreychrampf mit Welzen am Bode, diräkt vor der Rössliryti! Jawoll, zur Stroof, ass am Schluss au wiider nit rächt sell sy, wemme brav und fründlig grüesst!

Im Quartier, wo jede jede kennt, säge mer meh «Hoi» und «Sali». Und vom Galdino Fumi chunnt denn no «Ciao» derzue, as erschte frömdsproochige Gruess. «Tschau» übernimmt sogar der Unggle Hans. Numme wenn dä s Biiss nit im Muul het, tönts meh nach «Pfhaau». Und het er s dinne, fliegt eim derfür bim «Tsch» vom «Tschau» e Sprüehrääge vo Unggle-Hans-Speuzli ins Gsicht. Guet, het er «Tschüss» noni kennt!

«Tschüss» find I persönlig jo bsunders grässlig in der Verchlynerigsform: «Hey tschüssli, wie gohts?», dasch so öppis vo falsch! «Tschüss» heisst definitiv «Adie» und isch kei Begrüessig! Aber au mit «Aso tschüssli gäll, e Schönen im Fall und Griessli dehei!» chasch mi jaage!

Item, am Bölche frog my halt, öbb sich die Lüt tatsächlig scho blöd aagmacht fühle, wemme se numme grüesst. As weer men e gränzdebile Hinterwäldler! Eigetlig jo völlig wurscht, aber s goht mer doch gnauso uf d Nüss, wie ihri leere Cocifläschli am Wägrand!

Florian Schneider wurde 1959 geboren und stammt aus Reigoldswil. Er ist Sänger, Schauspieler und Liederschreiber und lebt mit Tochter Mina in Eptingen.