Grosser Zuwachs bei Wildschweinen
01.10.2021 BaselbietÜber 70 Prozent mehr Frischlinge als im Vorjahr
Auf die Jägerinnen und Jäger wartet viel Arbeit: Bis kommenden März sollten nicht weniger als 1400 Wildsauen erlegt werden. Die Tiere haben sich im laufenden Jahr stark vermehrt.
Rolf Senn
875 Frischlinge ergab ...
Über 70 Prozent mehr Frischlinge als im Vorjahr
Auf die Jägerinnen und Jäger wartet viel Arbeit: Bis kommenden März sollten nicht weniger als 1400 Wildsauen erlegt werden. Die Tiere haben sich im laufenden Jahr stark vermehrt.
Rolf Senn
875 Frischlinge ergab die Bestandserhebung im Sommer vergangenen Jahres. Diese Zählung wird von allen Jagdgesellschaften im ganzen Kanton jedes Jahr durchgeführt. Jetzt, ein Jahr später, liegt die Zahl bei 1535 gemeldeten jungen Wildschweinen – eine Zunahme von mehr als 70 Prozent. Verschiedentlich wurden ausgesprochen grosse Rotten gesichtet, so in Sissach mit nicht weniger als 21 Jungtieren, wie ein Jäger gegenüber der «Volksstimme» sagte.
Diese Zunahme liegt in erster Linie am sehr hohen Nahrungsangebot in den Baselbieter Wäldern («Buchen- und Eichenmast») und an den allgemeinen klimatischen Veränderungen mit weniger harten Wintern. Zudem konnten die Jägerinnen und Jäger im vergangenen Jahr den damaligen Sauen-Zuwachs nicht wie gewünscht «abschöpfen», das heisst, der empfohlene Abschuss, den die Schwarzwildkommission von «Jagd Baselland» jedes Jahr erarbeitet, konnte nicht erreicht werden.
Jäger sind gefordert
In den Monaten Juli bis September suchen viele Bachen (Muttersauen) mit ihren Frischlingen landwirtschaftliche Kulturen auf. Dort decken sie ihren grossen Futter-, aber auch den für das Schwarzwild wichtigen Eiweissbedarf (Würmer, Engerlinge, Larven, Mäuse usw.). Dies meist zum Leidwesen der Landwirtschaft, da diese Wühltätigkeiten zu Schäden führen. Diese werden zwar entschädigt, es entsteht aber oft ein Mehraufwand für die Landwirtschaft.
Da die natürlichen Feinde hierzulande fehlen und die Schäden auf ein erträgliches Mass reduziert werden sollten, muss die Jägerschaft nun mit waidmännischen Mitteln versuchen, die zu hohen Schwarzwildbestände zu reduzieren. Dies bedeutet, dass die Baselbieter Jägerinnen und Jäger bis zum Ende des Jagdjahres (31. März kommenden Jahres) rund 1400 Sauen erlegen sollten. Dies ist eine riesige Herausforderung, vor allem, wenn man bedenkt, dass in der Regel 15 bis 20 Stunden Zeit für Ansitz und Pirsch aufgewendet werden müssen, um eine einzelne Sau zu erlegen. Mit bereits mehr als 450 erlegten «Schwarzkitteln» per Ende September 2021 ist die Jägerschaft «auf Kurs».
Damit ist man forscher unterwegs als im Vorjahr: Die Schwarzwildkommission von «Jagd Baselland» unter Obmann Ruedi Schweizer stellte in ihrem Bericht fest, dass im Jagdjahr 2020/21 rund 420 Sauen weniger erlegt wurden als empfohlen. Diese 420 Sauen sind nun massgeblich für den starken Frischlingszuwachs verantwortlich.
Abschüsse intensivieren
rs. Die Schwarzwildkommission von «Jagd Baselland» empfiehlt Folgendes:
• Intensiver Abschuss auf den Feldern, vor allem auf abgeernteten Maisfeldern. Auf dem Feld sollen Nachtsichtgeräte und Nachtzielhilfen verwendet werden.
• Ab Mitte Oktober intensiver Abschuss auch im Wald.
• Koordinierter Gruppen- und Gesellschaftsansitz: Wenn möglich sollen gleich alle Hochsitze im ganzen Kanton während einer Nacht an einem abgesprochenen Datum belegt werden.
• Es sollen revierübergreifende Bewegungsjagden organisiert werden.
• Frischlinge, die weniger als 20 Kilogramm wiegen, sollen auf keinen Fall geschont werden. Diese gilt es immer intensiv zu bejagen.
• Ab November / Dezember müssen laut der Kommission auch gezielt Bachen und Nebenbachen erlegt werden.
Die unterschiedlichen Schwarzwildbestände in den Revieren zwingen die Jägerinnen und Jäger auch zu einem koordinierten Vorgehen. Die Bejagung der Wildschweine stellt an die Jägerschaft zudem hohe Anforderungen bezüglich Handhabung der technischen Hilfsmittel und der Treffsicherheit während der Dämmerung und bei Nacht.

