Ein Virus als Gefahr und Chance zugleich
07.10.2021 RegionArisdorf bleibt ein Einzelfall – doch der Verband muss sich ins Bild setzen
Verbandspräsident Peter Jeger hofft, dass das Ende des MV Arisdorf im Verbandsgebiet ein Einzelfall bleibt. Ein genaueres Bild über den aktuellen Stand der Vereinsmusik will er sich an der ...
Arisdorf bleibt ein Einzelfall – doch der Verband muss sich ins Bild setzen
Verbandspräsident Peter Jeger hofft, dass das Ende des MV Arisdorf im Verbandsgebiet ein Einzelfall bleibt. Ein genaueres Bild über den aktuellen Stand der Vereinsmusik will er sich an der Delegiertenversammlung verschaffen. Er schliesst nicht aus, dass das Dorfund Vereinsleben sogar von der Pandemie profitieren könnte.
Jürg Gohl
In wenigen Tagen wisse er mehr, antwortet Peter Jeger auf die Frage, ob sein Verband wegen Corona einen auffälligen Mitgliederschwund verzeichnen muss. Damit spielt der Präsident des Musikverbands beider Basel auf den 23. Oktober an, wenn sich die Präsidentinnen und Präsidenten der rund 70 Vereine, die dem Verband angehören, in Reigoldswil zu ihrer Delegiertenversammlung treffen. Im «Föiflybertal» nicht mehr vertreten sein wird dann der Musikverein Arisdorf, der sich mangels aktiver Mitglieder auflösen musste (siehe oben).
Peter Jeger, der in Breitenbach wohnt und bei der Stadtmusik Laufen die Schlaginstrumente bedient, möchte das Zusammentreffen nutzen, um mit den verschiedenen Vereinsvertreterinnen und -vertretern – die Mitgliedsvereine sind zu einem Drittel von Frauen präsidiert – über ihre Erfahrungen durch die Pandemie zu diskutieren. Insbesondere interessiert ihn dabei die Frage, ob einzelne Vereine während der Corona-Zeit eine ausserordentliche Austrittswelle zu verzeichnen hatten.
Dorfleben neu entdeckt
Zumindest bisher sei ihm nichts bekannt. Dass die Coronavirus-Pandemie dem Musikwesen nachhaltig schaden könnte, glaubt er jedenfalls nicht. Im Gegenteil erhofft er sich leise sogar, dass viele dadurch das Lokale neu schätzen gelernt haben, das Dörfliche und die Dorfvereine könnten von der Pandemie im Nachhinein sogar profitieren.
Bisher sei ihm, verrät Jeger, bezüglich Austrittswellen nichts zu Ohren gekommen. Der MV Arisdorf, der schon seit Jahren dringend Verstärkung suchte, ist damit seines Wissens ein Einzelfall. Zwar geht er davon aus, dass es wegen des geforderten Zertifikats in den Vereinen zum einen oder anderen Konflikt oder sogar Austritt gekommen ist. «Ich möchte aber nicht auf Vorrat schwarzmalen», sagt er. Auch dem Ende des MV Arisdorf gewinnt er doch noch einen positiven Aspekt ab: «Wenn alle Aktiven weiterhin musizieren wollen und sich einem Verein anschliessen, so geht nichts verloren», argumentiert er, «in einer grösseren Gruppe zu musizieren, macht allen mehr Spass.»
Fusionen stärken
Der Verband hat dies 2007 selber vorgelebt. Der Baselbieter Kantonalverband, damals 103 Jahre alt, fusionierte mit dem sieben Jahre älteren Stadtbasler Verband. Zu Zusammenschlüssen kam es auch auf Vereinsebene, etwa 2013 zwischen Bretzwil und Lauwil – nach Zeiten des längeren «Verliebtseins», wie auf der Webseite die Phase gemeinsamer Projekte umschrieben wird. 27 Mitglieder, den Nachwuchs nicht eingerechnet, zählt der fusionierte Verein heute. Ihre Blütezeit erlebte die Vereinsmusik in der Region sowohl in quantitativer wie qualitativer Hinsicht nach dem Zweiten Weltkrieg bis in die Zeit um 1980.
Auf seiner Website hat der Musikverband beider Basel die Vereine stets auf dem Laufenden gehalten, welche Voraussetzungen aktuell gerade erfüllt sein müssen, um zu üben oder sogar zu konzertieren, ohne die geltenden Corona-Auflagen zu verletzen. Peter Jeger wäre aber ein schlechter Präsident, würde er alle Massnahmen kommentarlos hinnehmen. So ärgert er sich beispielsweise darüber, dass die Blasmusik von den Behörden als «Virenschleuder» dargestellt wurde. Verschiedene Studien würden belegen, dass Blasmusik kein Risiko sei und sogar weniger Aerosole freisetze als das Sprechen.
Wie fast alle traditionellen Dorfvereine verlieren auch die Musikvereine laufend an Mitgliedern – konstant, aber nicht alarmierend. «Deshalb raten wir immer wieder zu gemeinsamen Projekten», sagt Jeger. «Wenn sich zwei kleine Dorfvereine sogar zusammenschliessen, profitieren am Ende alle, nicht zuletzt die Musik selber.»