Ein Leben als Sponsorenlauf
29.10.2021 Diegten, Porträt, SportLaufsport | Thomas Marti rennt mehr als 1500 Kilometer für guten Zweck
Ausdauerläufe sind die Passion von Thomas Marti aus Diegten. Seit mehr als 30 Jahren nimmt er an alpinen Wettkämpfen teil und gilt als Rekordteilnehmer des Jungfrau-Marathons. Nun sammelt er rennend ...
Laufsport | Thomas Marti rennt mehr als 1500 Kilometer für guten Zweck
Ausdauerläufe sind die Passion von Thomas Marti aus Diegten. Seit mehr als 30 Jahren nimmt er an alpinen Wettkämpfen teil und gilt als Rekordteilnehmer des Jungfrau-Marathons. Nun sammelt er rennend Spenden für ein Hilfsprojekt im Himalaya.
Janis Erne
Seit dem Tag der Arbeit, dem 1. Mai, ist Thomas Marti jede Woche durchschnittlich mehr als 50 Kilometer gerannt. Dabei hat der Diegter für jeden zurückgelegten Kilometer etwas mehr als einen Franken für Hilfsprojekte in Nepal gesammelt. Doch Arbeit stellt das Rennen für ihn mitnichten dar, vielmehr Leidenschaft. «Ich bin ein Genussläufer, der jeden Zieleinlauf ohne Krämpfe geniessen möchte», sagt Thomas Marti.
Vor mehr als 30 Jahren hat er die Freude am Rennen für sich entdeckt und schwärmt noch heute davon: «Das Schöne am Ausdauerlaufsport ist der Umstand, dass man ihn überall ausüben kann, egal, wo man sich gerade befindet.» Nach seiner Teilpensionierung vor zwei Jahren konnte Marti wieder mehr Zeit in den Laufsport investieren. Im Vergleich zu heute – Marti arbeitet Teilzeit für die Gemeindeverwaltung Eptingen im Bereich Finanzen – nahm der Job früher mehr Zeit in Anspruch. Auf selbstständiger Basis sowie für die Swisscom war der studierte Elektrotechniker früher tätig.
Doch für lange Läufe reichte die Zeit auch damals – auch für den «schönsten Marathon der Welt», wie der Jungfrau-Marathon des Öfteren bezeichnet wird. Mit Start in Interlaken und Ziel auf der Kleinen Scheidegg rennen die Teilnehmenden in Richtung Panorama des weltbekannten Jungfraumassivs. Als einer von lediglich zwei Läufern hat Marti an allen 30 Ausgaben dieses Marathons teilgenommen. «Eigentlich wurde der Jungfrau-Marathon erst vor 28 Jahren das erste Mal durchgeführt, doch zweimal gab es wegen der hohen Nachfrage die Kategorie Doppelstart. Dann entschied ich mich jeweils, den Marathon an einem Wochenende doppelt zu laufen», präzisiert der Rekordhalter.
Bergüner Hilfsprojekt
Auch wenn der Jungfrau-Marathon und mit ihm das Berner Oberland zu Martis Favoriten gehören, besucht er am liebsten das Engadin. Im Bergdorf Bergün besitzt er ein Ferienhaus, das sich neben einer Schreinerei befindet. Hier schliesst sich der Kreis: Anfang des laufenden Jahres hat Barbara Schuler-Rozzi, Eigentümerin der Schreinerei und Bekannte von Marti, auf der Internetplattform Instagram mitgeteilt, dass sie sich sportlich für ein Hilfsprojekt im Himalaya engagieren werde.
Ihre Idee, den von ihrer Bergüner Freundin Jeannine Maillard initiierten Verein «Swiss hope Sherpa» durch einen Spendenbetrag von 30 Rappen pro gelaufenen Kilometer zwischen Mai und Oktober zu unterstützen, nahm Marti auf und modifizierte sie zugleich. Einerseits entschied er sich, die pro Woche geplanten 50 Kilometer nicht zu laufen, sondern zu rennen. Andererseits konnte er dank Zusagen von mehreren Personen aus seinem Umfeld den Spendenbetrag über einen Franken pro Kilometer hieven.
Nun neigt sich die Challenge ihrem Ende zu und Marti wird die ursprünglich anvisierten 1300 Kilometer deutlich übertreffen. Im Gespräch vergangene Woche nannte er das neue Ziel von 1800 Kilometern. Symbolisch wurde die Challenge vergangenes Wochenende in Graubünden auf einer Abschlusstour zusammen mit Barbara Schuler-Rozzi beendet. Ebenfalls beeindruckend ist die Anzahl der von Marti zurückgelegten Höhenmeter: Mit etwas mehr als 53 000 gerannten Höhenmetern hätte er den höchsten Berg der Welt, den Mount Everest, gleich sechs Mal bezwingen können.
Sport durch Sport
Neben dem Mount Everest befindet sich im Himalaya auch das abgelegene nepalesische Dorf Chheskam, das vom Verein «Swiss hope Sherpa» unterstützt wird. Im Unterschied zu grossen Hilfsorganisationen, die einen üppigen Verwaltungsapparat aufweisen, fliesst beim Verein «Swiss hope Sherpa» jeder einzelne Franken in Hilfsprojekte. Initiantin Jeannine Maillard bezahlt ihre Spesen und Reisen alle aus eigener Tasche. Zudem wird sie vor Ort von einem Einheimischen tatkräftig unterstützt.
Marti erzählt, dass sich Maillard dazumal als Touristin in das Land Nepal und seine Menschen verliebt habe. Obwohl die Nepalesen in den abgelegenen Bergdörfern in sehr einfachen Verhältnissen leben und zum Beispiel als Sherpas harte Arbeit verrichten müssten, seien sie glückliche und zufriedene Leute. Mit ihrem Verein wolle sich Maillard dafür einsetzen, dass Kinder in Chheskam eine Chance auf Bildung erhalten und sich generell die Infrastruktur im Dorf verbessert.
Aktuell sind zwei Projekte in Planung. Zum einen benötigt die lokale Schule einen neuen Sportplatz, und zum anderen muss die mangelhafte Wasserversorgung im Dorf verbessert werden. Vorgesehen ist der Bau neuer Wassertanks und unterirdischer Leitungen. Zurzeit sind noch nicht genügend Spenden gesammelt worden, um den Sportplatz finanzieren zu können. Doch Martis Ausdauerläufe haben die Hoffnung gestärkt, dass sich künftig auch Kinder in Chheskam sportlich betätigen können.