Überlebenshilfen für die Vereine gefragt
21.10.2021 Baselbiet, Vereine, GesellschaftCorona bereitet den Dorfvereinen Sorgen, gefragt sind Ideen
Die Pandemie hat den Dorfvereinen zugesetzt. Gesucht sind nun Vereine, die mit besonderen Massnahmen dem drohenden Schwund bei Mitgliedern und Leitungspersonen entgegenwirken. Die besten drei Beispiele teilen sich eine Gewinnsumme ...
Corona bereitet den Dorfvereinen Sorgen, gefragt sind Ideen
Die Pandemie hat den Dorfvereinen zugesetzt. Gesucht sind nun Vereine, die mit besonderen Massnahmen dem drohenden Schwund bei Mitgliedern und Leitungspersonen entgegenwirken. Die besten drei Beispiele teilen sich eine Gewinnsumme von 10 000 Franken.
Jürg Gohl
Mit einer gewissen Betroffenheit hat Nadine Jermann kürzlich in der «Volksstimme» den Beitrag über das Ende des 121 Jahre alten Musikvereins Arisdorf gelesen. Darin betonte Christine Reichenstein, die Präsidentin des aufgelösten Vereins, zwar, dass Corona höchstens die Rolle des berühmten letzten Tropfens zukam und nicht der eigentliche Auslöser zum Aufgeben war. Ihr sei es persönlich immer mehr um den Verein als um das Musizieren gegangen, und sie werde sich deshalb keinem anderen Verein anschliessen. Corona habe ihr gezeigt, dass es auch ohne Vereinsleben ganz gut gehe, sagte die Trompeterin aus Arisdorf.
Sport und Kultur sind gefordert
Diese Aussage liess Nadine Jermann aufhorchen. «Das bestätigt unsere Auffassung», sagt sie, «wir sehen Corona als Beschleuniger des Vereinssterbens.» Mit «wir» meint die BLKB-Bankrätin den Stiftungsrat der Basellandschaftlichen Kantonalbank, dem sie vorsitzt. «Die Vereinskultur ist etwas wirklich Wertvolles. Hoffentlich bleibt sie uns noch lange erhalten», stellt die Stiftungsratspräsidentin fest, die auch Gemeindepräsidentin von Buus ist. Sportvereine sowie soziale und kulturelle Institutionen seien «gerade in dieser Zeit» gefordert und die Stiftung möchte sie für spezielle Projekte im Kampf gegen diese Nebenerscheinung der Pandemie mit ihrem alljährlichen Preis belohnen.
Bereits die letzte Preisvergabe stand im Zeichen der Pandemie. Neben dem Hauptpreis, der an die Tecknauer Künstlerin Cynthia Coray ging, wurde damals der TSV Anwil für sein Projekt, während des Lockdowns Mitgliedern und der Öffentlichkeit einen Fitness-Parcours zu bieten und diesen zu unterhalten, mit einem Förderpreis bedacht. Erst vergangene Woche wurde nun der neue, diesjährige Förderpreis ausgeschrieben. Dieses Mal sollen Vereine ausgezeichnet werden, die mit ausgefallenen Ideen und Strategien dem allseits zu beobachtenden Mitgliederschwund entgegenwirken.
Aus den eingehenden Bewerbungen wählt der Stiftungsrat – vier Frauen, darunter eine Kantonsvertreterin, und ein Mann – drei Projekte aus, und ein öffentliches Voting bestimmt die Platzierungen. Die drei erkorenen Vereine erhalten gemeinsam 10 000 Franken. Noch ist offen, wie diese Summe unter den drei Erstplatzierten aufgeteilt wird.
«Mit dem Förderpreis sollen gute Beispiele vorgestellt und zum Nachahmen animiert werden», schreibt der Stiftungsrat in einer Medienmitteilung, mit der die Vereine zum Mitmachen ermuntert werden. «Wir wollen damit die wertvolle ehrenamtliche Arbeit vieler Vereine und Institutionen im Kanton erhalten», heisst es weiter. Einsendeschluss ist am 30. November.
Neue Wege gefragt
«Alle Vereine darben», sagt Nadine Jermann. «Oft bildet das Fehlen von Leitungspersonen das noch grössere Problem als der Mitgliederschwund an sich.» Peter Jeger rief als Präsident des Musikverbands beider Basel im Zusammenhang mit dem Ende des Musikvereins Arisdorf vergangene Woche in der «Volksstimme» seine Mitglieder dazu auf, bei Engpässen vermehrt die Zusammenarbeit oder sogar die Fusion mit einem benachbarten Verein zu suchen. Solche Schritte befürwortet die Stiftungsratspräsidentin ebenfalls und erweitert das Spektrum sogar: «Weshalb nicht die Zusammenarbeit mit der Gemeinde oder sogar einer Firma suchen?», fragt sie. «Aber erfolgreich neue Mitglieder zu werben, ist noch besser.»
Die Stiftung wurde bereits 1964 gegründet, Anlass gab damals der 100. Geburtstag der Basellandschaftlichen Kantonalbank. Unterdessen beträgt das Stiftungskapital 3 Millionen Franken, mit dem Kultur und Bildung im Baselbiet unterstützt werden sollen. Jedes Jahr fördert die Kantonalbank über ihre Stiftung Leistungen und Kreativität in Kultur und Bildung im Baselbiet.