«Ein gutes Foto erzählt eine Geschichte»
01.10.2021 Bezirk Sissach, Gesellschaft«Ein gutes Foto erzählt eine Geschichte»
Corrado Filipponi bereist die Welt mit der Kamera und teilt seine Fotos und Erlebnisse an seinen Multivisions-Shows mit «Daheimgebliebenen». Morgen Samstag ist der Reisefotograf und frühere Extremsportler in Sissach zu ...
«Ein gutes Foto erzählt eine Geschichte»
Corrado Filipponi bereist die Welt mit der Kamera und teilt seine Fotos und Erlebnisse an seinen Multivisions-Shows mit «Daheimgebliebenen». Morgen Samstag ist der Reisefotograf und frühere Extremsportler in Sissach zu Gast.
Hanspeter Gsell
Herr Filipponi, wie kamen Sie dazu, Reise-Fotojournalist zu werden?
Corrado Filipponi: Nach längeren Aufenthalten in Neuseeland und Australien hatte ich die Idee, meine Bilder und Erfahrungen auch mit anderen Menschen zu teilen. So entstand die erste Multivisions-Show, mit der ich als 23-Jähriger auf Tournee ging. In jener Zeit, 1992, war ich wohl der jüngste Moderator einer solchen Show.
Sie sind nicht nur Reise-Fotograf, sondern haben sich auch einen Namen als Extremsportler gemacht.
Ich habe mich 2002 spontan in ein Kajak gesetzt und bin in rund 80 Tagen den Mississippi-River hinuntergepaddelt. Etwas später begleitete ich den slowenischen Ultramarathon-Schwimmer Martin Strel auf dem Jangtse in China und auf dem Amazonas in Südamerika. 2010 paddelte ich den Weltrekord auf dem Rhein im Einer-Kajak. Dieser Rekord hat bis heute Bestand. Seither konzentriere ich mich auf die Reise-Fotografie.
Sie haben alle Spielarten der Fotografie kennengelernt, gewissermassen vom Blitzpulver bis zur digitalen Welt. Wie fotografieren Sie heute?
Die digitale Fotografie eröffnet tolle Möglichkeiten, die Bilder bereits auf dem Display der Kamera zu beurteilen und zu korrigieren. Die elektronische Nachbearbeitung der Bilder bringt immense Vorteile. Nicht zu unterschätzen ist auch die Tatsache, dass ich mit weniger Kilos im Gepäck die Welt bereisen kann.
Wer trägt Ihr Gepäck?
Niemand. Was nicht in meinen Rucksack und in die Fototaschen passt, muss zu Hause bleiben. Ich bin allein unterwegs mit Zelt und Kameras.
Was soll ein perfektes Bild beim Betrachter auslösen?
Das Wesen meiner Art von Fotografie besteht darin, echte Bilder einzufangen. Es wird nichts inszeniert, die Personen auf den Fotos haben keine Anweisungen erhalten. Ich erfasse die Realität genau so, wie sie ist. Ein gutes Foto erzählt eine Geschichte. Eine solche Geschichte kann man durch das Thema, die Umgebung und den Kontext sehen.
Welches Bild möchten Sie unbedingt noch machen?
Als Fotograf muss man zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. Ansonsten ist der Moment verflogen. Ob er je kommen wird, dieser Moment? Wir werden sehen – und sofort abdrücken.
Apropos «abdrücken»: Wie lange mussten Sie auf den Auftritt der Bärenfamilie (siehe Bild) warten?
Ein Guide hat mich zu einer Lichtung gebracht, wo man schon öfter Bären gesehen hat. Ich habe tagelang in einem windigen Unterstand gekauert, bis sie plötzlich vor meiner Linse standen. Ein Glücksfall sondergleichen!
Lieben Sie die Kälte? Sie reisen immer wieder in nördliche Länder.
Im hohen Norden ist es nicht immer nur kalt. Frostige Nächte habe ich auch in Südafrika kennengelernt. Johannesburg liegt auf einer Höhe von über 1700 Metern, die Temperaturen liegen am frühen Morgen nur knapp über dem Gefrierpunkt.
Was sind Ihre Pläne für die Zukunft?
Wie kaum eine andere Branche, wurden wir hart von den Bestimmungen des Bundesrats in Sachen Corona getroffen. 72 geplante Veranstaltungen in knapp zwei Jahren mussten abgesagt werden. Die Einnahmen tendieren gegen null. Da gibt es nur eins: Zurück zum Start ist der Weg zum neuen Ziel.
Was unterscheidet Ihre morgige Veranstaltung von anderen?
Es wird Schweizerdeutsch gesprochen. Die Show von morgen Samstag ist nicht einem einzigen Land oder einer bestimmten Gegend gewidmet, sondern zeigt einen Ausschnitt aus meinem bisherigen Schaffen. Unter dem Titel «The Best of 11» nehme ich die Zuschauer mit auf eine Reise durch Schottland, Irland, Island, die Färöer-Inseln, Norwegen und Finnland. Wir werden zusammen nach Kuba und Madagaskar reisen und dem Rhein von der Quelle bis zur Mündung folgen. Aber auch die Schweiz werden wir nicht vergessen: Es werden neue Bilder aus der Show «Wanderland Schweiz» zu sehen sein. Als Wege dienten die bekannten nationalen Routen, die durch unser Land führen, die Via Alpina von Vaduz nach Montreux und der Jura-Höhenweg von Nyon bis Dielsdorf.
Ich möchte gerne in die Ferne schweifen. Haben Sie Vorschläge?
Wie wär’s mit Island? Nirgendwo auf der Welt habe ich derart spektakuläre und abwechslungsreiche Landschaften gesehen wie dort: Gletscher, Vulkane, Geysire, Thermalquellen und Lavafelder prägen die Insel.
Haben Sie nichts Wärmeres im Angebot?
Selbstverständlich. Kommen Sie einfach am Samstag in die «Bützenen». Ich stehe Ihnen und dem ganzen Publikum nach der Show – sie dauert übrigens 70 Minuten – für Fragen zur Verfügung.
«Best-of-Show» des Reisefotografen Corrado Filipponi. Samstag, 2. Oktober, 16 Uhr, Mehrzweckhalle Bützenen, Sissach. Freier Eintritt mit Kollekte. Bitte beachten Sie die Bestimmungen des Bundesrats im Kontext der Pandemie (Zertifikat). www.dia.ch